Inhalt:
Yu Yan San (Huang Pa Ching) ist alt und schwach, er erwartet seinen baldigen Tod. Sein umfangreiches Erbe soll nicht in die Hände seines skrupellosen Bruders Yu Wing Sang (Johnny Wang Lung Wei) fallen.
Daher beschließt Yu Yan San, die schöne und junge Jing Dai Nan ("Kara" Hui Ying Hung) als seine 2. Frau zu ehelichen, damit diese berechtigt ist, das Testament zu Gunsten seines Neffen Yu Jing Chuen (Lau Kar Leung) zu vollstrecken.
Yu Yan San stirbt, und seine Witwe Jing Dai Nan begibt sich nach Guang Chau, der Heimat Yu Jing Chuens, dieser erwartet sie bereits und ist völlig überrascht, dass seine Tante wesentlich jünger ist, als er selbst.
Yu Jing Chuen lebt inmitten seiner Antiquitäten und Kalligraphien, zusammen mit seinem alten, leicht trotteligen und schwerhörigen Diener Ah Choi (Wong Ching Ho), sowie mit seinem Sohn Ah Tao (Hsiao Ho), der somit der Großneffe Jing Dai Nan´s ist.
Jing Dai Nan hat es erwartungsgemäß nicht leicht, sich Respekt zu verschaffen. Wer nimmt so eine blutjunge Frau schon als Großtante ernst? So treiben Ah Tao und seine Kommilitonen (u.a. Lau Kar Fei aka Gordon Liu) mit ihr manchen Schabernack.
Derweil arbeiten die Schergen Yu Wing Sans an einem perfiden Plan:
Während eines Masken-Balls, den Ah Tao und seine Freunde für Jing Dai Nan geben, sollen einige von ihnen für eine Schlägerei sorgen. Außerdem wird die Polizei durch einen fingierten Informanten dahingehend unterrichtet, dass dieser Masken-Ball die Tarnung für ein Drogengeschäft sein soll.
Jing Dai Nan und Ah Tao sollen -so das Kalkül der der Schergen Yu Wing Sans- von der Polizei mit auf die Wache genommen werden, und erwartungsgemäß würde Yu Jing Chuen ihnen dort posthum beistehen.
Das verlassene Haus soll darauf hin nach dem Testament Yu Yan Sans durchsucht werden.
Und so geschieht es. Die Polizei hat letztendlich keine Beweise gegen Jing Dai Nan und Ah Tao in der Hand, und entlässt beide, nachdem Yu Jing Chuen die Wache erreicht hat.
Wieder zu Hause angekommen, ist das Testament entwendet.
Jing Dai und Ah Tao sind nunmehr entschlossen, das Testament wieder an sich zu bringen. Sie trainieren hierfür mit Yu Jing und dessen Brüdern (u.a. Lam Fei Wong), alles Herren im Senioren-Alter!
Doch Jing Dai und Ah Tao beschließen letztendlich, das Haus Yu Wing Sans und seiner Schergen (u,a, Wilson Tong und Kwan Yung Moon) selbst aufzusuchen und den Show-Down zu wagen.
Hier werden sie schon erwartet, und Yu Wing San verlangt von Dai Nan, ein Dokument zu unterzeichnen, dass ihn als alleinigen Erben Yu Yan Sans legitimiert.
Doch da macht Dai Nan nicht mit!
Und Ah Tao gelingt es, seinen Vater Yu Jing Chuen und seine Onkels als Verstärkung herbeizuholen...., und die Herren Senioren gehören längst noch nicht zum "alten Eisen".......
Fazit:
Ziemlich gut! "My young auntie" ("Mein junges Tantchen") heißt der kommödiale, insgesamt sehr unterhaltsame Eastern Lau Kar Leung´s aus den Studios der Shaw Brothers..., der zu dessen erfolgreichsten Filmen gehört.
Mir gefiel der Streifen bis auf einige kleine Unzulänglichkeiten sehr gut.
Zu bemängeln wäre, dass diese doch ziemlich einfache Story mit fast 2 Stunden Laufzeit doch etwas lang geriet. Zwar kommt in diesem Streifen keine Langeweile auf, doch hätte Lau Kar Leung seinen Film durchaus etwas raffen können. Außerdem sind einige Fights vielleicht doch etwas sehr slapstickhaft geraten und mitunter die Hongkong-Commedy leicht überzogen.
Doch sieht man über diese letztendlich kleinen Unzulänglichkeiten leicht hinweg. Dazu hat diese Eastern-Kommödie einfach zu viele starke Momente, viel herzhafte KungFu-Action mit erstklassig arrangierten und langgezogenen Fights, ein absolut spielfreudiges Darsteller-Ensemble und auch durchaus gelungene humoristische Einfälle.
