Review

Das kurze Wiederaufglimmen des Spaghetti-Westerns Ende der 80er Jahre
war von kurzer, trauriger Dauer. Der Comeback-Versuch des Genres
unzähliger Klassiker aus den 60er Jahren scheiterte nach 2, 3
kläglichen Versuchen. Anscheinend sind beim Transport in die 80er
essentielle Bestandteile wie Charisma, Rohheit, Respektlosigkeit und
epische Breite verlorengegangen, die Filme wie „Spiel mir das Lied vom
Tod“ oder „Zwei glorreiche Halunken“ zu Galionsfiguren der Italowestern
machten. Die Kompensation fehlenden Kultpotenzials mit, zugegeben
optisch ansprechender, Härte hilft dem bis heute recht unbekanntem
Vertreter nicht.

Mit kopierten Versatzstücken aus „Django“, „Soldier Blue“ und sogar
„Rambo II“ versucht sich „Es geht um deinen Skalp, Amigo!“ über Wasser
zu halten. Selbst bei der sonst typischen Filmmusik wurden anscheinend
Melodieteile von Jerry Goldsmith’s Score zu „Rambo II“ geklaut.

Einzig Mapy ( oder Mapi ) Galan sorgt dafür, dass der Spätwestern nicht
ganz absäuft. Sie ist in ihren schauspielerischen Fähigkeiten zwar
ebenso eingeschränkt wie der Rest der Darsteller-Riege, kaschiert dies
aber aufgrund ihrer optischen Reize. Sie ist wirklich eine Augenweide.
Galan spielt oder vielmehr verkörpert die hübsche Häuptlingstochter
Yarin, die sich zu und später mit einem ehemaligen Soldaten des
Colonels flüchtet, der wiederum alle Bewohner samt Vater Yarins
dahingemeuchelt hat und nun auf der Jagd nach den Beiden ist. Dabei
gestaltet sich die Flucht und die gelegentlichen Scharmützel zwischen
dem Pärchen und den Soldaten als ziemlich langweilig. Meist fühlt man
sich mit Fragen konfrontiert, die sich eher mit logischen Aspekten der
Geschichte auseinandersetzt. Wo hat Yarin die klaffende Wunde, die eine
so gut sichtbare Blutspur hinterlässt? Wenn zwei Pferde zur Flucht
bereitstehen, ist es dann nicht erlaubt, das Pferd zu nehmen, auf dem
ein toter Soldat sitzt? Wo am Horizont befindet sich der Hinweis, wohin
Yarin geflüchtet ist, dass Hondo, ein Indianerscout das mit einem Blick
erkennen kann? Weiteres Kuriosum ist der nie pfeilversiegende Köcher
Yarins, der auch noch die Fähigkeit hat, sich je nach Situation auf
wundersame Weise zu füllen oder zu leeren. Diese hochtrashigen Elemente
bringen ungewollt Spaß beim Betrachten, andere jedoch trüben das
Vergnügen. Waren Italo-Western für ihre tollen spanischen Drehorte
bekannt, so sehen die Ausstattung und die Location extrem billig aus.

So kommt der Abgesang in leisen, traurigen Tönen und „Es geht um deinen
Skalp, Amigo!“ macht Lust auf einen wahren Spaghetti-Western.

Details
Ähnliche Filme