Review

Die Unterwelt, die abgeschobenen, von der sterilen Traumfabrik der Menschen beseitigten Einsiedler rächen sich zuhauf, und um das so gut wie möglich darzustellen, dürfen zig fach niedliche Rattentierchen, der Abschaum sauberer Hausfrauenhaushalte und der Zivilisation durch Nobelkaufhäuser und Eliteschwimmbäder hechten.

Was sich je nach Betrachtungsweise der Thematik recht gediegen nach reichlich Tierhorrortrash klingt, ist in seiner Umsetzung handwerklich eine recht ordentliche Choose, wäre da bloss nicht die Erkenntnis, dass die Angst dabei um kleine Rattentierchen geht. Tierhorror war und ist seither ja schon immer ein Ereignis, dass mit der gewissen Lächerlichkeit zu kämpfen hatte, schliesslich manifestierte sich der Horror darin, nicht selten in monströs überheblichen Ausmaße, sodass die Ernsthaftigkeit gerne in unfreiwillige Komik überhuschte. Ratten - Sie sind überall ist da keine Ausnahme, auch wenn es schon erstaunlich ist, dass, sofern wir denn zb. wie hier spielend in New York sind, jeden Meter eine Ratte unsere Wege kreuzt. Bei einer Grössenanordnung von New York wären das 3mal soviel Ratten wie Einwohner und das mag ja schon beängstigend genug sein, für den ängstlich erfüllten Spiesser, der in Ratten dreckiges und diebisch - böses Ungeziefer sieht.

Die Betrachtung kann ich dessen nicht teilen, im Gegenteil, bringe ich den grossen, achso ekligen Nagetierchen eine wirkliche Symphatie entgegen, halte ich davon doch wahrlich 3 Stück.

Für viele ist diese Vorstellung allein schon ein Schauermär an sich und umso verständlicher und nachvollziehbarer ist dann auch jene Umsetzung dieser tiefen Angst in Form eines Horrorfilms, sitzt diese Angst vor attackierenden Heerschaaren von Ratten doch in fast jeden Menschen. Der reine Mensch in seiner reiner Umgebung, bedrängt von der unsauberen Masse aus dem Untergrund, der Fremdkörper aus der Unterwelt, der mit all seiner boshaftigkeit ein ganzes Imperium an Ordnung einnehmen will. Das klingt überheblich und übertrieben denkt ihr? Das mag sein, aber Rats beginnt genau dort, wo meine etwas ausufernde und ironische Einleitung aufhört, denn wenn Tussifrau im Kaufhaus Hardcoreshopping begeht und ihre Kleider zu Boden wirft, ist die Hysterie nicht fern, wenn sie daraufhin mit angeknabberten Finger schreiend durch die Galerie läuft.

Der Tara der darum gemacht wird, erschliesst sich fast jeder Vorstellungkraft, kommt das Ereignis einer Alieninvasion gleich, obwohl man noch gar nicht weiss, um was es sich handelt. Das lässt diese wirklich auf totale ernsthafte Ausrichtung schon derart lächerlich wirken, dass die weiteren Überfälle der immergrösserwerdenden Rattenplage zur reinen Belustigung werden, wobei dort die Szene im Schwimmbad richtig in Erinnerung bleibt, denn hysterische Kindlein im Becken umgeben von pelzigen, schwimmenden Nagern ist lustiger nicht anzusehen, für die ein oder anderen, je nach Sichtweise, womöglich auch der Horror schlechthin, verunreinigen sie doch tatsächlich das ultrasaubere Pisschlorbecken.

Wirkliche Protagonisten kennt der Film anfänglich nicht, wechselt er von Ratteninvasion zu Ratteninvasion, um den ganzen das Bild zu verpassen, dass scheinbar ganz New York in Gefahr zu drohen scheint. Der aufkeimende Sprung in diese Richtung geht dann eben erwähnte Hausfrau mit Kind, die bei der kleinsten Ratte schon daran denkt, ihr Haus zu räumen, sitzt die doch verbotenerweise auf ihrem Fenstersims. Weitere Einräumung eines Protagonisten geschieht mit dem, bis dato, von der Hausfrau eher ungemögten und ignoriertem Rattenfänger, Name vergessen, dass so gewollt und vorhersehbar dämlich inszeniert wurde, dass man ohnehin weiss, dass aus dieser Distanz der Beiden eine wahrlich Liebe im Laufe des Filmes entsteht. Edeltussi und Rattenvernichter. Elite & Abfallbeseitiger. Hach, schmacht und Emotion. Weitere, vermeintlich trocken, aufgesetzte Sozialbotschaft ergibt sich in der Darstellung des Bürgermeisters, der obwohl der Geschehnisse eigenwillig daran festhält, obwohl dem Ernst der Lage, die Sache in der Presse zu vertuschen bzw. zu verharmlosen, steht doch der Ruf seiner Stadt auf dem Spiel.

Positiv wird der Film in seinen Rattenszenen dennoch, denn rein kameratechnisch sind gewisse Fahrten in Kanalisationen und durch schäbige Hinterhöfe schon, im Gedächtnis bleibt dort vorallem jene kurze, aber einprägsame Einstellung als eine Ratte über eine Mauer huschend im Abendrot, im Hintergrund eine gigantische Brücke, durchs Bild geht. Technisch mag der Film überaus gelungen sein, was man stellenweise von der Charakteristik der unsymphatischen und belanglosen Darsteller nicht behaupten kann, wobei sich Dialog und Synchronisation ebenfalls die Hand mit Herr Untalent geben.

Das macht ohnehin nichts, denn zumindest bei mir, liegt die Symphatie auf Seiten der Heerschaaren von Ratten, die wirklich, stellenweise so gut in Szene gesetzt werden, dass man fiebrig miteifern möchte. Blutig wirds dabei wirklich selten, zumindest nicht wirklich erwähnenswert, kann aber nicht vertuschen, wie schrecklich öde und belanglos das zeitweise in Übermaßen Zwischenmenschliche präsentiert wird. Die Endszenen im Brutzentrum der Ratten, beachtlich anzusehen, hier ein Bild wie aus einem Alienfilm, weiss dabei sichtlich zu gefallen, und vorallem die Schlussszene als Millionen Ratten im geleerten Schwimmbadbeckend versammelt zu Blutmatsch gesprengt werden, ist schon cool, der Gesamteindruck bleibt dennoch zwiespältig.

Fazit:
Durchschnittlicher und zwiespältiger Rattenhorror, der mit etwas ironischer, weniger ernsthafter Ausrichtung oder zum Beispiel mehr explizitem Überfallszenen und Gore durchaus unterhaltsamer ausfallen würde. So bleibt ein solider unfreiwillig- komischer Tierhorrortrash zurück, der in Ansätzen stecken bleibt, technisch überzeugt, besonders gute Szenen zu bieten, aber im Gegenzug die Symphatien von den Darstellern auf die Ratten lenkt. Klischeeschneiderei gibts dabei reichlich, den erhofften Horror eher seltener. Lieber Riffs 3 - Die Ratten von Manhattan schauen, der ist so trashig - düster - atmosphärisch, dass sich die Balken biegen.

Endwertung als ernsthafter Horrorfilm: 42%

Gesonderte Trashwertung: 68%
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Gesamt: 55%

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