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Um nicht in den Knast zu wandern, muss Adam Sandler mit Jack Nicholson „Die Wutprobe“ bestehen.
An sich ist Dave Buznik (Adam Sandler) ein total lieber Kerl, der nie aufmuckt. Im Gegenteil: Er frisst jeden Ärger in sich hinein, weshalb er auch immer wieder Demütigungen durch seine Umwelt hinnehmen muss. So nimmt er es auch im Flugzeug hin, dass ihn alle Welt nervt und die Stewardess seine Wünsche ignoriert. Er lässt sich lediglich dazu hinreißen, sie leicht am Arm zu berühren – und wird wegen Körperverletzung angeklagt. Damit darf Sandler mal wieder Rolle des liebenswerten Schwächlings verkörpern, aber das hat er ja drauf.
Man verordnet Dave neben einer Geldstrafe noch eine Therapie bei Dr. Buddy Rydell (Jack Nicholson), einem Spezialisten im „Anger Management“, wie der Originaltitel des Films lautet. In dessen Therapiegruppe gerät Dave auch noch in Kontakt mit wirklich aggressiven Leuten – wie z.B. Chuck (John Turturro). Leider wird Dave durch Chuck in eine weitere Schlägerei verwickelt und landet wieder vor Gericht. Das übliche Sandler-Märtyrium halt, aber immer noch irgendwie witzig.

Die Richterin gibt Dave nur zwei Alternativen: Ein Jahr Knast oder 30 Tage intensive Therapie bei Dr. Rydell. Auch wenn Dave den leicht durchgeknallten Therapeuten nicht mag, so akzeptiert er zähneknirschend. Doch bald merkt er auf welche Pein er sich eingelassen hat…
„Die Wutprobe“ erfindet das Komödiengenre sicherlich nicht neu, denn Komödien, in denen ein dreister Sack einen Biedermann fast in den Wahnsinn treibt, gibt es wie Sand am Meer. So kann auch die Story nur mit wenigen Überraschungen aufwarten; allenfalls das Ende kommt vielleicht etwas anders als erwartet (auch wenn man am guten Ausgang der Geschichte nie wirklich Zweifel hegt).
Doch bei einer Komödie sind schließlich die Witze wichtig und hier kann „Die Wutprobe“ einige Lacher verbuchen. Selten war Jack Nicholsons breites Grinsen herrlicher zu genießen, denn neben dem verstörten Dave wirkt Buddy fast schon diabolisch. So resultieren die meisten Witze auch aus der Interaktion der beiden Protagonisten: Daves Verzweiflung gepaart mit Buddys Dreistigkeit kann oft zu Lachattacken führen (z.B. im Kloster der Shaolinmönche). Leider gibt es immer wieder kleine Durststrecken zwischen den total witzigen Szenen, weshalb der Film es nicht ganz zum Comedyhighlight schafft. Gags, die nicht zünden, gibt es glücklicherweise nur wenige (Buddys Frisierstab mag zwar witzig gemeint sein, wirkt aber eher peinlich als komisch).

Trotz der absurden Handlung hält sich „Die Wutprobe“ erfreulich zurück, was Gross Out Humor angeht (da ist mit der Anfangsszene aus Daves Jugend an sich das Schlimmste überstanden). Erstaunlichweise gibt es sogar ein wenig Gefühl, wenn es um Dave und seine Freundin Linda (Marisa Tomei) geht und auch in der Annäherung von Dave und Buddy menschelt es im weiteren Verlauf auch etwas. Doch Regisseur Peter Segal setzt dies gut dosiert ein, um nicht vom Humor abzulenken, weshalb nur das Finale etwas zu kitschig daherkommt.
Jack Nicholson ist mal wieder das schauspielerische Hightlight, denn seine Performance ist dermaßen ausgelassen, dass der Zuschauer Tränen lacht, und die restlichen Darsteller echt Probleme haben zu bestehen. Doch der Rest vom Team macht sich auch ziemlich gut: Adam Sandler hält sich erfreulich zurück und gibt einen wunderbaren Biedermann ab, Marisa Tomei ist als schnuckeliges Love Interest immer gut und auch in den Nebenrollen finden sich hochkarätige Darsteller wie John Turturro, Woddy Harrelson, Luis Guzman und Heather Graham.

Zwar gibt es zwischen Gags immer wieder Durststrecken und die Story gewinnt keinen Blumentopf, aber die gelungenen Witze und ein famoser Jack Nicholson machen „Die Wutprobe“ zu netter Comedy-Unterhaltung. 6,5 Punkte meinerseits.

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