Soul to Keep – das bedeutet, wir hatten wenig Budget, ein wenig Erfahrung und wir haben uns bemüht, ein bißchen originell zu sein. Und so beginnt das Komplimentesandwich…
Kleine Horrorfilme gehen häufig in der Masse unter, falls sie nicht eine gute Idee, eine wirklich beachtliche Ausführung oder zumindest einen begabten Regisseur haben, aber viele von ihnen sind wirklich einfach nur billiger Mist.
Ein bißchen billig sieht auch „Soul to Keep“ aus, aber wer die wirklich schlimmen 75-Minuten-Gurken gesehen hat, die fast täglich ins Internet abgegeben werden, weiß, wo die Nuancen von Qualität anzusetzen sind.
Also ich gebe gern zu: der Cast hier gibt sich wirklich Mühe.
Also, der weibliche Cast. Der männliche Anteil ist mehr so zum Vergessen. Offenbar versucht man gar nicht mehr erst, den üblichen Jocks, Kiffern, Podcastern, Nerds und generell versexten Abziehbildern irgendwelche Tiefe abzuringen.
Was auch daran liegt, dass die Basis der gleiche Stinkekäse ist wie in 5001 Rotzproduktionen: Gruppe von Freunden macht zum Kiffen, Saufen, Pillenschmeißen und Vögeln auf den Weg zu Großvaters heruntergekommener Farm, just von einem Geschwisterpärchen geerbt. Jo, und das machen sie dann erstmal ne halbe Stunde ausgiebig – komplett inclusive des Sportfreaks, des Trottels mit dem Internetkanal und der Wicca-Braut mit dem schwarzen Lippenstift. Der einzige Unterschied zu anderen Filmen ist die Anwesenheit von Sandra Mae Frank und die ist nun mal taub, weswegen die Jungs und Mädels hier alle 1A Gebärdensprache gepaukt haben. Dafür ein Lob.
Nach 30 Minuten gehts dann los: Pentagramm im Keller, Opfertierchen, Buch mit Beschwörungen – das müssen Trottel dann halt ausprobieren. Aber dann steigt einer lieber aus – und dennoch fährt Beelzebub irgendwie in die Gothicbraut. Und die dreht fortan am Rad, reitet diverse Jungs ein, kaut ihnen literally ein Ohr ab und infiziert nach und ihre Freunde, die dann auch eine dämonische Schlauchzunge zur Körperübernahme entwickeln, mit denen man Übles anstellt.
Das alles ist so abgedroschen wie halbwegs passabel gemacht, die Locations sind gut, die Kamera tut ihr Möglichstes, Gore gibt es nur wenig, aber dafür macht man halbwegs okay in Terror.
Auf die letzten 15 Minuten holen – und das rettet die Chose ein wenig vor der totalen Beliebigkeit – die Macher einen interessanten Twist aus der Hose, der das alles in einem anderen Licht erscheinen lässt und bauen doch noch einen halbwegs guten Showdown zusammen.
Um dann den qualitativen Kartenhausbau die üblichen 2 Sekunden vor dem Abspann mit einer unmotivierten und nicht recht erklärbaren Geste umzupusten.
Wie gesagt, alles in allem könnte es schlimmere sein, gerade auch weil die Wechsel in der Akustik (die Dämonenstimmen, die stillen Sequenzen aus Franks Sicht) die Sache etwas interessanter macht, aber wirklich originell geht anders. Und die ersten 30 Minuten sind halt einfach Totalgrütze.
Sollte man das zufällig anmachen, könnte jedem was Schlimmeres passieren, aber in der Drogenphase hab ich schon heftig vorgespult und es hat echt nicht geschadet.
Ich mühe das Ding mal auf 4/10 hoch, aber erwartet nicht zu viel.