„Ich hab gerade versucht, dich abzustechen – mir ist nicht sonderlich nach Tanzen!“
Nach dem Erfolg des Slashers „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ aus dem Jahre 1997, einer der ersten Kassenknüller nach dem durch „Scream“ eingeläuteten Comeback des Subgenres, gab US-Produzent Neal H. Moritz ein Jahr später eine Fortsetzung in Auftrag, für die mit Danny Cannon („Judge Dredd“) jedoch ein anderer Regisseur verpflichtet wurde. Es wurde der bis dato vorletzte Teil der Reihe und der letzte, der es in die Kinos schaffte.
„Es geht wieder los!“
Ein Jahr ist vergangen, nachdem Julie (Jennifer Love Hewitt) und ihre Freunde vom Fischer Ben Willis gejagt wurden. Julie studiert und ist mit Ray (Freddie Prinze Jr.), der sich als Fischer verdingt, liiert, doch die Beziehung kriselt. Ray möchte die Ferien mit Julie in Southport verbringen, doch sie lehnt ab. Am nächsten Morgen macht Julies Freundin Karla (Pop-Sternchen Brandy) bei einem Radiogewinnspiel mit. Die Frage nach der Hauptstadt Brasiliens beantwortet sie mit „Rio“ und gewinnt dadurch einen Wochenendtrip für vier Personen auf die Bahamas. Sie nimmt ihren Freund Tyrell (Mekhi Phifer, „Dawn of the Dead“-Remake) mit und Julie bietet Ray an, sie zu begleiten. Als dieser ihr Angebot ebenfalls ablehnt, lädt Karla ihren Collegefreund Will (Matthew Settle, „Beneath“) ein, der ein Auge auf Julie geworfen hat. Doch auf den Bahamas angekommen, beginnt erneut eine unheimliche Mordserie. Ist der Fischer mit dem Haken zurück und hat es wieder auf Julie & Co. abgesehen?
„Wie wär’s mit einem Freddy oder Jason oder wie die heißen?“
Diese direkte Fortsetzung versucht, die erfolgreiche Formel des Teenage-Slashers beizubehalten und kann mit Jennifer Love Hewitt und Freddie Prinze Jr. auf zwei Schlüssel-Schauspieler des Erstlings zurückgreifen. Der Film präsentiert Julie als verängstigte und paranoide junge Frau, die noch immer unter dem Eindruck des letztjährigen Horrorsommers steht. Er eröffnet mit einer Beichte Julies, der sich als Alptraum mitten im Unterricht (anscheinend nicht ganz so gesund wie Büroschlaf) entpuppt. Ein Kurzurlaub würde ihr sichtlich gut tun, doch wäre sie angesichts des bevorstehenden Hurrikans sowie der Mordserie auf der Bahamas-Insel besser zuhause geblieben. Unsere Reisegruppe und der Zuschauer werden dort konfrontiert mit so skurrilen Gestalten wie einem Gepäckträger, der nebenbei eine Art Voodoo-Priester (Bill Cobbs, „Das Haus der Vergessenen“) ist und sich schnell verdächtig macht, einem undurchsichtigen Rezeptionisten (Jeffrey Combs, „Re-Animator“) und der albernsten komödiantischen Nebenrolle überhaupt, einem nervigen Kiffer (Jack Black, „School of Rock“). Tyrell wird die Rolle des ewig Notgeilen zuteil, Karla hingegen wirkt in ihrer Lebensfreude durchaus sympathisch und Ray wird auch noch in das Geschehen eingreifen.
Der Film versucht den Eindruck zu erwecken, dass es sich beim Mörder möglicherweise gar nicht um Ben Willis, sondern um einen Trittbrettfahrer handelt, was jedoch nicht so recht funktionieren will. Ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen, gibt es im Finale dann doch eine gelungene Überraschung in Form einer interessanten und für das Genre ungewöhnlichen Dopplung. Dafür fällt der Showdown eher unspektakulär aus, ist die Schlusspointe mittlerweile arg abgenutzt und bleibt das Motiv für all die, über Julie & Co. weit hinausgehenden, Morde unklar. In Bezug auf optische Härte aber legte man ein paar Scheite drauf und hat in Sachen blutiger Spezialeffekte und Maskenarbeit mehr zu bieten als Gillespies Original. Sleazige Tatsachen gibt es hingegen weiterhin keine zu sehen, was aber, um nicht missverstanden zu werden, nicht negativ ins Gewicht fällt. Alles in allem ist „Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast“ mit seinen schnieken Urlaubskulissen im Gegensatz zum kargen Fischerdörfchen weitaus weniger atmosphärisch als der Vorgänger ausgefallen und insgesamt in Sachen Charakterzeichnung, psychologischer Komponente etc. flacher und viel weniger ernstzunehmen als der konsequent humorlose „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ – und während sich ersterer längst seinen Platz in den Annalen der Subgenre-Klassiker gesichert hat, kommt der Nachfolger bei aller kurzweiligen Unterhaltung nicht über das Stigma eines typischen Fortsetzungs-Schnellschusses hinaus.