Zu den gelungensten kommödialen Szenen gehören natürlich jene, die sich mit dem Altersunterschied der beiden einzelnen Protagonisten und mit "Kara" Hui Ying Hung als Land-Ei in der Stadt befassen.
So eine junge Tante, zumal auch noch Großtante..., ja wer ist denn mit Mitte 20 Großtante? Und "Kara" Hui Ying Hung spielt diese doch etwas undankbare Rolle ganz ausgezeichnet. Und sie kommt vom Lande in die große Stadt..., und will da modetechnisch mithalten..., aber auf High-Heels läuft die junge Dame erstmals...., au Backe!
Und Hsiao Ho passiert es natürlich, auch mal ein Auge auf seine hübsche Großtante zu werfen..., schon eine witzige Szene, als Lau Kar Leung ein Bild aufhängen will, und dabei auf die Kommandos seines Sohnes hört ("... höher, höher..."), dieser aber damit das Hosenbein "Kara´s" meint, als er diese bei der ganzen Aktion klammheimlich durchs Fenster beim Ausziehen beobachtet..., tz tz tz.
Humoristisch überzeugend kommen auch die Szenen während des Masken-Balls rüber, sehr viel Slapstick und swordplay. U.a. mit Florett, sieht man in einem Eastern eher selten.
Aber absolut köstlich sind hier Lam Fei Wong und Co. als die alten Onkels, die es in Sachen KungFu noch einmal wissen wollen. Sie nehmen unter der Leitung von "Kara" Hui Ying Hung eine Art paramilitärisches Training auf..., aber der Gelenkrheumatismus macht sich denn doch bemerkbar.
Aber den Show-Down ..., den darf die Altherren-Riege denn nun doch nicht verpassen, das ist für die Senioren-Bande denn doch eine Frage der Ehre.
Es ist Meister-Regisseur Lau Kar Leung in seinem Streifen gelungen, die Rollen mit spielfreudigen Akteuren zu besetzen. Allen voran Hsiao Ho und natürlich "Kara" Hui Ying Hung, die hier sowohl kampftechnisch mit höchster Agilität und Technik, als auch darstellerisch brilliert. Die attraktive Shaw-Actrice trägt den Streifen gekonnt und dies eher ernsthaft, sie sieht zu, dass sie die jungen Männer um sie herum zur Räson bringt.
Denn für den Witz sorgt der schalkige Hsiao Ho mit seiner wilden Kommilitonen-Truppe, und die machen es der ernsten "Kara" mitunter echt nicht einfach.
Dass Hsiao Ho denn das Anwesen Johnny Wang Lung Wei´s mit Soldaten-Helm und modernem Militär-Anzug stürmt, gehört m.E. zu den weniger gelungen Gags dieses Films. Hsiao Ho kann aber dennoch auch kampftechnisch überzeugen.
Und das gilt natürlich erst Recht für die gestandenen KungFu-Recken hier. Lau Kar Leung...., er führt hier nicht nur Regie, er agiert munter mit und arrangierte wieder mal ganz erstklassiges KungFu.
Johnny Wang Lung Wei und Wilson Tong, sie kommen erst im letzten Drittel dieses Streifens richtig zum Zug. Denn sie werden als Villains vor allem actiontechnisch gebraucht, sie sind daher der ernste Gegenpol und über ihre exquisite Kampftechnik brauche ich Eastern-Experten nichts zu sagen.
Lau Kar Fei (aka Gordon Liu), einer der absoluten SuperStars der Shaw Brothers, ist hier in einer sehr kleinen Nebenrolle Gaststar dieses Streifens.
Kwan Yung Moon, er versucht sich mit dem "eisernen Panzer" (hier "Qi Gong" genannt), einer Technik die nahezu unverwundbar macht. An ihm macht sich Hsiao Ho zu schaffen, und dieser Fight ist eines der Highlights während des Finales. Und Kwan hat einen absolut durchtrainierten, neidisch machenden Oberkörper..., alle Achtung!
Die Action, die KungFu-Fights, sie sind in diesem Streifen, wie es Lau Kar Leung´s Art ist, und sich für einen Eastern ja auch gehört, die Quintessenz.
Handkanten-Action und Waffenkampf sind rasant, akrobatisch-agil und langgezogen vorgetragen, und von Lau Kar Leung facettenreich und erstklassig arrangiert.
Die Kulissen sind zwar durchaus Shaw-typisch, doch auch nicht surreal. Lau Kar Leung achtete hier auf eine gewisse Zweckmäßigkeit, es sollte kein surreales Eastern-Märchen ala Chu Yuan entstehen.
Und das passte dann sehr gut, die typische Shaw-Atmosphäre blieb aber dennoch erhalten.
Ich gebe der Eastern-Kommödie "My young auntie" vom leider vor kurzem verstorbenen Lau Kar Leung sehr gute 8/10 Punkte.