"Ich ziehe an einem winzigen Faden und die Welt versinkt im Chaos."
Sinbad und seine Mannschaft überfallen auf hoher See zahlreiche Schiffe und bergen Reichtümer. Diesmal stößt er auf das Schiff von seinem einstigen Freund Proteus, auf dem sich das Buch des Friedens befindet. Auf das mystische Buch hat es aber auch die Chaosgöttin Eris abgesehen. Nach dem missglückten Raubzug von Sinbad kontaktiert sie ihn und nutzt ihn im Anschluss als Ablenkung, um selbst an das Buch zu kommen. Der Diebstahl fällt in der Heimatstadt von Proteus auf und Sinbad steht als Hauptverdächtiger vor einer tödlichen Verurteilung. Proteus glaubt aber an den einstigen Gerechtigkeitssinn von Sinbad und nimmt dessen Strafe auf sich. In nur wenigen Tagen soll nun Sinbad das Buch wiederbeschaffen. Zunächst bleibt er eigensinnig und will sich auf einer Insel zur Ruhe setzen. Proteus' Verlobte Marina wickelt aber Sinbad's komplette Mannschaft um den Finger, wodurch er sich gezwungen sieht seinen einstigen besten Freund zu retten.
Die Reisen von Sindbad dem Seefahrer basieren auf orientalischen Erzählungen und waren vor allem in den 70er Jahren überaus beliebt. Zahlreiche Verfilmungen und sogar eine Zeichentrickserie wurden produziert.
2003 nahm sich DreamWorks Animation des etwas altmodischen Stoffes an und modernisierte ihn grundlegend. Heraus kam ein Zeichentrickfilm der zwar abenteuerlich aber auch sehr seelenlos ist.
Bereits am Titel "Sinbad - Der Herr der sieben Meere" ist zu erkennen, dass sich das Animationsstudio nicht mit den ursprünglichen Varianten des Seefahrers identifizieren möchte, denn die Namensgebung des titelgebenden Protagonisten hält sich hier an die arabisch-persische Variante. Und das dies auch inhaltlich der Fall ist, spürt man sofort.
Sinbad ist hier eine sehr eigensinnige Figur, die stets an ihrem eigenen Vorteil interessiert ist. Dies macht ihn schwer ergründbar und somit zu einer sperrigen Identifikationsfigur. Auch den weiteren relevanten Chrarkteren mangelt es an Charisma.
Obwohl die Geschichte so manch abenteuerliche Überraschung zu bieten hat, bleibt der Film merkwürdig spannungslos. Ohne ein Feingefühl für Individualität entwickeln die actionreichen Abschnitte ein comichaft überzogenes Eigenleben. Auch die vielen offensichtlichen Logiklücken sorgen eher für unnötige Lacher, als zu einer mitreißenden Erzählung.
Häufig hat man das Gefühl, DreamWorks wolle sein einstiges Gefühl für inhaltlich anspruchsvolle Geschichten unbedingt in ein massentaugliches Konzept pressen. Dass dabei kaum etwas wirklich funktioniert, wird schnell offensichtlich.
Tatsächlich ist es die detailreiche Animation, die "Sinbad - Der Herr der sieben Meere" noch gerade so sehenswert macht. Für die Mischung aus Magie, Mystik und Realität stehen konventionell gezeichnete Figuren mit kantigen Zügen vor einer überwiegend computeranimierten Kulisse. Auch Monster und Schiffe erscheinen in ihrer digitalen Form flüssig und opulent. Und die Wasseranimation des Ozeans wirkt überaus realistisch.
Im Aufbau erkennt man einige Parallelen zu dem ebenfalls aus dem Hause DreamWorks kommenden "Der Prinz von Ägypten". Von der Tiefe der Charaktere, der beeindruckend ernsten Präsentation und dem gelungenen Spannungsaufbau ist in "Sinbad - Der Herr der sieben Meere" kaum etwas richtig ausgefeilt. Merkwürdig gesichtslos bleiben die Figuren, die Handlung schleppt sich von einem Ort zum nächsten und auch das sehr perfekte Ende harmoniert einfach nicht mit der gelungenen mystischen Animation. Hier macht die Modernisierung einen Strich durch die Rechnung. Knappe ...
4 / 10