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Kinji Fukasaku kam hierzulande erst spät durch seinen kontrovers genialen Battle Royale zum Ruhm, doch in Japan kennt man ihn schon seit den 60ern vor allem als Regisseur von Yakuza-Filmen und ist dadurch Vorbild von z.B. niemand geringerem als Takeshi Kitano.
Einer eben jener Filme ist „Graveyard of honor“.

Im Zentrum des Geschehens steht Rikio Ishikawa (Tetsuya Watari), seineszeichens Kleingangster bei den Yakuzas. Er wird ziemlich schnell berühmt und vor allem berüchtigt durch seine Rücksichtslosigkeit und die Tatsache das er anscheinend gepflegt auf den Ehrenkodex der Yakuzas pfeift. Egal ob er durch seine Gewaltausbrüche Bandenkriege auslöst oder sich sogar gegen seinen eigenen Paten richten... er kümmert sich einen Dreck. Natürlich bringt ihm das mächtig Ärger ein und schon bald wird er aus der Unterwelt Tokyos verbannt.

Fukasaku beleuchtet mit diesem Film 2 Dinge sehr ausführlich. Als erstes hätten wir da den Zustand Japans nach Ende des Krieges und zweitens die trostlose Figur des Rikio.
Gerade in der ersten Hälfte des Filmes wird ein Tokyo gezeigt in dem Chaos herrscht. Die amerikanischen Besatzer marschieren noch durch die Strassen, Banden bekriegen sich, Yakuzabosse wollen sich tatsächlich als Politiker versuchen und die ehemalig versklavten Chinesen entladen nach ihrer Befreiung den angestauten Hass gegen alles was japanisch ist, so das die Polizei sogar mit den Yakuzas zusammenschliesst um die Übernahme von Shinjuku durch die Chinesen zu verhindern.

Die Figur des Rikio scheint fast ein Produkt dieser Welt zu sein. Seine Gewalt scheint ein Sinnbild für diese harte, unbarmherzige Zeit zu sein. Er kennt keine Furcht, egal ob vor seinen Gegnern, noch vor dem Tod und was das schlimmste ist: Er ist ein Rebell gegen die strengen Vorschriften der Yakuza. Er hofft selber einmal Pate zu werden und auf dem Weg dorthin kennt er weder Freund, noch Feind. In seinen Handlungen sieht man deutlich die Hoffnungslosigkeit gepaart mit Bereitschaft über Leichen zu gehen um nicht selber unterzugehen.

Passend zur nüchternen Stimmung der Geschichte präsentiert Fukasaku Bilder die sehr dokumentarisch und ungeschminkt wirken. Sobald das Chaos ausbricht hat man fast das Gefühl man stünde mitten im Gedrängel und würde durch die Gegend geschubst werden. Der Doku-Touch wird durch einen gelegentlich in Aktion tretenden Sprecher noch verstärkt, welcher dem Zuschauer einige Informationen zur Story gibt.

Hauptdarsteller Tetsuya Watari liefert sehr gute Arbeit ab und lässt den Zuschauer glaubhaft seine Reise in den Wahnsinn miterleben. Vor allem während der unkontrollierten Ausbrüche seiner Figur wirkt er fast animalisch. Im Grossen und ganzen kann man sich auch über den Rest der Besetzung nicht beschweren, auch wenn das eine oder andere mal ein englisches Wort etwas holprig ausgesprochen wird.

Es ist schwer von einem echten Spannungsbogen zu reden, da Spannung sich sehr unregelmässig entwickelt. Allerdings steht hier auch nicht die Spannung im Vordergrund, sondern die Beleuchtung eines persönlichen Dramas.

Fazit:
Gangsterdrama vor historisch sehr interessanter Kulisse. Leider mit einigen (wenigen) Hängern, überzeugenden Darstellern und depressiver Grundstimmung. Wer Action sucht sollte einen Bogen um diesen Film machen, aber wer ein gutes Yakuzadrama zu schätzen weiss sollte mal reingucken.

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