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Im Vorspann wird dem Zuschauer suggeriert, er schaue das beschlagnahmte Rohmaterial der TV-Show "Have a Life", Reality mal wieder als Horroreskapade verpackt, könnte man meinen. Doch der plump scheinende Ansatz eines weiteren "Big Brother"-Slashers trügt, denn hinter dieser Ankündigung verbirgt sich ein etwas anderes Filmprojekt, das den Kern der Show, also das Haus, die Regeln usw. weitgehend ausklammert, denn die Kandidaten stecken bereits auf dem Weg dorthin mit einer Autopanne fest. Folglich spielt der ganze Film auf einem unscheinbaren Weg neben einem Acker, fertig. Drehbuchautor und Regisseur Ulrich Meczulat konzentriert sich auf die Interaktion zwischen seinen Figuren, die sich, als eine undurchsichtige Begleitperson auskekst, damit konfrontiert sehen, zu entscheiden, ob das plötzliche Geiseldrama Realität oder Teil der Spielshow ist. Freiwilliger Abbruch heißt, die große Chance zu verschenken, ignorieren heißt mitunter, ein Leben aufs Spiel zu setzen. Mit der Gruppendynamik hapert es von Anfang an, nicht nur zwischen dem Ex-Paar, der toughen Elke, und dem Aufschneider Dirk, auch Sonja, die mal was anderes machen wollte, und dem zunächst zurückhaltenden Tim haben ihre Rollen in der Punktegeierei. Immer dabei ist die Handkamera, was man schon aus diversen anderen Reality-TV-Fakes mit Thriller- oder Horroreinschlag kennt, doch selten so konsequent umgesetzt. Mit nur einer Hand voll Schnitten wird tatsächlich der Eindruck erweckt, Rohmaterial zu sehen, großes Kompliment an die Darsteller, die diesen Low Budget Film zu einem spannenden Kabinettstück emporheben, mit unglaublich langen Dialogen am Stück gedreht, umgeben von einer agilen Kamera, die oftmals rastlos ist. Damit ist dieser Independentfilm ein weiterer schöner Beweis dafür, was ohne großen finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen ist, wenn die Story tricky und die Schauspieler gut gewählt sind, um den geneigten Zuschauer jenseits des Mainstreamkinos mit seinen Effektorgien zu unterhalten. Nicht nur dieser Ansatz erinnert an den ebenfalls aus Berlin kommenden "Snuff Road", sondern auch dessen Besetzung des Psychopathen. "Broadcast Killer" lebt mit seiner bestechenden Schlichtheit von der Idee, Menschen unter Druck zu setzen und zu sehen, wie weit sie gehen würden, dazu reichen Meczulat fünf junge Leute, ein Auto und ein Feldweg für sein Thrillertheater. Manchmal wäre vielleicht noch etwas mehr Akzentuierung anstatt minutenlangen Geschreis schön gewesen, dafür ist die Pointe absolut gelungen. Von seinem vorigen "Teufel Von Rudow" und dessen TV-Look hat er sich hiermit klar entfernt, hin zum rauen Off-Film, ohne viel Blutvergießen, dafür mit sympathischem Humor.

Fazit: Wer kleine, feine Geschichten mag, sollte einen Blick riskieren. Mainstream- und Splatterfans: Finger weg. 6/10 Punkten

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