Weniger himmlisch, mehr handfest
Die „Fallen“-Reihe hat sich über die Jahre, angefangen mit dem angenehm überrumpelnden „Olympus Has Fallen“ und dem politisch aufgeblasenen, aber durchaus bissigen „London Has Fallen“, eine Identität als bodenständig-brutales Actionkino mit einem Hauch 90er-Nostalgie geschaffen. Geradlinig, kantig, ohne Anspruch auf Finesse, dafür mit ordentlich Stallgeruch. Mit „Angel Has Fallen“ versucht Regisseur Ric Roman Waugh, diesem Franchise nicht nur einen würdigen Abschluss zu verleihen, sondern gleichzeitig seinem zentralen Helden Mike Banning (Gerard Butler, in gewohnt knorriger Stahlbetonform) eine emotionalere Note mitzugeben. Und tatsächlich gelingt ein solider, stellenweise überraschend gefühliger Abschluss – allerdings keiner, der die Möglichkeiten des Settings oder seiner Figuren wirklich ausschöpft. Ein Film, der unterhält, ohne je zu glänzen. Ein Schlusskapitel, das schließt, ohne vollständig zu erfüllen.
Die Grundidee von „Angel Has Fallen“ ruft unweigerlich Erinnerungen an den Klassiker „Auf der Flucht“ wach – allerdings an die 1:1-TV-Nachmittagsversion, nicht an das präzise Uhrwerk, das Andrew Davis 1993 ablieferte. Der Leibwächter als Gejagter, der Mann aus der Mitte des Machtapparats plötzlich selbst zum Paria gestempelt – ein motivisch reizvoller Ansatz, der in der Theorie verheißungsvoll klingt. Doch die Art und Weise, wie Mike Banning ins Fadenkreuz der Behörden rutscht, wirkt stellenweise derart konstruiert, dass selbst ein Bond-Schurke die Augenbraue heben würde. Der Präsident (Morgan Freeman) überlebt einen Drohnenangriff, alle Indizien deuten auf Banning – und damit beginnt eine Hetzjagd, die dramaturgisch weniger wie ein geschmeidiger Thrillerablauf wirkt, sondern eher wie ein Flickenteppich funktionaler Plotbausteine. Die Verschwörung, die dahintersteckt, ist weder besonders überraschend noch clever, sondern erfüllt vor allem eines: die Mindestanforderung, um Banning durch amerikanische Wälder, Hinterhöfe und Bunkerlandschaften zu treiben.
Man spürt regelrecht, wie das Drehbuch bemüht versucht, die Puzzle-Teile der Verschwörung zusammenzuführen, ohne genügend organische Verbindungen geschaffen zu haben. So stolpert man stellenweise durch die Handlung wie ein Marathonläufer, der mit Bleiweste antritt: Vorankommen ja, aber elegant ist anders. Dennoch: Die Geschichte funktioniert als grober Rahmen. Nicht smart, nicht elegant, aber ausreichend spannend, um uns von Setpiece zu Setpiece zu tragen. Die Welt des Mike Banning ist hier weniger gläsern und pompös als in den Vorgängern, sondern schmutziger, unmittelbarer, geerdeter. Die Müdigkeit des Helden, die psychische und physische Erschöpfung, sind ein atmosphärisches Leitmotiv. Ein Ansatz, der der Reihe guttut – zumindest bis zu dem Punkt, an dem er sich selbst im Weg steht und die Dramatik ein wenig überbetont. Doch die Stimmung insgesamt bleibt kraftvoll genug, um den Zuschauer mitzunehmen.
Wer „Millennium Media“ kennt, weiß, was kommt: solide Handarbeit, ordentliche Härte, viel Blei, wenig Eleganz. Die Action wurde sauber inszeniert, manchmal mit überraschend physischer Direktheit. Waugh hat ein gutes Gespür für räumliche Klarheit im Gefecht – besonders die handgemachten Elemente – Faustkämpfe, Feuergefechte, Verfolgungen – besitzen jene robuste Direktheit, die Fans der Reihe seit Teil 1 schätzen. Doch wie so häufig bei Millennium, sind die CGI-Effekte nicht nur Schwachpunkt, sondern beinahe stilprägend. Besonders auffällig ist der Drohnenangriff zu Beginn: eine Szene, die in ihrem Konzept stark wirkt, aber visuell eher Richtung Videospielcutscene tendiert. Sie wirkt digital unsauber, stellenweise billig. Da hat „Olympus“ klar die Nase vorn – atmosphärisch dichter, härter, glaubwürdiger. Trotzdem: die Action funktioniert. Nicht brillant, aber treibend genug, um die 2 Stunden angenehm verfliegen zu lassen.
Gerard Butler ist und bleibt die liebenswerte Dampframme dieses Franchise. Auch im dritten Teil beweist er: Er ist eine Bank. Er trägt den Film mit der gewohnten Mischung aus stoischem Ernst, knorriger Präsenz und latenter Melancholie. Er strahlt genau das aus, was Banning braucht: unerschütterliche Loyalität und pragmatische Härte. Doch der eigentliche Showstealer – und das ist keine Überraschung – ist Nick Nolte als Bannings Vater Clay. Sein Auftritt sorgt für die dringend benötigte Auflockerung und bringt nicht nur Humor, sondern auch eine unerwartete emotionale Wärme in den Film. Morgan Freeman wirkt hingegen etwas unterfordert – aber selbst im Standgas ist Freeman immer noch Freeman.
Fazit
„Angel Has Fallen“ ist ein Film, der mehr sein möchte, als er am Ende ist, aber dennoch genug Substanz besitzt, um einen runden Deckel auf das Franchise zu setzen. Ein solide geschnürtes Actionpaket, mit einem butterfassenden Butler und einem großartig brummigen Nolte, das zwar nie wirklich über die eigenen Produktionsgrenzen hinauswächst, aber auch nie richtig abstürzt. Es ist ein Abschluss, der funktioniert, ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen – ein letztes Kapitel, das man mit einem Schulterzucken und einem zufriedenen Nicken schließt.