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Amerikaner in Europa, Teil 829: Die lustige Familie Kennedy zieht von New York um in das lauschige Dörfchen Wolfhead in Irland. Papa Colum sucht seine Wurzeln und will einen Roman schreiben, Mama Stella telefoniert, sucht eine Ausgabe der New York Times und braucht in einem Land von Teetrinkern dringend einen Kaffee, und die Kinder äußern hämische Kommentare. Und haben, glaube ich, eine Wette laufen, wer von den Eltern zuerst aufgibt und wieder zurück will. Colum findet tatsächlich seine Wurzeln, aber die schauen anders aus als gedacht, haben ihm seine Eltern doch ein paar Ketten hinterlassen. Äääh, Ketten? Andere Kindern bekommen die Trauringe der Eltern vererbt, oder den Familienschmuck. Aber Ketten? Wenn Colum diese Ketten anlegt dann erwacht das Wölfische in ihm, und wenn er dann dabei noch Sex hat mit der schönen Siobhan, dann passieren ganz wilde Sachen, und Colum kann als Wolfshund leben. So wie die meisten Bewohner des trauten Örtchens, denn hier ist niemand einfach nur Mensch …

Im Prinzip ist WOLFHOUND ein rechter Schmarrn, aber einer der das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Das Meiste wird nur angedeutet, weniges wird wirklich erklärt, und durch das niedrige Budget findet zum Beispiel auch der Schlusskampf zwischen Colum und dem bösen Macroth in Form von Großaufnahmen von Hunden und starkem Zeitlupeneinsatz statt. Dadurch entsteht eine ganz eigene Atmosphäre, ein Reich der Zwischenwelt wird aufgebaut, das vom Regisseur so vielleicht nicht unbedingt beabsichtigt war, aber trotzdem gut funktioniert. Stella als fremde Städterin, Colum als wiedergekehrter Sohn der seine Wurzeln wiederfinden muss um in einer animistisch-mystizistischen Welt zu bestehen, und dies alles in einer trist-verkommenen Umgebung bestehend aus herabgekommenen Steinhäusern und halbdebilen Eingeborenen. Faltenloser Hollywood-Lack ist das definitiv nicht, die Stimmung die hier mit einfachsten Mitteln kreiert wird hat mehr mit dem alten Europa zu tun als mit modernen Blockbustern.

Und dann immer wieder die Hunde. Diese Hunde, die sich frei durch den Ort bewegen und scheinbar überall zugleich sind. Die alles beobachten, und sich manchmal auch in Menschen verwandeln. Colum folgt den Hunden in den Wald und erlebt dort grenzwertige Dinge, die ihn aber mit neuem Wissen und neuer Kraft versehen. Der Verweis auf einen Initiationsritus ist klar, da allerdings stand dann wiederum das Budget vor einer ansprechenderen Umsetzung. Genauso wie die Hunde, die ausgesprochen liebevoll und traurig schauen, und als Boten einer animistischen Anderswelt nur begrenzt funktionieren, weil sie eher wie Abkömmlinge einer kuscheligen Hush Puppy-Welt scheinen. Da ist dann halt einfach die Vorstellungskraft des Zuschauers gefragt.

Genauso wie bei dem Wunsch, mal mit Julie Cialini zu kuscheln, die 1994 Playmate des Monats und des Jahres wurde, und hier ihre Vorzüge in düsterer Umgebung gerne und ausgesprochen vorteilhaft in die Kamera hält. Frau Cialini ist sehr wohl ein Grund sich WOLFHOUND anzuschauen, ist ihre Erotik doch wirklich ansprechend und relativ wild in Szene gesetzt, doch spätestens wenn die beiden Damen Regina Russell Banali und Julie K. Smith den armen Colum in Grund und Boden reiten, spätestens dann herrscht für ein paar Minuten ein ganz anderer Wind. Einer der hochgradig sexy weht und wirkt wie Monica Bellucci in BRAM STOKER’S DRACULA, die sich zwischen den Beinen von Keanu Reeves materialisiert. Eine starke und toll gemachte Szene. Und hey, Frau Banali ist Filmproduzentin, Regisseurin, Fernsehmoderatorin und Schauspielerin, die außer in Steven Spielbergs HOOK noch in jeder Menge Softcore-Streifen ihren ansprechenden Körper ins Bild gehalten hat.

OK, ich schweife ab. WOLFHOUND mag sicher kein großes Licht am Himmel der Filmwelt sein, und all die modernen Horror-Afficionados da draußen, denen bei der x-ten Neuauflage der alten Filme einer abgeht, werden sich voller Entsetzen abwenden und über das mickrige Budget und den nicht existenten Blutgehalt schimpfen. Aber in der richtigen Stimmung kann der Film durchaus Spaß machen - Wenn man sich darüber klar ist, dass dies KEIN Werwolffilm ist, und auch KEIN Horrorfilm nach gängiger Machart, so mit Jump Scares und Blutgedöns und so. WOLFHOUND kreiert eine mysteriöse Atmosphäre und spielt gekonnt mit dieser Stimmung, und vor allem verzichtet er auf den typischen amerikanischen Erklärbär-Schluss, was ich ihm ungeheuer hoch anrechne. Da kann dann auch verschmerzt werden, dass viele hübsche Nebenstränge einfach im Nichts verschwinden. Wieviel Film kann man für 19 Dollar 90 drehen, und dabei auch noch eine durchgehend mystisch-erotisch-interessante Stimmung beibehalten? Eben …

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