Review

Candyman 21
Der originale Candyman war ein Highlight in den horrormäßig bis Scream eher armen inhaltsarmen 90ern. Ein Horrorthriller im besten Sinne, mit einem recht deutlichen politischen Subtext und einem subtileren Subtext über die Macht der Erzählung. Virginia Madsen spielte sich die Seele aus dem Leib und Tony Todd wurde zum Horrorstar (als Übung für Final Destination). Es gab dann zwei Fortsetzungen, die wunderbar in die 90er passten, die waren nämlich absolut mies und vergessenswert.
Das Team um „Get Out“ Macher Jordan Peele kam irgendwann auf die Idee, den Stoff neu zu verfilmen. Das bot sich schon allein dadurch an, dass der Klassenkonflikt schon den originalen Candyman durchzog und natürlich gut zu den anderen Arbeiten des Teams (Get Out, Us) passte. Überraschenderweise hat man es aber nicht mit einem Reboot zu tun, sondern mit einer  echten Fortsetzung (auch wenn aus dem Original nur Vanessa Williams und Tony Todd dabei sind, und beide nur kurz) – und noch viel überraschender erreicht der Film die Klasse des Originals. Die Mythologie des Candyman wird geschickt erweitert – he is not a bee, he is the hive, es gab nach Todd noch andere Candymen, die alle gewaltsam bei rassistischen Übergriffen starben und zurück kommen, wenn man fünf mal ihren Namen vor einem Spiegel sagt. Wie Get Out schafft der Film es, die Spannung langsam aufzubauen und kontinuierlich zu steigern.
Die Geschehnisse des Originals sind zur Legende geworden, der heruntergekommene Häuserkomplex wurde abgerissen und gentrifiziert. Ein junger Künstler (wie Todds Figur, bevor sie zum Candyman wurde) auf der Suche nach Inspiration stolpert über die Legende und erweckt sie unabsichtlich zum Leben, wobei sie sich weiter verbreitet. Der Candyman wird zur Symbolfigur der (schwarzen) Unterschicht, die Unrecht mit Unrecht und Gewalt bekämpft.
Ich hatte nicht allzu viel von dem Film erwartet, allerdings hatte das positive Erlebnis mit Get Out doch die Hoffnung geschürt, die dann mehr als erfüllt wurde. Der Film ist ein cleveres Update des Originals und schafft es ebenfalls, eine Horrorgeschichte zu erzählen, die sich nicht in Schreckszenen verliert, sondern eine mehrschichtige Geschichte im Horrorgenre erzählt. Sehr erfreulich.

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