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Wie schön dicht erzählt Billig-SF-Stoffe rüberkommen können, beweist Stuart Gordons "Fortress", der vom Schicksal eines Pärchens in einem Hochsicherheitsgefängnis handelt. Der Film mischt dabei bekannte Gefängnisfilmmotive mit konventionellem Big-Brother-Sci-Fi und setzt ansonsten reichlich auf Action und diverse gut ausgespielte Brutalitäten. Das genügt für einen netten Video-B-Film und nichts anderes will er sein.

Die Story vom zu überlistenden, alles kontrollierenden Computer wird allerdings schon sehr bald zum Filmhintergrund, wenn es nur noch darum geht, die liebe schwangere Ehefrau zu retten.
Wer der Action blind folgt, wird gut unterhalten werden, ansonsten bleiben jedoch reichlich große Löcher im Plot zurück, wenn zwar Träume kontrolliert und zensiert werden, es aber bei der Arbeit immer wieder unter den Häftlingen zu Unterdrückung und Gewalt kommt. Und wenn schon Sex-Träume ausgeschlossen werden, wieso wird dann mit Homo-Zwangssex gedroht? Vielleicht steht ja der Direx darauf.

Lambert ist dabei ein passabler einfallsreicher Everyman, nicht jedoch Last Action Hero. Dafür aber kann er sehr kontrolliert von seiner nackten Alten träumen und übersteht problemlos diverse Tage in der Gehirnwäscheschleuder, man muß ihn danach nur sechs Wochen in Ruhe lassen. Seinen Gesichtsausdruck hat er gleich aus "Highlander" mitgebracht, denn er leidet hier ähnlich.

Nicht weniger lächerlich ist dann auch das Faible, daß Kurtwood Smiths Direktor-Halbandroide für die Ehefrau entwickelt, was ich jetzt logisch nicht weiter verfolgen möchte, weil ich sonst vor Lachen vom Stuhl falle. Mit ihr können tut er nicht, Gefühle haben ist auch nur sehr vage, den roten Knopf oder so soll sie nicht anfassen - wir schaffen es schon, uns selbst zu stürzen. Jaja, die Macht der Gefühle. Putzig auch die robotischen Eingreiftruppen und ein Zentralcomputer, der mal allgegenwärtig und mal ganz woanders ist, per Eigenentscheid den Direktor absetzt (aussperrt, potztausend) und sich dann per einfachem Argument vom Gegenteil überzeugen läßt.

Alle brauchbaren Nebenfiguren werden selbstverständlich im Showdown geopfert und das glückliche Pärchen düst schlußendlich davon, ohne sich auch nur einen Dreck um Mitgefangene zu kümmern, die gerade den Bunkern auseinandernehmen. Hauptsache raus, Neckermann machts möglich.

Seien wir ehrlich, "Fortress" ist kreuzdämlich, aber eben auch reichlich hart und überraschend blutig, was einiges vergessen läßt. Deswegen sollte dieses Filmchen aber keineswegs kultverdächtig sein, das schafft es höchstens über den Mythos der total zerschnittenen deutschen Fassung.
Hirn raus, Video rein - manchmal funktionierts! (4/10)

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