Review

Kritiken von Verfilmungen, deren Grundlage ein Roman ist, sind unvermeidlich mit einem Vergleich verbunden. Umso interessanter ist eine unbefangene Perspektive, die nur den Film beleuchtet, ohne dabei mit der Buchvorlage vergleichen zu können, weil die Kenntnis darüber schlichtweg fehlt.
Aus der beschriebenen Sicht ist folgende Kritik verfasst.

„Dies ist die Geschichte des komplizierten Lebens und bitteren Untergangs von Coleman Silk.“

Mit diesen Worten zu Beginn des Films wird der Inhalt kurzum, auf den Punkt genau, beschrieben. Coleman Silk (Anthony Hopkins) ist Professor an einem College. Aufgrund einer zweideutigen Äußerung wird er mit Vorwurf des Rassismus konfrontiert und in Folge dessen muss er seinen Posten als Professor aufgeben. Darüber hinaus stirbt seine Frau im Anschluss an die Entlassung. Er macht jene Leute dafür verantwortlich, die diese Belastungen hervorgerufen haben. Er wendet sich an den zurückgezogen lebenden, inaktiven Autor Zuckerman (Gary Sinise) und bittet ihn die Geschehnisse in einem Buch zu thematisieren.

Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden und fortan scheint sich das Leben von Coleman wieder zu normalisieren, zudem er einen Vertrauten gefunden hat, dem er seine schwierige Vergangenheit erzählen kann. Doch die gegenwärtige Affäre mit der weitaus jüngeren Faunia (Nicole Kidman) impliziert weitere Probleme, mit denen Coleman zu kämpfen hat. Ob die grausame Vergangenheit beider Partner, oder die Bedrohung durch den Exmann (Ed Harris) von Faunia, gemeinsam müssen sie schwierige Umstände bewältigen.

Der Erzählstil ist eine Mischung aus Gegenwart und Rückblenden, was durchaus sehr ansprechend ist, zumal die Geschichte aus der Sicht von Colemans Freund und Autor Zuckerman erzählt wird. Durch das Zwischenspiel von Gegenwart und Vergangenheit ergibt sich eine Art Symbiose, mit dem Ziel der Erläuterung und Erklärung des komplizierten Lebens von Coleman Silk. In Hinblick auf die Beziehung zwischen Coleman und Faunia, darf man getrost von einer unkonventionellen und weitestgehend kitschfreien Inszenierung sprechen. Bedrückend ist das treffende Wort, um die Atmosphäre der Verfilmung zu beschreiben. Trotzdem es schöne Momente im Leben des Coleman Silk gibt, ist die Dominanz der menschlichen Makel eklatant.

Anthony Hopkins wird mit der dargelegten schauspielerischen Leistung als Coleman Silk seinen eigenen, hohen Ansprüchen gerecht. Dessen dramatisches Leben, das auf Lügen aufgebaut ist, wird mit Hilfe von Hopkins sehr glaubwürdig vermittelt.
Absolut ebenbürtige Leistungen legen Gary Sinise, als introvertierter, zurückgezogen lebender Schriftsteller und Freund Colemans sowie Ed Harris, als neurotischer, hasserfüllter Exmann von Faunia an den Tag. Einzig Nicole Kidman weiß als Faunia nicht immer zu überzeugen, da ihre Blicke bzw. die Gestik und Mimik teilweise aufgesetzt wirkt und deshalb mitunter unglaubwürdig erscheint.

Trotzdem ist „Der menschliche Makel“ nicht nur ein gut besetztes Drama, sondern ein Film, dem es wahrhaftig gelingt die Makel der Menschheit in Form von Diskriminierung, Lügen und Intoleranz schonungslos aufzudecken. (6/10)

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