Also jetzt mal ganz ehrlich, was ist heutzutage eigentlich noch ein Menschenleben wert? Im Vorfeld der Sichtung von "Blue Story" hab ich mich ein etwas mit der Gangthematik in den Londoner Stadtvierteln belesen. Der hier dargestellte Alltag scheint dort in der Tat so zu sein. Unfassbar. Es gibt sicherlich viele Gründe für eine derartige Verrohung der Kids - dabei ist es völlig egal ob sie privilegiert, arm, intelligent oder dumm sind. In jedem Fall kann ich als Kind der 80er sagen, das es zu meiner Jugend nicht so war. Ich möchte in der Gegenwart nicht mehr 15-20 sein.
In diesem Gewaltdrama, welches augenscheinlich zu Teilen Leonard Bernsteins "West Side Story" als Vorbild nahm, geht es um die Freunde Timmy (Stephen Odubola) und Marco (Michael Ward). Beide kommen aus verschiedenen Stadtteilen, gehen aber auf die selbe Schule. Sie sind enge Freunde und teilen fast alles. Marcos Bruder ist aber einer der Anführer der rivalisierenden Gangs und der ist super darin, seinen kleinen Bruder zu indoktrinieren. Eines Abends wird Marco von Gangmitgliedern aus Timmys Viertel brutal zusammen geschlagen. Dieses Vorkommnis ist der Startschuss für eine Gewaltspirale die nicht nur Blut sondern auch den Tod nach sich zieht...
Darstellerisch gibts absolut nichts zu meckern. Die Jungs machen ihre Sache ordentlich und sind anfangs sogar richtig sympathisch. Doch wird die Sache schnell sehr plakativ und einfach. Man kann sich schnell denken in welche Richtung der Hase läuft und wohin die Moralkeule ausholt. Ich hätte mir weniger Brutalität dafür mehr Substanz gewünscht. Man erfährt zu wenig warum alles so ist wie es ist und woher die Jungs ursprünglich stammen. Das beide afrikanische Wurzeln haben, wird ja sogar thematisiert. Dadurch kann man sich nicht vollends in das Geschehen reinbegeben.
Ebenso ist das abrupte und wenig überzeugende Ende ein ganz großes Minus. Ich dachte allen Ernstes? Das muss doch jetzt erst richtig los gehen... Schade Marmelade..