Review

Der Begriff Wahn repräsentiert eine Überzeugung, die

  1. logisch inkonsistent ist oder wohlbestätigtem Wissen über die reale Welt widerspricht und
  2. trotz gegenteiliger Belege aufrechterhalten wird, weil die
    persönliche Gewissheit der Betroffenen so stark ist, dass sie rational
    nicht mehr zugänglich sind. (Quelle: Wikipedia)

Das Wahn eine Krankheit ist wissen wir alle, doch das Wahn auch ansteckend sein kann beweist uns Koreas provokanter Regisseur Kim Ki -Duk mit seinem verstörenden Anti Kriegsfilm The Coast Guard.

Kim erzählt die Geschichte des 23 Coast Guard Platoon der an der Küste zwischen Nord und Südkorea stationiert ist. Die Coast Guard soll Nordkoreanische Flüchtlinge oder Spione davon abhalten die Grenze zu überschreiten. Ohne jegliche Warnung darf die Coast Guard in der Nacht jeden erschießen der die Grenze überschreitet. Eines hat sich der Soldat Kang fest vorgenommen, er will vor dem Ende seiner Dienstzeit unbedingt noch einen Flüchtling erschießen. Eines Nachts bekommt Kang die Gelegenheit seinen Traum doch noch zu erfüllen, denn er sichtet am Strand 2 Personen. Ohne zu zögern schießt Kang auf die Personen. Völlig von der Rolle schießt Kang sein ganzes Magazin leer und wirft anschließend noch eine Granate zu der Person die er durchlöchert hat. Von Kangs Opfer bleibt nicht viel übrig. Kang fühlt sich Stolz ohne überhaupt zu wissen auf wen er geschossen hat. Am Tag darauf stellt sich heraus das Kang auf ein Einheimisches Pärchen geschossen hat die sich Nachts volltrunken heimlich über die Grenze geschlichen haben. Damit hat sich Kang bei den Küstenbewohnern keine Freunde gemacht. Sowohl Kang als auch die junge Frau die seinen Angriff überlebt hat erlitten nach dieser Nacht ein Trauma. Ganz langsam verfallen beide immer mehr dem Wahn der sich später über die ganze Küste ausbreiten wird.

Kritik:
Kims Film ist nach 30 Minuten entschieden. Es ist wirklich kein bisschen Hoffnung auf ein Happy End in Sicht. Ganz im Gegenteil, alles wird noch viel schlimmer. Kangs großer Traum einen Flüchtling zu erschießen hat sich in einen Alptraum verwandelt, ausgerechnet er der Vorzeige Soldat hat einen unschuldigen erschossen. Kang kann sich von diesem Trauma nicht erholen. Seine Freundin verlässt ihn und die Küstenbewohner hassen ihn. Anschließend versaut er es sich noch bei seiner Truppe und wird rausgeschmissen. Kang verkraftet den Rauswurf aus seiner Truppe nicht und verfällt dem Wahn. Genau hier wird der Zuschauer denken das sich eine Beziehung zwischen Kang und Mi -Yeong anbahnen wird da sie das gleiche Schicksal durchmachen. Kim macht uns tatsächlich auch noch Hoffnung darauf, doch wie heißt es so schön:

1: Es kommt immer anders.
2: Als Man denkt.

Es entwickelt sich keine Liebesgeschichte zwischen den beiden. Mi -Yeong wird zur Hure der ganzen Coast Guard und Kang wird immer verrückter. Doch bei 2 verrückten soll es nicht bleiben, denn die beiden schaffen es wirklich die ganze Coast Guard in den Wahn zu treiben. Spannungen und Misstrauen liegen in der Luft in der ehemals heiteren Truppe. Kim spielt mit den Zuschauern, denn hinter den schönen Bildern die er zeigt verbirgt sich Gewalt und Blut. Die Geschichte wird ständig absurder und verstörender bis man am Ende nicht mehr weiß ob es überhaupt Kang ist der Nachts ständig Leute aus der Coast Guard erschießt, denn eigentlich könnte es jeder sein, denn jeder Soldat hat ein Stück von Kang in sich.

Natürlich kann The Coast Guard einige Parallelen auf den Anfangs Teil von Full Metal Jacket nicht abstreiten, aber das stört gar nicht denn The Coast Guard ist ein eigenständiger Film der sich an keine Klischees bedient. Die Inszenierung ist natürlich vom feinsten. Das Drill Training der Schauspieler hat sich völlig ausgezahlt. Die Schauspieler haben während des Drehs vergessen das sie Schauspieler sind, Kim Ki -Duk wollte das sie Soldaten sind und genau das hat er geschafft. An dieser Stelle möchte ich auch mal wieder die grandiose Leistung von Jang Dong-Kun (Brotherhood) loben.

Viele Zuschauer werden wohl mit The Coast Guard nichts anzufangen wissen, verständlich denn der Film ist nicht leicht zu verstehen. Kim Ki -Duk zeigt hier nicht nur exzessive Gewaltdarstellungen sondern geht mit seinem Verwirrspiel auch noch an die Psyche des Zuschauers. Ich war allerdings völlig begeistert denn ich habe schon lange keinen Film mehr mit so viel Aussichtslosigkeit gesehen.

Fazit:
Ich habe vor The Coast Guard nur Samaria von Kim gesehen der mir leider nicht so zugesagt hat. The Coast Guard allerdings ist genial. Kim hat einen sehr ungewöhnlichen (Anti??) Kriegsfilm erschaffen. Der sehr Rohe Stil von Kim gefällt mir eindeutig besser als sein Wechsel ins Arthouse Genre. The Coastguard besticht mit einem sehr exotischen Szenario und hervorragenden Schauspielern. Kein Film für zwischendurch, und kein Film den man sich mit mehreren Leuten ansehen soll. The Coast Guard mag Geschmackssache sein und aufgrund seiner heftigen Bilder wird der Film wohl auf viel Kritik stoßen. Doch so mag ich es, schade das Kim Ki -Duk anscheinend solche Filme nicht mehr drehen will. 9/10 Punkte.

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