Review

Als Erwachsener einen reinrassigen Kinderfilm zu sehen ist natürlich immer eine Herausforderung, auch gerade der Bewertung wegen. Rein objektiv betrachtet zählt Das Königreich der Katzen aus dem Hause Ghibli aber sicher nicht zu den besten Filmen für die liebe Jugend.

Basierend auf dem Manga "Baron" von Aoi Hiiragi geht es auch im Animé um die Schülerin Haru, die mit dem stressigen Alltag in der japanischen Großstadt ganz einfach überfordert ist. Eines Tages rettet sie selbstlos einer Katze das Leben, die mit einem kleinen Geschenk im Maul eine Straße überqueren wollte. Sehr zu Harus Verblüffung bedankt sich der Kater bei ihr. In der nächsten Nacht prozessiert schließlich eine ganze Reihe aufrecht gehender Katzen zu ihrem Haus—es handelt sich dabei um den Katzenkönig und dessen Gefolge höchstpersönlich, denn die Katze, der Haru das Leben gerettet hat, ist niemand anderes als der Sohn des Katzenkönigs! Der König verkündet, dass Haru den Katzenprinzen heiraten wird, was der zunächst nicht zusagt. Am nächsten Tag gibt's dann Geschenke auf Katzenart: einen mit Katzenminze zugewucherten Garten, Unmengen lebendiger Mäuse, usw.

Einer fremden Stimme folgend wendet sich Haru schließlich ans Katzenbüro, wo ihr der Kater Humbert von Gikkingen, "der Baron", sowie dessen Gehilfen Hilfe anbieten. Genau in diesem Moment wird Haru schließlich ins Katzenreich entführt, wo sie sich selbst in eine anfangs noch sehr menschliche Katze verwandelt. Nur wenn sie es schafft, das Reich vor Tagesanbruch zu verlassen und in ihre eigene Welt zurückzukehren, hat sie die Möglichkeit wieder ein Mensch zu werden. Der Baron und seine Freunde wollen ihr dabei helfen. Oder will sie am Ende gar im Katzenreich bleiben und den Prinzen heiraten?

Was als zuckersüßes Animé beginnt, und mit dem grauen Kater und dem kleinen Geschenk im Mäulchen wirklich noch nett anzusehen ist, ändert sich dann schon bald, als Haru das Reich der Katzen betritt. Die aufrechten, angezogenen und absolut vermenschlichten Katzen sind nicht gerade phantasievoll. In fast jedem anderen Zeichentrickfilm für Kinder sind Tiere auf dieselbe Weise dargestellt. Was wäre also so schlimm, tatsächlich im Königreich der Katzen zu bleiben, selbst wenn man dann selbst eine Katze würde?

Selbst wenn die Katzen zwar als gastfreundlich dargestellt werden, so sind sie in ihrer Denkweise doch sehr stur und kurzsichtig und nerven mit der Zeit. Auch die Ideologie von Das Königreich der Katzen, nämlich, dass man an sich glauben muss, um die Verwandlung zur Katze abzuwenden, ist irgendwie an den Haaren herbeigezogen. Überhaupt wirkt der ganze Film arg bemüht, eine Message zum Thema Erwachsenwerden zu liefern. Das überaus hohe Erzähltempo in Das Königreich der Katzen stellt ein zusätzliches Manko dar. Die Jüngeren sind damit sicher überfordert, aber auch den Größeren zerrt das an den Nerven. Außerdem kann so kaum richtig auf die Gefühlswelten der Charaktere eingegangen werden und jeder Dialog, jede Handlung bleibt mehr als oberflächlich. Der Film würde zwar gern, kann aber wegen der kurzen Laufzeit von gerade mal rund 75 Minuten leider kaum in die Tiefe gehen.

Der Zeichenstil ist ebenfalls nicht gerade herausragend. Selbst wenn man sich bei der Gestaltung von Harus Zimmer und vor allem auch bei der Einrichtung vom winzigen Haus des Barons mit Liebe zum Detail Mühe gegeben hat, so wirkt der Rest ziemlich banal und teilweise fast schon lieblos gezeichnet, so dass Das Königreich der Katzen noch nicht einmal mit einem ordentlichen Zeichenstil punkten kann.

Ziemlich durchwachsen ist das Ganze also, und zudem ohnehin nur ein Spin-Off zu Whisper Of The Heart, dem u.a. der Kater "Baron" entnommen ist. Selbst aus der Sicht eines Katzenliebhabers heraus wird man Das Königreich der Katzen kaum etwas abgewinnen können. Arg bemüht und insgesamt zu schwach, um wirklich von Bedeutung zu sein, gerät Das Königreich der Katzen schon bald nach dem Sehen wieder in Vergessenheit. Schade.

Details
Ähnliche Filme