Review

Major Roy McBride ist in die Fußstapfen seines Vaters gestiegen und zu einem Astronauten geworden. 20 Jahre nach dem Verschwinden seines Vaters wird er selbst auf die Mission geschickt ihn wieder zu finden...

Das wird schwierig, bzw. kann nicht klar rezensiert werden.
Einerseits ist der Film, wenn man realistisch anmutenden Science-Fiction mag ein optisches Brett! Schon die ersten Aufnahmen auf der Weltraumantenne sind absolut beeindruckend und auch während der Reise zum Neptun, gibt es überzeugende Zwischenstationen. Der Mond mit seinen Kratern, die rötliche Aura des Mars und auch die Raumschiffe und Anzüge sind einfach klasse. Zusammenfassend mit der hypnotischen Musik und der entschleunigten Erzählweise, aufgewertet durch die Off-Kommentare, würde ich sagen: Großes Kino, welches wirklich eine Leinwand im Kinosaal wert ist. Das geht Richtung Höchstpunkte...

...andererseits muss man aber inhaltlich einige Abstiche machen und auch die Figurenzeichnung lässt arg zu wünschen übrig. Ich gehe da mal näher drauf ein. Brad Pitt verleiht der einzigen tragenden Hauptrolle keinerlei Emotionen. Bestrebt ein perfekter Astronaut zu sein, der alle unwichtigen Dinge ausblenden kann und sich stets auf das Wesentliche und die Mission konzentriert, verkommt sein Charakter zu einer emotionslosen Maschine und dabei denke ich nicht an eine ultrakrasse Kampfmaschine, sondern eine mit viel Weichspüler gefüllte, hypnotische Waschmaschine im Schonwaschgang. Das passt zwar gefühlt sehr gut zur Grundstimmung des Films, ist aber inhaltlich einfach sehr dünn. Trotzdem liefert der Film keine weiteren Identifikationsfiguren, sondern degradiert sämtliche Nebendarsteller zu blassen Statisten. Selbst eine Ausstrahlungsbombe wie Donald Sutherland darf rückblickend sein Gesicht nur hier und da mal kurz reinhalten und wird danach sofort notoperiert. Liv Tyler, die im Sinne der Konzentration und Fokussierung sogar einmal in einer Szene unscharf dargestellt wird, liegt ansonsten einmal kurz im Bett und steht ein weiteres Mal in der Gegend rum. Darstellerische Anforderung einer Requisite. Eine weitere Chance emotionaler Regung verpasst der Film auf dem Mars durch die Stützpunktleiterin Helen Lantos, die zwar eine rührende Geschichte und selbstlose Hilfe bietet, dabei aber genauso funktional und emotionsgemindert, wie Brad das Brett rüberkommt. Nicht falsch verstehen, mir ist bewusst, dass das so gewollt sein muss, denn ich halte Brad Pitt für einen großartigen Darsteller, der einiges draufhat und sicherlich hier Schwerstarbeit in Zurückhaltung abliefert. Tommy Lee Jones sei dann auch noch zu erwähnen. Er taucht im Film hauptsächlich als Foto auf, wenn das mal nicht meinen Eindruck verstärkt...

Die Story selbst zweckdienlich, sehr gut überschaubar und kein großer Grund für Freudensprünge. Bei mir entsteht der Eindruck man hat hier unbedingt eine atmosphärische und vor allem optische Sensation schaffen wollen, das auch geschafft, nur sämtliche andere Bestandteile böse vernachlässigt. Letztendlich kommt es dann auf jeden Seher selbst an, wo er seine Schwerpunkte setzt, oder wo und ob der Film einen erreicht und mitnimmt.
Trotz der vielen Kritikpunkte, die mir nachträglich deutlich bewusst geworden sind, hat mich persönlich der Film während der Sichtung abgeholt! Ich war stellenweise schon durch die Off-Kommentare hypnotisiert und in Verbindung mit den Bildern entstand da ein beruhigender Sog, der mich gepackt hat. In dieser Stimmung wirken die Verfolgungsjagd auf dem Mond und der Pavianangriff fast schon störend, sind aber bei anderer Sichtweise sogar die Höhepunkte des Films...hab ich erwähnt, dass das schwierig werden könnte? Wie schon so oft, wenn ich nicht wirklich weiterweiß, bleib der Film jetzt erst mal in der Sammlung und muss irgendwann durch ein klärendes Rewatch.

Hier könnt ich jede Wertung zwischen 6/10 und 9/10 nachvollziehen...

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