Review

Die Polizei ermittelt in einer Mordserie, die ganz nach dem Strickmuster von Fällen vor einem Jahr aussieht. Damals war es Shin Hyun, der grausam sechs Frauen umbrachte, mittlerweile wartet der im Gefängnis auf seine Hinrichtung. Die Ermittlerin Kim wird abermals auf den Fall angesetzt, das letzte Mal nahm sich ihr Partner das Leben, nun arbeitet sie mit dem impulsiven Kang zusammen. Um es kurz zu machen, die Nachforschungen mit den sichtbaren Teilergebnissen verlaufen nach dem gleichen Schema, wie es "Schweigen Der Lämmer" und "Sieben" bereits vormachten, Interview mit dem Psychopathen im Knast, Bibliotheksstunde, S.W.A.T.-Teams, die bei den falschen Verdächtigen auflaufen und eine clever kombinierende Kommissarin. Stets unterkühlt und wortkarg, manchen vielleicht etwas zu blass, spielt Jung-ah Yum ("Tell Me Something") die weibliche Hauptrolle. Ihrem männlichen Pendant Jin-hee Ji ist in seiner ersten Rolle dementsprechend der Part des unter David Fincher übermotivierten Brad Pitt zugefallen, der sich mit seinem Übereifer selbst in Gefahr bringt. Die Liste der Vergleichsmöglichkeiten zu den beiden, offensichtlichen großen Vorbildern aus Hollywood wäre ellenlang, zu der "verblüffend-originellen Schlusspointe", wie der Klappentext vollmundig verkündet, hat es beileibe nicht gereicht. Dabei fing alles viel versprechend an, denn zunächst schafft Regisseur Jong-hyuk Lee mit dunklen, verregneten Sets und schaurig-schönen Leichenfunden eine gelungene Atmosphäre, die auf tatsächlichen Thrill hoffen lässt. Doch der Plot gibt außer den Standards des Genres wenig überraschendes her, fast schon enttäuschend hangeln sich die Protagonisten durch die mysteriöse Story. Dreh- und Angelpunkt ist, auch für den Zuschauer, ob der Mörder Shin Hyun kopiert, oder ob der selbst etwas damit zu tun hat. Wo Genrehighlights die Aufmerksamkeit des Zuschauers fordern und diese mit kleinen Indizien füttern, ist "H" nur ein Krimi in ansehnlicher Aufmachung, bei dem es fast so scheint, als wäre der Titel vor der Idee dagewesen. Was unterm Strich übrig bleibt sind solide Darsteller, der Verzicht auf alberne Comedyeinlagen und einige schick morbide Ansichten plus einigem an Kunstblutsettings über die Großstadtkulissen verteilt. Was Jong-hyuk Lee in seinem Regiedebut nicht bietet sind funktionierende Schockmomente oder ein adäquater Spannungsbogen, der hier von der etwas dialoglastigen und stillebenhaften Art verhindert wird, die für neue Koreafilme nur zu typisch ist. Hat man sich erst einmal an der guten Kamera und den meist dunklen Sets satt gesehen, muss der Betrachter zunehmend mit ansehen, wie die Ansätze im Sande verlaufen und als rettender Strohhalm ein flugs ersponnendes Schockerende ohne großen Sinn herbeigeführt wird, womit wir wieder bei "Sieben" wären. Eigentlich ist "H" einer dieser Filme, wo man sich wünscht, etwas besseres darüber zu schreiben, doch genau genommen reicht es nur zu einem drögen Plagiat ohne eigene Impulse. Es ist eben noch kein David Fincher vom koreanischen Himmel gefallen.

Fazit: Abgesehen von einigen wirklich schicken Bildern der morbiden Art nichts besonderes. Für Spielfilmlänge ist das zu wenig. 4/10 Punkten

Details
Ähnliche Filme