Review

In diesem Review wird das Ende verraten, da es für meine Bewertung maßgeblich ist.

Elisabeth, unzufriedene Ehefrau des berühmten britischen Autors Lewis Fielding, macht Urlaub in Baden-Baden um zu sich selbst zu finden. Dort trifft sie auf den deutschen Gigolo, Poeten und Kleinkriminellen Helmut Berger. Als sie zurückkehrt, wird sie von ihrem eifersüchtigen Mann mit der Frage konfrontiert, ob sie eine Affäre gehabt habe, worauf sie nur ausweichend antwortet. Da Lewis gerade zufällig an einem Script arbeitet, das von einer reichen Britin handelt, die im Ausland fremd geht, will er sich von der Realität inspirieren lassen. Als Berger sich zufällig in London befindet, lädt Lewis ihn daher zum Tee ein...

"Die romantische Engländerin" schafft vor allem in der ersten Hälfte aus der skurrilen Ausgangssituation ein interessantes Psychospielchen zwischen den drei Hauptfiguren zu entfalten, das vor allem durch die Darsteller und Dialoge trotz des geringen Erzähltempos fesselt. Denn Berger bleibt über längere Zeit bei den Fieldings und wird später sogar Sekretär von Lewis, wodurch ein immer stärkeres Konfliktpotenzial als Spannungsbogen fungiert.

Das Drehbuch hat jedoch durchaus seine Macken. Berger ist von den dreien noch der nachvollziehbarste Charakter. Er macht keinen Hehl daraus, die Gastfreundschaft des Pärchens maßlos auszunutzen und füttert deren Egos durch seinen Charme gut genug, um trotzdem damit durchzukommen. Auch Elisabeth ist in ihrer Naivität, die sie selbst nicht erkennt, nicht unbedingt unrealistisch angelegt. Dass Lewis Berger jedoch trotz seiner Eifersucht vor allem deshalb da behält, um ihn in sein Drehbuch einzuarbeiten, ist da schon weit weniger glaubwürdig und wird auch prompt bestraft. Denn es kommt tatsächlich zu einer Affäre zwischen Elisabeth und Helmut. Statt in einem Höhepunkt zu enden flacht die Spannungskurve ab diesem Punkt leider rapide ab. Die beiden machen sich auf in den Süden Frankreichs und werden von Lewis verfolgt. Als Helmut bei einer Konfrontation mit einer Gruppe von Gangstern von diesen mitgenommen wird, kehrt Elisabeth prompt mit ihrem Mann nach England zurück.

Dass der Film die romantische Vorstellung der Flucht mit einem hübschen, gesetzlosen Ausländer im Sande verlaufen lässt, ist zwar ein interessanter Bruch mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, dass die Auflösung aber schlicht darin besteht, zur unglücklichen Ehe mit dem arroganten Ehemann zurückzukehren, enttäuscht und hinterlässt die Frage, welche Aussage hier eigentlich transportiert werden soll. Der Film endet, ohne einen echten Knackpunkt gehabt zu haben und da auch die Bildsprache durchgehend uninteressant geblieben ist, bleibt das Gefühl von viel verschenktem Potenzial. Denn insgesamt ist dieses teilweise durchaus intelligente und unkonventionelle Werk dann doch ein eher maues Filmerlebnis.

6/10

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