Die Actionfilme und –helden von heute werden zunehmend von der US-Hip Hop-Kultur vereinnahmt. Dies fällt besonders auf, wenn man sich die Filme des „Matrix“-Kameramanns Andrzej Bartkowiak anschaut. Trat in „Romeo Must Die” Kampfsportgigant Jet Li neben der leider verstorbenen Sängerin und Aktrice Aaliyah auf, tat es ihm Steven Seagal in „Exit Wounds“ nach. In seinem letzten Mainstreamfilm gibt er den Knochenbrecher neben dem Rapper DMX. Wie aus dem Baukasten ging es mit „Born 2 Die“ weiter. Diesmal war wieder Jet Li zu sehen und durfte seine eleganten Kampfsportmoves neben dem unbeholfen und unschön kämpfenden DMX vorführen. Es ist nichts gegen eine afroamerikanische Besetzung einzuwenden, doch problematisch wird es, wenn Darsteller in einem Actionfilm weder kämpfen NOCH schauspielern können.
So wirkt das Engagement von DMX in „Born 2 Die“ eher wie ein „Dicke Hose“-Rapvideo nach dem Motto „Guck mal, was für ein harter Hund ich bin... und übrigens ich habe neben dem coolen Jet Li gekämpft“. Dies ist als Daseinsberechtigung für einen Hauptdarsteller natürlich viel zu wenig. Dass Li z.B. kein Pacino ist, sollte jedem halbwegs mündigem Filmfreund klar sein, doch immerhin beherrscht er die (Film-)Kampfkunst perfekt...
Ansonsten ist die Besetzung durchschnittlich. Niemand sticht großartig heraus. Es sind zwei Clowns an Bord, die sich die witzigen Momente des Film brüderlich aufteilen: Tom Arnold und Anthony Anderson. Passenderweise ein schwarzer und ein weißer Komiker, die sich die eingestreuten Witze und blöden Sprüche teilen dürfen / müssen. Als Bösewicht macht Mark Dacascos einen guten Job. Warum er allerdings im Gegensatz zu Steingesicht DMX so wenig Screentime hat, bleibt das Geheimnis der Verantwortlichen.
Unter diesen befindet sich ein absoluter Gigant des Actionfilms: Joel Silver, der unter anderem für die „Lethal Weapon“-Filme und „Stirb Langsam“ verantwortlich war. Verglichen mit diesen Werken zieht „Born 2 Die“ ganz klar den Kürzeren. Es scheint, dass dem Actionkino von heute die Atmosphäre abhanden gekommen ist. Kaum noch ein Actioner, der so fesselt, wie der Hochhausreißer „Stirb Langsam“ oder so gut zu unterhalten weiß, wie „Last Boy Scout“ oder „Lethal Weapon“. Die Liste ließe sich beinahe beliebig fortführen.
Neben der berechtigten Kritik sollen die positiven Punkte dieser Produktion nicht ungenannt bleiben. Inszenatorisch kann man dem Film nichts vorwerfen. Die Action ist auf Höhe der Zeit. Zudem wird der Oberschurke schön explizit gerichtet, was sich wie eine kleine Reminiszenz an die Hochzeit der Actionfilme anfühlt. Zudem ist Jet Li immer eine Schau. Die leichten schauspielerischen Aufgaben erledigt er ohne größere Unfälle, die anspruchsvolleren Actionszenen sind ein echter Hingucker. Die Story ist zu vernachlässigen. Dies war beim eben erwähnten „Stirb Langsam“ auch so. Was „Born 2 Die“ fehlt, ist vor allem Atmosphäre. Allein mit spektakulären Kampfszenen oder Effekten wird es immer schwieriger Punkte zu machen. Der geneigte Actionfreund von heute hat dafür einfach schon zu viel gesehen.
Fazit:
6 / 10