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Wie wenig eine prominente Besetzungsliste mit einem tatsächlich guten Film zu tun hat, kann man am Beispiel der generischen Superagentinnen-Soap Code Ava - Trained to Kill geradezu müstergültig nachvollziehen: Jessica Chastain (Interstellar, Die Erfindung der Wahrheit) spielt hier einen weiblichen James Bond, der für eine ominöse Organisation Mordaufträge auf der ganzen Welt durchführt. In ihrem Fach die Beste, unterläuft ihr jedoch ein (winziger und nahezu folgenloser) Fehler, weswegen sie nach Meinung eines ihrer Bosse selbst ausgeschaltet werden soll. Ein anderer Boss (oder sonstiger Wichtigmacher, denn "die Organisation" oder ihre Struktur wird zu keiner Zeit irgendwie beleuchtet) jedoch hält nach wie vor große Stücke auf sie und versucht sie zu schützen. Vor diesem dünnen Hintergrund - aufgelockert durch einige schwach bis miserabel choreographierte Action-Einlagen (wie nachts aus dem Brunnen im Park rausspringen) - breitet die Regie dann das ebenso unspektakuläre wie gähnend langweilige Privatleben der unglaubwürdigen Top-Agentin (mit ex-Alkoholikerin-Vergangenheit, ex-Freund bei der Schwester sowie pausenlos schwafelnder Mama) aus und läßt den Zuschauer angesichts riesiger Logiklöcher und an sich fehlendem Handlungsfaden nur mehr ratlos zurück...

Obgleich alle bekannten Darsteller ihr unzweifelhaftes schauspielerisches Talent schon mehrfach unter Beweis gestellt haben, kommen sie dennoch nicht gegen ein derart katastrophales Drehbuch an - bei Code Ava passt einfach überhaupt nichts zusammen. Das beginnt mit Titelheldin Chastain, die für die Rolle einfach viel zu klein, vor allem aber schmächtig erscheint: weder ist sie durchtrainiert noch wirkt sie irgendwie sportlich, dennoch prügelt sie sich spielend durch (bis zu einem halben Dutzend) schwerbewaffnete(r) Männer, die auf Kampfeinsätze trainiert sind und jeder für sich doppelt soviel wie sie wiegt. Selbstredend wird sie von keiner Kugel getroffen und trägt nahezu keine Blessuren dieser "Kämpfe" davon: ein nie erklärter Umstand, der zeitweise an eine schlechte Comic-Adaption erinnert. Zu dieser Unverwundbarkeit passt die kolportierte Vita als mittlerweile trockene Alkoholikerin erst recht nicht, zumal Ava mehrfach die Schnapsfläschchen im Kühlschrank anvisiert, es sich dann aber anders überlegt. Als sie zum Schluß dann doch dem Drang nachgibt und sich volllaufen läßt, hat dies für den nachfolgenden Kampf... absolut keine Konsequenzen: putzmunter beult sie sich mit dem Gegner, wozu also diese Alkoholiker-Story?

Während Männer grundsätzlich nur billiges Kanonenfutter für Super-Ava darstellen, haben zumindest die drei prominenten Herren der Schöpfung etwas längere Rollen zugeteilt bekommen: John Malkovich nennt sich Duke (wie der Unterweltboss in Die Klapperschlange), steht (passend dazu?) in langen Gummistiefeln beim Angeln im Wasser und spricht einschläfernd langsam - als Avas väterlicher Freund ist er bei den "Guten" zu verorten. Immerhin bekommt er einen netten Abgang spendiert, als er, mit einer langen Kette umwickelt, durch 2 winzige Gewichte vom ufernahen Holzsteg in die unergründliche Tiefe eines größeren Teichs gerissen wird...
Nummer 2 ist Avas ex-Freund Michael. Der hat, nachdem Ava Jahre zuvor einfach verschwunden war, mit ihrer Schwester Judy (die ihr kein bißchen ähnlich sieht) vorlieb nehmen müssen. Aber jetzt ist Ava ja wieder da und will (ist ja ganz normal) sofort dort weitermachen, wo sie vor 8 Jahren aufgehört hat. Fast wäre ihr das gelungen, aber Michael, die Bedächtigkeit in Person, pendelt sein weises Haupt: Judy ist schwanger. Ach scheiße, wieder nix! Der schwarze Gangsta-Rapper Common mit Glatze und Vollbart in der Rolle des sanften Frauenverstehers... wer hat sich diesen Cast bloß ausgedacht?
Schließlich Colin Farrell - der will Ava mit einer schallgedämpften Kanone erledigen, aber nix da, sie kloppen sich, dann setzt er sich plötzlich in den Sessel, hat keine Lust mehr und geht einfach. wtf?

Was mag sich Regisseur Tate Taylor, der u.a. mit seinem 2016er Girl on the Train einen sehenswerten Psychothriller abgeliefert hatte, bei diesem Schwachsinn nur gedacht haben? Ava - Trained to Kill ist von vorne bis hinten eine hanebüchen unstrukturiert zusammengeschusterte Scheiße, ohne Hintergründe, ohne Spannung, ohne Logik, roten Faden oder Klimax. Einfach sinnlose Zeitvergeudung: 1 Punkt.

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