Da ist er also, der langersehnte Ichi-Anime, und was für eine Enttäuschung!
Aber erstmal zum Inhalt, sofern man davon sprechen kann:
Ichi - The Animation: Episode 0 widmet sich in aller Ausführlichkeit der Kindheit von Hajime Shiroishi, der sich dann später als "Ichi, the Killer" durch den wohl berüchtigsten Takashi-Miike-Streifen metzeln darf. Hier erleben wir nun also, wie dem ärmsten Hajime derart das Hirn verdreht wurde: In der Schule kann ihn keiner leiden; er wird ständig verprügelt und sein einziger Freund erpresst ihn um seine letzten Yen. Seine Eltern setzen ihn unter Druck und nebenbei darf er noch ihre ausgefallenen Sexpraktiken ertragen, bei denen seine Mutter lustvoll stöhnend vom Vater zusammengedroschen wird.
Irgendwann kocht Ichi über und lässt seinen Frust zuerst an ein paar Tieren aus. Von seiner Gewaltschaft gleichzeitig angeekelt und erregt muss als nächstes ein unverschämter Schulkamerad dran glauben. Letztendlich keult Hajime noch seine penetranten Eltern in den Boden und als schließlich auch eine Freundin aus dem Karate-Club ihn bittet sie zu vermöbeln, damit ihr einer abgeht, ist es um den Ärmsten mental vollends geschehen und er landet in der Klapse.
Wie hier bereits angedeutet, nimmt ihn dann ein ausgedienter Yakuza-Boss unter seine Fittiche und modelt ihn zum perfekten Killer um, der seinen alten Feind Kakihara erledigen soll... Alles weitere dann im Realfilm.
Wie man vielleicht schon ahnt - bei Ichi ist es nicht weit her mit inhaltlicher Tiefe. Glänzt der Realfilm jedoch mit atemberaubender Kamera-Kinetik, genialen Darstellern, hundsmakaberen Gags und jeder Menge grotesker Splattereinlagen, ist der Anime nur ein krankes, ferkeliges Billigprodukt ohne jeglichen Humor. Das Charadesign ist grottig und wird nicht einmal der an sich schon nicht gerade spektakulären Manga-Vorlage gerecht, an der es sich orientiert (und nicht an Miikes Film, was einigen besonders beim Anblick von Kakihara sauer aufstoßen wird). Die Animationen hätte man schon in der 80ern als äußerst bescheiden angesehen. Bei einer Produktion von 2002 darf man doch einiges mehr erwarten. Das ganze wirkt nicht nur extrem billig, sondern - viel schlimmer - auch extrem hässlich. Da wird auch der ein oder andere ganz nette Regieeinfall und der eigentlich schön schräge Soundtrack gnadenlos verballert.
Nee, der Streifen ist ein absoluter Schuss in den Ofen. Bitte keine Fortsetzung, jedenfalls nicht als Anime!
Ach ja, für Kenner des Realfilms gibt es noch eine Kleinigkeit zu erwähnen: Regisseur Takashi Miike darf sich hier in einer kurzen Anfangssequenz als Seiyuu betätigen - und spricht Kakihara!