Lisas (Ida Galli) wohlbetuchter, um viele Jahre älterer Ehemann stirbt bei einem Flugzeugabsturz. Plötzlich ist die hübsche, junge Frau aufgrund einer Lebensversicherung, die zu ihren Gunsten ausgestellt wurde, Millionenerbin. Prompt melden sich diverse Liebhaber zurück, denn die junge Dame nam es mit der Treue nicht so genau und der Gatte war oft auf Geschäftsreise. Auch die Neue (Anita Strindberg) ihres Dahingeschiedenen pocht auf ihr Recht. Ein Versicherungsprüfer (George Hilton) heftet sich an Lisas Fersen, um zu überprüfen, ob sie nicht vielleicht doch etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun hat. Doch dann schaltet sich ein Mörder in das Spiel ein und die Karten müssen neu gemischt werden…
DER SCHWANZ DES SKORPIONS erblickte zur Blütezeit des Giallos das Licht der Welt. Argento hatte gerade seine inoffizielle „Tier-Trilogie“ (VIER FLIEGEN, NEUNSCHWÄNZIGE KATZE, GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE) unters Volk gebracht. Bava war mit seinem IM BLUTRAUSCH DES SATANS schon wieder dabei ein neues Genre zu erfinden.
Regisseur Sergio Martino – auch verantwortlich für „gelbe“ Klassiker wie DER KILLER VON WIEN, FARBEN DER NACHT, TORSO – gelang mit DER SCHWANZ DES SKORPIONS ein solider Vertreter des Subgenres, der alle Klischees bedient: Verquere Kameraeinstellungen, blutige Morde, Close-Ups von Kehlenschnitten, eine schwindelerregende Verfolgungsjagd über eine Wendeltreppe und natürlich die obligatorischen Busenblitzer… Die Schauspieler bestehen aus der A-Riege der damaligen Szene: George Hilton (bekannt aus diversen DJANGO-Filmen und Genre-Klassikern wie MY DEAR KILLER, DER KILLER VON WIEN, FARBEN DER NACHT), Ida Galli (BLUTSPUR IM PARK, Lenzis FLASH SOLO, SPUREN AUF DEM MOND) und Anita Strindberg (Fulcis LIZARD IN A WOMAN’S SKIN, SCHWARZE MESSE DER DÄMONEN, Lenzis DER BERSERKER).
Die Story an sich ist sehr typisch für das Genre. Der Killer – ein Maskenmann mit Schlapphut und Klappmesser, der an Bavas „Diabolik“ oder „Rorschach“ aus WATCHMEN erinnert – hat ein Faible für weibliche Opfer (aber nicht nur!). Hauptfiguren, die die Handlung tragen, sterben plötzlich weg, was das Augenmerk auf eine andere Figur schwenkt. Die Frage nach der Identität des Frauenmörders beschäftigt durchgehend: Handelt es sich um einen von Lisas Neidern? Hat Lisa mehr Dreck am Stecken, wie auf den ersten Blick ersichtlich? Oder ist vielleicht sogar Lisas Ehegatte gar nicht mal so tot, wie es scheint? Fragen über Fragen. Die finale Auflösung ist dann mal wieder so obskur und plemplem, rundet den Film aber insgesamt stimmig ab.
DER SCHWANZ DES SKORPIONS ist ein solider Giallo, sogar ein kleiner Klassiker des Genres. Gäbe es nicht diverse Beiträge, die ihren Job einen Tick besser machten (u.a. von Argento und Martino selbst), man hätte noch mehr Spaß an dem Werk.
Im Gedächtnis haften bleibt vor allem die Titelmelodie von Komponist Bruno Nicolai (mehrere Projekte mit Regisseur Martino und später Jess Franco), die locker an die großen Werke von „Goblin“ heran reicht und erst vor Kurzem in dem Meta-Giallo AMER Erwähnung fand.
Nacktheit: (+)(+)(-)(-)(-)
Thrill: (+)(+)(+)(-)(-)
Blut: (+)(+)(-)(-)(-)
Fazit:
Solider Giallo. Für Liebhaber unumgänglich.