Tag der Idioten (1981)

Inhalt:

Carol Schneider (Carole Bouquet) leidet unter ernsthaften geistigen Störungen, einer Angst vor dem Leben.
Das führt dazu das sie zunächst bizarre Verhaltensweisen in der Öffentlichkeit an den Tag legt (u. a. spült den Inhalt ihrer Handtasche im Klo runter).
Als Carol im Fernsehen einen Fahndungsaufruf zu einer Gruppe Terroristen sieht ruft sie mehrere Male bei der Polizei an und denunziert unschuldige Personen was den Verdacht der Gesetzeshüter erregt.
Schließlich stürmen bewaffnete Beamte Carols Wohnung merken aber schnell das die junge Frau nicht ins Gefängnis sondern eine Anstalt gehört.
Und so ist Carol wenig später Insassin der Frauenabteilung einer Nervenheilanstalt.

Meinung:

Tag der Idioten war für lange Zeit nur auf Video anschaubar doch dann erschien Werner Schroeters Film von 1981 zusammen mit Willow Springs (ebenfalls von Schroeter) in der Reihe Edition Filmmuseum auf DVD, die ich dann auch schnellstmöglich erwarb.

Das Element der Nervenheilanstalt findet sich besonders häufig im Film wieder.

Entweder in Filmen die aufklärend / kritisch an das Thema herangehen (Die Schlangengrube, Shock Corridor, Einer flog über das Kuckucksnest) oder im Genre des Horrorfilms.

In Filmen wie Hallowen, Happy Hell Night, Dr. Giggles, Zwei Stunden vor Mitternacht oder Stepfather 2 handelt es sich bei den Antagonisten um gefährliche Psychopathen die aus der Psychiatrie ausbrechen um Terror zu verbreiten.

Die andere Seite sind z. B. Filme wie Die Mächte des Wahnsinns oder The Grudge 3 wo die Protagonisten durch den Kontakt mit übersinnlichen / dämonischen Kräften in den Wahnsinn getrieben werden um sich später in einer gepolsterten Zelle wiederzufinden.

Schroeters Film hingegen geht definitiv in Richtung Arthouse.

Der Regisseur sagte auch selbst das er den Ort der Anstalt gewählt hatte weil dieser am meisten mit Vorurteilen belastet ist (hysterische Patienten, Personal das eigentlich selbst eine Therapie benötigen würde etc.)

Interessant ist das Carol, die definitiv ernsthafte seelische Probleme hat (laut Schroeter kann sie mit ihren Sehnsüchten nichts anfangen, zerschleudert ihre psychische Energie wird hilfebedürftig aber dann kann auch ihr nicht geholfen werden) als neue Patientin in der Anstalt im Vergleich mit den anderen Frauen noch am "normalsten" erscheint.

So bildet sich eine Patientin ein eine Kindermörderin zu sein, eine ältere Frau hält sich für den lieben Gott und eine andere Patientin entblößt immer wieder ihre Brüste (was dem lieben Gott nicht besonders gefällt).

Auch findet sich in Tag der Idioten ein Teil Gesellschaftskritik:
Obwohl die Behörden wissen das Carol geisteskrank ist wird sie zu einer Gegenüberstellung geholt um dort eine Fau zu identifizieren die sie als Terroristin denunziert hat.
Dr. Laura die Carol begleitet weist daraufhin das die Aussage einer psychisch gestörten Frau nicht unbedingt für bare Münze genommen werden sollte, was aber ignoriert wird.
Die Folge von Carols falschen Beschuldigungen führt dazu das die von ihr Beschuldigte später ebenfalls in die Anstalt eingeliefert wird.

Tag der Idioten ist bestimmt nicht für jeden etwas.

Für die 106 Minuten sollte man schon etwas Geduld mitbringen (allerdings kam bei mir nur selten sowas die Langeweile auf, dafür ist Schroeters atmosphärischer Film doch zu abgedreht bzw. verrückt).

Gedreht in Prag gewann Tag der Idioten 1982 den Bundesfilmpreis und Fans von Arthouse / 80-er Jahre Filmen / bzw. dem deutschen Film können durchaus einen Blick riskieren.

Einen deutschen Einer flog über das Kuckucksnest sollte aber  man nicht (unbedingt) erwarten.

Der DVD liegt noch ein informatives Begleitheft bei sowie dt. / engl. Ton und verschiedene Untertitel.

Was irritiert ist die FSK 18 Freigabe da Tag der Idioten nicht wirklich alle 2 Sekunden mit Mord und Totschlag aufwartet, eine FSK 16 hätte vollkommen gereicht.


Fazit:

Tag der Idioten hat mir sehr gefallen (was u. a. wohl daran liegt das ich eine Schwäche für "Nischenfilme" habe).
Ich rate Interessierten aber zu einer Ausleihe, da Schroeters Film (wie schon erwähnt) für heutige Zuschauer doch etwas zu sehr Arthouse, "verrückt" und langatmig sein könnte. (10/10)