Oftmals übersehen im Oeuvre Wes Cravens ist "The Serpent and the Rainbow" einer der effektiveren und phantasievolleren Zombiefilme, die zumindest ein wenig mehr an den Ursprung des Zombie-Mythos herangehen und ihn zeitgeschichtlich interessant in den Untergang des Duvalierregimes auf Haiti Mitte der 80er Jahre verpacken.
Bill Pullman in einer frühen Hauptrolle gibt hier einen Wissenschaftler, der nach den Ursprüngen der auf der Insel beobachteten Zombifizierung sucht, um das verantwortliche Mittelchen an einen Pharmakonzern weiterzugeben. Eingebettet in einen Prolog in Brasilien, in dem die Spiritualität des Ganzen durch verschiedene Visionen/Vorahnungen und das Auftauchen von Pullmans Totem-Tier (dem Leoparden) angedeutet wird, verlagert sich die Handlung fast vollständig auf die Insel Haiti.
Hier sprengt Craven mit dem knackigsten Lokalkolorit überhaupt sämtliche optischen Grenzen. Tatsächlich ist die Darstellung des Lebens der Einwohner in Verbindung mit den Voodookulten beinahe noch interessanter als die recht schmalbrüstige Horror-Story, in die der Film in der zweiten Hälfte hineinrutscht.
Anstelle die Suche nach dem Mittel zu einem psychedelischen und seelischen Trip zu machen, verfällt der Plot nach der Hälfte der Zeit in alte Horrorkonventionen, wenn sich ein Hauptgegner in Form des Chefs der Geheimpolizei ausmachen läßt, der gleichzeitig noch seine Kraft aus geraubten Seelen bezieht, die er mittels Ritual von Zombifizierten entzogen hat. Zuvor gibt's aber einiges aus dem Zombiemythos zu sehen, daß weit beunruhigender wirkt, als brutale Szenarios, wie sie von Zombie-Fans erwartet werden.
Auch wenn das Geschehen am Ende in einen halbwegs vorhersehbaren Showdown mündet, bleibt dem Film immer noch ein seine farbenprächtige, mystische und bedrohliche Optik. Der Zuschauer wird ständig durch Traumsequenzen und Visionen auf Trab gehalten, die meistens recht unvermittelt über ihn hereinbrechen. Dabei geht es dann auch schön drastisch zur Sache, wobei mit halbvermoderten Leichen, fetten Spinnen, Mörderschlangen, abgetrennten Köpfen und reichlich Blut nicht gegeizt wird, so daß auch Gore-Hounds etwas zu entdecken haben.
Dabei verliert sich der Film nie im Visionsfilz, sondern bleibt streng auf Kurs, obwohl er seine visuellen Stärken bis zum Selbstzweck ausreizt. Knüppelhart allerdings bleibt eine andere Szene im Gedächtnis, wenn Pullman bei der Geheimpolizei ein Nagel durch die Hoden getrieben wird. Da macht der Realismus mehr her, als der stärkste Effekt.
Der Film endet mit dem Zerfall des diktatorischen Regimes Duvaliers und dem Tod des bösen Geheimpolizeichefs, was in einer Parallelmontage serviert wird, wenn auch Craven zum Schlußkampf reichlich Effekte aus der Ghostbusters-Okkultküche aufbietet und damit den innovativen Eindruck wieder etwas relativiert.
Die Besetzung ist top, vor allem Pullmans Everyman kommt für uns normale Zuschauer sehr natürlich rüber und Zakes Mokae ist ein wirklich beängstigender Gegner.
Wer also mal was völlig anderes sehen will, als vollkommen abgenutzte bekannte Vorbilder, bekommt mit "Die Schlange im Regenbogen" einen kleinen Schatz zu sehen, bei dem man Phantasie und Härte nicht missen muß, aus einer Zeit, als Horror im Kino eher Independant-Underdog zu sehen war. Definitiv einer von Cravens Besten und leider auch noch einer der Unterschätztesten. (7,5/10)