Irgendwann zwischen "Ichi" und "Gozu" presst Ober-Pothead Takashi Miike diesen Yakuza-Hanswurst ans Licht der Welt. Na denn...
Die Story, von der jedes Mitglied der japanischen Mafia ein Lied singen können dürfte:
Der Oberboss wird von Mitgliedern einer feindlichen Gang kalt gemacht. Dessen Sohn Kunisada (Riki Takeuchi, "Dead or Alive 1-3", "Hardboiled") schwört bittere Rache.
Doch was planen die hohen Herren der Gang? Die drehen Däumchen und wollen die Dinge lieber ausdiskutieren.
Nicht mit Kuni! Der legt sich ein paar große Ballermänner zu und regelt die Angelegenheit auf seine Weise...
Miike mal ein bisschen anders: Von orgiastischen Gewalteinlagen, Kuhmenschen und Blondschöpfen, die sich die eigene Zunge rausschneiden, bleibt man hier genauso verschont wie von den sonst so gern minutiös abgelichteten Vergewaltigungsritualen.
Hier geht's für Miike-sche Verhältnisse also tatsächlich etwas gesitteter, geradliniger und, man höre und staune, nachvollziehbarer zu. Schade, aber kann ja schließlich nicht jeden Abend Sylvester sein...
Blutige Shot Outs sind aber durchaus vorhanden. Aus Woo'scher Sicht würde hier zwar gar nicht geballert, ein paar Mal spritzt der rote Speutz aber schon gegen die Kamera.
Miike-typisch außerdem: Gewalt wechselt sich mit zarten Momenten ab, Ballerorgien und (hier: möchtegern-) emotionale Um-den-Hals-fall-Szenen geben sich die Klinke in die Hand.
Bei alledem liegt aber in der Luft, dass Meister Miike nicht in Topform ist.
Insgesamt lässt die Story nämlich schon sehr zu wünschen übrig. Weite, mir unendlich vorkommende Passagen hindurch wird nur geschwafelt, abgewägt, was zu tun ist, um den heißen Brei geredet..., im Klartext: es passiert rein Garnüschts und der Plot geht auf der Stelle spazieren.
Ferner ist die Handlung altbacken. Sohn, Bruder oder engster Vertrauter nimmt Rache für seinen getöteten Vater, Meister oder Boss... - so was gab's doch schon 1000 Mal.
Parallelen zu "Ichi", in welchem Foltermeister und Narbengesicht Kakichara den Killer seines Bosses ausfindig machen will, kommen einem zwar kurz in den Sinn, haben wegen der hier weitaus ungelungeneren Umsetzung aber keine wirkliche Daseinsberechtigung.
Gegen Ende wird das fade Einerlei dann aber glücklicherweise doch noch mit ein paar durchaus netten Ideen aufgepeppt:
Kunisada schnappt sich 'ne Panzerfaust und räumt auf, wobei er einem Kerl ein Geschoss in die Magengrube donnert, welches dann ein komplettes Hochhaus zum Zerbersten bringt, allerdings nur so viele Scherben wie eine zu Boden gefallene Bierflasche verursacht. Trotzdem, echt nette Szene...
Auch der Miike-typische "Hängen-geblieben"-Humor meldet sich mit einem nacktem Spaziergänger erst recht spät, meiner Meinung nach eindeutig zu spät, zu Wort.
Unterm Strich ist der Streifen aber nicht wirklich als lustig, sondern eher als minder Action lastig und hyper langweilig und banal einzustufen.
Den titelheldigen Racheengel mimt kein anderer als Pausback Riki Takeuchi, bekannt als der Bösewicht aus Miikes "Dead or Alive", welcher wie gewohnt mit der Mimenvielfalt eines Essstäbchens zu Werke geht.
Gesichtsausdruck 1: Nase rümpfen, Zähne fletschen und vor Wut zittern.
Gesicht 2: Grimmig, aber ausdruckslos und fast schläfrig vor sich hin starren.
Gesicht 3: Augen zu und schlafen.
Den speckbackigen Hitzkopf, der sich in seine Gegner wie ein Kampfhund verbeisst, spielt er allerdings schon ganz zufrieden stellend.
Mein Fazit trotzdem:
Mauer Yakuza-/Rache-Actioner mit nur sehr wenigen gelungenen Elementen, eher verkümmerter Miike-Ästhetik und unumschleichbaren Spannungslöchern.
Eindeutig mehr "pfui!" als "hui!". Das nächste Mal vielleich doch lieber nicht mehr ganz so viel Crack während der Arbeit, was Herr Miike!?