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In den 80er Jahren lautete die Devise, dass man Gewalt auch mit Gewalt bekämpft, "Stand Alone" bietet auf diesem Sektor auch nichts neues, ist aber dabei erfreulich realistisch gehalten. Trotzdem ging Alan Beatties (Wo der Schrecken wohnt) zweite und gleichzeitig letzte Regiearbeit total unter. Mit Charles Durning (Dick Tracy, Die Rache des Gelynchten) und Pam Grier (Jackie Brown, Ghosts of Mars) sind immerhin zwei sehr bekannte Darsteller vertreten.

Einst war Louis Thibido (Charles Durning) ein Kriegsheld, nun ist er Großvater und hängt gerne bei seinem Kumpel Paddie (Bert Remsen) in dessen Imbiss herum. Genau dort wird Louis Augenzeuge eines blutigen Mordes, er beschließt hinterher mit Detective Isgrow (James Keach) zu kooperieren, was sich als großer Fehler herausstellt. Denn bei den Mördern handelt es sich um illegale Einwanderer, die sich mit krummen Geschäften über Wasser halten und nichts zu verlieren haben. Als ein erster Anschlag auf Louis verübt wird und Paddie obendrein zusammen geschlagen wurde, zieht Louis seine Aussage zurück. Er bringt seine Familie in Sicherheit und will sich allein diesen Leuten stellen. Dabei erhält er unerwartete Hilfe von Pflichtverteidigerin Cathryn Bolan (Pam Grier).

Bei "Stand Alone" bekommen wir es mit keinem typischen Helden zu tun. Als Kriegsheld wird Louis noch heute gefeiert, weil er in den 40er Jahren in Okinawa fünf Feinde nur mit dem Bajonett tötete und dabei eine wichtige Sprengladung legte. Heute hat er einen großen Bauchumfang und spielt mit seinem Enkel und einem ferngesteuerten Panzer im Garten. Sein Sohn ist vor geraumer Zeit gestorben, jetzt hat er nur noch seine Schwiegertochter mit ihrem Sohn. Mit dem Imbissbesitzer Paddie und der Pflichtverteidigerin Cathryn hat er weitere Freunde und mit den durchweg sympathischen Charakteren wird man als Zuschauer schnell einig. Es dauert auch nicht lange bis Louis Zeuge des Mordes wird, dabei kann er gerade noch in Deckung hechten, ein paar Schrotgeschosse verletzen ihn allerdings am Arm. Doch gerade jetzt sackt "Stand Alone" in ein Loch, denn die Mörder welche Louis beobachtet hat, sind beim Autodiebstahl erwischt worden und hocken nun im Knast. Cathryn soll sie verteidigen, lehnt dies aber ab und rät auch Louis keine Aussage bei der Polizei zu machen, da diese Typen gefährlich sind. Doch passieren tut in der ersten Filmhälfte nichts mehr. Louis steht nun im Konflikt mit sich selbst, ob er die Mörder identifizieren soll oder nicht. Detective Isgrow kocht dabei sein eigenes Süppchen und ist weniger um Louis Gesundheit besorgt, als die Täter für immer hinter Gitter zu bringen.

Was nun folgt sind endlose Dialoge und Konflikte mit Cathryn oder der Schwiegertochter. Louis geht dabei ganz normal seinen alltäglichen Tätigkeiten nach, bis die Mörder ihn entdecken und es zu einer kleinen Verfolgungsjagd kommt. Kurz darauf folgt ein Anschlag auf Louis Haus, wo auch Schwiegertochter und Enkel in die Schusslinie geraten. Also muss schnell die Familie in Sicherheit gebracht. In der zweiten Halbzeit zieht Beattie das Tempo deutlich an, wobei man auf richtige Actionszenen leider verzichten muss. Dafür bleibt "Stand Alone" sehr bodenständig, was die Intensität noch ein wenig verstärkt. Louis weiß sich zwar noch heute zu wehren, unter anderem mit selbst gebastelten Fallen, aber aufgrund seines Alters ist er in seinen Fähigkeiten eingeschränkt, was dieser Film auch gut aufzeigt. Im wirklich spannenden und gelungenen Finale unterlaufen ihm ein paar Fopas und ohne Cathryn wäre er aufgeschmissen. Hier muss er gegen fünf Gegner antreten die er mit Stromschlägen, Schusswaffen oder seinem Messer außer Gefecht setzt. Auch hier setzt Beattie nicht  fordergründig auf Schauwerte oder Brutalitäten, sondern bleibt auf dem Boden der Tatsachen. Charles Durning weiß sich auch glaubhaft zu präsentieren und spielt den ehemaligen Kriegshelden der seinen Stolz besitzt sehr gut. Das Selbe gilt für Pam Grier, der Beattie aber zuviel Aufmerksamkeit schenkt.

Die erste Filmhälfte ist wirklich lahm geraten, erst ziemlich pünktlich zur Halbzeit zieht Beattie die Spannungsschraube langsam fester und es darf zu kleinen Action-Intermezzos kommen, die im gelungenen Showdown ihren Höhepunkt finden. "Stand Alone" hat storytechnisch nicht sonderlich viel zu bieten, weiß aber durch gute Darsteller zu überzeugen. Der Film hat durchaus Charme und funktioniert auch ohne ausufernde Gewalt, müsste dem Zuschauer aber deutlich mehr bieten, um lückenlos zu unterhalten.

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