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Die verwitwete Nora Quail bittet den befreundeten Ex-Polizisten James Lasombra, dem Verschwinden ihrer Teenager-Tochter Amanda nachzugehen, die laut der Aussage einer Mitschülerin zusammen mit ein paar anderen Kids vor Kurzem auf einer Brücke ein Ritual durchgeführt hat, um den "Empty Man" herbeizurufen. Tatsächlich scheint an der Geschichte etwas dran zu sein, denn unterhalb der besagten Brücke entdeckt James die Leichen von Amandas Freunden, die sich allesamt selbst erhängt haben. Lasombra schnüffelt weiter nach und kommt so einer obskuren Sekte auf die Spur, die den "Empty Man" verehrt und seine Wiederkehr auf Erden vorbereitet... "Bye Bye Man", "Slender Man"... "Empty Man"? Nicht ganz, denn diese Adaption einer Graphic Novel ist doch merklich schwerer zu greifen als der übliche US-Fließband-Horror und zielt in Anlegung und Machart auch auf einen völlig anderen Bereich ab: Nicht oberflächliche Schocks und Jump-Scares en masse stehen hier im Vordergrund, sondern die nachhaltige Verstörung des Betrachters und das Erzeugen eines latent beunruhigenden Feelings à la "The Mothman Prophecies", der sich als ähnlich vager und diffuser Genre-Beitrag irgendwie zum Vergleich anbietet. Man kann ergo verstehen, dass Disney mit "The Empty Man", der einer der letzten Filme gewesen ist, die noch vor der Übernahme von Fox produziert wurden, nicht wirklich etwas anzufangen wusste und ihn, um ihn unter den Tisch zu kehren, ohne viel Tamtam Ende 2020 in die Pandemie-gebeutelten Kinos gebracht hat, wo er dann auch absehbar gefloppt ist und seitdem ein reines Streaming-Dasein führt. So gibt sich das Ganze nun, wie es in solchen Fällen immer ist, aufgrund von positiver Internet-Mund-zu-Mund-Propaganda im Nachhinein als zukünftiger Kultfilm-Kandidat... was allerdings keinesfalls bedeutet, dass es sich bei "The Empty Man" auch um einen wirklich gelungenen Streifen handelt, der zu Unrecht verkannt wurde. Bereits die überlange Intro-Sequenz lässt mit ihren mäßigen VF/X (sprich: Green-Screen-Backgrounds mit deutlich gerenderten Berg-Panoramen) nämlich so einiges zu wünschen übrig und im Anschluss daran wird's nicht wirklich besser, denn die langatmige Handlung kommt da nur sehr schwerfällig in die Gänge und wirft im weiteren Verlauf statt für kribbelige Spannung zu sorgen in einer Tour nur Fragen über Fragen und noch mehr Fragen auf. Auf irgendwelche Antworten darf man da aber lange warten, denn dafür werden hier innerhalb einer "Angel Heart"-mäßigen Detektiv-Geschichte doch erheblich zu viele Genre-Motive in die Waagschale geworfen, die irgendwie nicht zusammenpassen wollen (von Psycho-Trips bis hin zu Endzeit-Sekten). So muss man Regisseur David Prior (ohne "A."!), der zuvor lediglich für Making-Ofs und DVD-Extras einiger David Fincher-Streifen verantwortlich gezeichnet hatte, attestieren, sich bei seinem Spielfilm-Debüt überambitioniert auf die Schnauze gelegt zu haben. Das hervorstechendste Merkmal von "The Empty Man" sind dann auch die inhaltlichen Durchhänger, die sich aufgrund der aufgeblähten Laufzeit von über 130 Minuten (die man auch mal eben LOCKER um mindestens eine halbe Stunde hätte entschlacken können!) nicht vermieden ließen, was in einem durch die Bank frustrierenden Film resultiert hat, der bewusst an allen Zuschauer-Erwartungen vorbeigeht. Für mich hat er überhaupt nicht funktioniert.

4/10

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