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Der erste Teil schlug an der Kinokasse ein, also war Teil 2 eine sichere Sache. Dabei wurde der Film dermaßen hastig gemacht, dass man glatt vergas, dass eigentlich bereits zwei Jahre seit dem verhängnisvollen Sommer vergangen sind, als man den Titel „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“ wählte.
Das Ende von Teil eins (so blöde Schocker nach den Haupthandlung waren an sich bereits in den 80ern ausgestorben) erweist sich als Traum. Julie (Jennifer Love Hewitt) und Ray (Freddie Prinze Jr.) haben sich (mal wieder) getrennt. Das Ganze hat auch einen handlungstechnischen Grund: Als Julies beste Freundin Karla Wilson (Brandy Norwood) in einem Radioquiz gewinnt, muss natürlich noch neben bester Freundin Julie und Karlas Stecher Tyrell Martin (Mekhi Phifer) ein Neuer, Mitstudent Will Benson (Matthew Settle), auf die gewonnene Reise mitgenommen werden. Für einen Slasher geht der Anfang in Ordnung: Alle Figuren und die Grundsituation werden schnell eingeführt. Für Erdkunde-erfahrene Zuschauer wird noch die Fährte gelegt, dass Julies Antwort falsch ist (sie studiert also nicht Geographie). Wem Erdkunde am Hintern vorbeigeht, fällt das allerdings nicht auf.
Auf einer Autofahrt finden Ray und einer seiner Kumpel einen leblosen Radfahrer. Als Ray den Mann untersucht und feststellt, dass dieser tot ist, ergeht es seinem Kumpel (dem Fishermans Friend sozusagen) Schlitzerfilm-typisch auch gleich ans Leder (dass der Täter mal wieder Fischer Ben Willis ist, ist klar – schließlich hat man seinen Tod in Teil eins nicht gesehen); Ray kann entkommen. Schon hier nutzt „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“ die Idee des Hakens konsequenter: Der Freund darf in einer spektakulären Sequenz abnippeln, die wirklich nur mit einem Haken möglich ist. Warum der Fischer Ray nicht weiter verfolgt (schließlich will er ihm das Licht ausknipsen) ist allerdings nicht klar.

Auf der Insel wird auch dem nicht Geographie-erfahrenen Seher klar, dass sich die Reise als Falle des Fischers erweist, so schäbig und leer das Hotel ist. Abgesehen von der Klischee-beladenen Personalriege, inklusive gealtertem Voodoo-Hampel und dicklichem Entertainer, sind sie die einzigen Gäste. Doch immerhin bietet das Personal mit Jeffrey Combs als Leiter des Hotels und sexy Jennifer Esposito als toughe Barkeeperin zwei wirklich gute Schauspieler.
Was macht natürlich in einem derartigen Urlaub? Natürlich vor allem Sonnenbaden und Duschen, damit das mehr oder minder erwachsene Publikum auch was zu gucken bekommt. Bald kreuzt dann auch Fischer Ben Willis (Muse Watson) auf, der seine im ersten Teil verlorene Hand (schön wie man doch Fortsetzungen in Hollywood im Voraus plant) durch einen Haken ersetzt hat, und den Bodycount hochtreibt.
Für seinen Plot gewinnt „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“ echt keinen Blumentopf, aber irgendwie folgt ja jeder Slasher dem in „Halloween“ erfundenen Muster. Dabei bietet das Drehbuch dann auch solides Geschlitze, bei dem man die Opfer bereits im Voraus kennt (wozu ist das Personal sonst da?), ehe es zum Showdown kommt. Dabei ist die letzte Wendung des Drehbuchs (die „familiäre“) ebenso abzusehen wie das Auftauchen Rays zur Rettung (und die obligatorische Versöhnung mit Julie), aber Innovationen sind in diesem Genre wie gesagt Mangelware. Natürlich muss man am Ende noch so einen blöden „Schlussgag“ dranhängen, was mir sauer aufstößt.

Die Atmosphäre ist auch recht gut; vor allem die Schauplatzwahl erweist sich als guter Griff. Denn tropische Hotels sieht man selten als Schauplatz. Die Spannungsmomente sind dabei zwar ebenso künstlich wie in Teil eins (z.B. das Sonnenbad oder die Karaokeeinlage), aber halbwegs brauchbar.
Bei dem Film muss man an die Fortsetzungsregeln aus „Scream 2“ denken und lachen. Nummer eins: Es werden mehr Leute umgebracht – siehe oben: wozu ist das Hotelpersonal sonst da? Nummer zwei: Die Todesszenen sind besser ausgearbeitet – aber hallo! Auf geradezu akrobatische Weise wird der Haken ins alles geschwungen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist; ab und zu kommen auch andere Objekte wie die Heckenschere oder der Speer zum Einsatz.
Die Schauspieler sind nicht alle so besonders. Brandy (Popstars und Filme ist ja immer ein Auweia-Thema) und Mekhi Phifer geben die keifenden, aber coolen Klischeeschwarzen, die man bald in der tropischen See ersäufen möchte. Jennifer Love Hewitt bringt eine recht gute Leistung und kann zudem super schreien; außerdem kauft man ihr auch ab, wenn sie sich mal nach dem Motto „Die Axt im Haus erspart den Scheidungsrichter“ (oder so ähnlich) gegen den Killer wehrt. Jeffrey Combs bringt ein wenig schrägen Humor in den Film und Jennifer Esposito kann sowohl mit Sex-Appeal als auch Toughness in ihrer Rolle überzeugen, wobei Combs und Esposito schauspielerisch die besten im Ensemble sind. Die anderen Charaktere sind blass, aber nicht nervig.

Letzten Endes ist „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“ genauso gut oder schlecht (wie man es sieht) wie Teil eins; hier mit etwas weniger Spannung, aber dafür einem kleinen Plus an Atmosphäre. Also ein Neo-Slasher im oberen Durchschnittsbereich, der ganz nette Unterhaltung bietet.

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