Review

Im Bereich dumme Titel war Deutschland ja schon immer ein Marktführer, so wurde aus „Dracula A.D. 72“ mal eben „Dracula jagt Mini-Mädchen“. Sonst aber bekommt man wieder soliden Horror aus dem Hause Hammergeboten.


Vor über 100 Jahren konnte Prof. van Helsing (Peter Cushing) Graf Dracula (Christopher Lee) vernichten. Dabei verlor van Helsing allerdings sein eigenes Leben.
Gut 100 Jahre später ist alles anders. Die Millionenstadt London wird bevölkert von jungen Leuten, die Wohnungen besetzen, Drogen nehmen. Zu so einer Gruppe gehört auch Jessica van Helsing (Stephanie Beachem), die bei ihrem Großvater wohnt, der ebenfalls van Helsing heißt (natürlich wieder Cushing) und auch Professor ist. Er ist natürlich eine Nachkommen des großen van Helsing. Die Gruppe um Jessica lernt den merkwürdigen Johnny Alucard kennen, der mit ihnen Satan beschwören will. Bei der Aktion geht es rund, alle flüchten und Jessica muss ihre Freundin Lauren zurücklassen, die sich freiwillig als Opfer zur Verfügung gestellt hat. Als die Polizei später bei den van Helsings auftaucht und ihnen erklärt, dass Lauren tot ist und in ihrem Körper kein Blut mehr steckt, ahnt Prof. van Helsing, wer zurück sein muss. Und auch seine Enkelin schwebt in großer Gefahr, denn Dracula will Rache...


Auch der Hammerfilm geht mit der Zeit, mittlerweile befinden wir uns im Jahre 1972 und die Geschichte muss angepasst werden. Bauten und Handlungen wie im Jahre 1957 gibt es natürlich nicht mehr, wir befinden uns nun in London, einer Millionenmetropole mit ihrem Swinging life. Genau hier kann man auch schon den ersten Kritikpunkt ansetzen. Der Film kommt ein wenig zu langsam in Fahrt, fasst eine halbe Stunde wird dafür verschleudert, mit der Gruppe durch die Gegend zu ziehen. Klar, Charaktere müssen eingeführt werden, aber bitte nicht so lange wie in diesem Hammerfilm, wo die meisten eh keine Rolle spielen. Hinzu kommt eine recht nervige Anfangsphase mit viel Musik bei einer kleinen Hausbesetzung.

So muss man auch mit dem Makel leben, dass die Rolle um Dracula nur recht wenig Platz bekommt. Die Dialoge für Dracula sind wieder mal minimal und viel Screentime hat er auch nicht. Auch hier wird recht viel verschenkt. Immerhin bekommt man etwas mehr von Peter Cushing zu sehen, der schon früh ahnt, wer in London das Leben unsicher macht, glauben tut man ihm anfangs natürlich nicht.

So ist man zweigespalten. Die beiden Horrorikonen machen ihre Sache natürlich gut, wie immer eigentlich. Dafür aber, dass sich die Story mehr auf Johnny Alucard als auf Dracula beschränkt, wird man als Dracula-Fan nicht wirklich erfreut sein. So muss man sich auch nicht wundern, dass das Finale van Helsing gegen Dracula wieder recht schnell abgespult wird, immerhin vernichtet Cushing aber nicht nur Lee, sondern auch Johnny Alucard. Und wie so oft, gibt es mal wieder eine Reihe neuer Todesarten, wie man einen Vampir erledigen kann. Reines, fließendes Wasser ist hier mal ein Stichwort, wobei man dieses schon in „Draculas Rückkehr“ gesehen hat, wobei es hier ein wenig witziger ist.


Fazit: So recht weiß man nicht, was man von diesem Teil halten soll. Leider fokussiert man sich nicht so recht auf die eigentliche Story, sondern schafft mehr Raum für eine Nebenhandlung. So kommt es mir vor, Dracula ist hier fast nur eine Nebenfigur. Trotzdem bekommt man einen recht soliden Hammerfilm geboten, aber es gibt Weisgott bessere.

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