Story:
Rinko (Asuka KUROSAWA) und Shigehiko (Yuji KOUTARI) führen ein geordnetes Leben. Sie sind glücklich verheiratet und finanziell gut abgesichert. Rinko ist jung, ruhig und arbeitet für eine Zentrale einer Telefonseelensorge. Ihr Mann ist Mitte vierzig, untersetzt und fast glatzköpfig. Er ist ein Workaholic und von Sauberkeit besessen. Zwischen den beiden gibt es keine Intimität, weder körperlich noch geistig. Sie schlafen sogar in getrennten Betten. Dennoch lieben sich sehr.
Doch als Rinko eines Tages einen Brief erhält auf dessen Umschlag steht: „Geheimnisse vor Ihrem Mann“ und einige Fotos von ihr selbst in intimen Szenen zeigt und sie daraufhin durch Anrufe belästigt und schließlich gezwungen wird, was der geheimnisvolle Voyeur will - und es kein Geld oder Verkehr - macht sie eine Veränderung in ihrem Leben durch...
Kritik:
"A Snake Of June" - Eine Schlange im Juni. Ein ungewöhnlicher Titel, der aber als Metapher zu sehen ist, für einen wundervollen Film. Dieser spielt nämlich zur Regenszeit im Juni in Japan. Gut 15 Jahre halt Shinya Tsukamoto gebraucht bis er schließlich diesen Film realisierte. Dies lag unter anderem am Wetter und auch immer wieder neuen Einfällen. Anfangs wollte er einen völligen Erotikfilm machen, doch es kamen im Laufe der Jahre immer neue Ideen und andere Absichten. Die ursprüngliche Idee war anders als der Film letztendlich geworden ist, mehr Gewalt, mehr Pornographie und deutlich unmoralischer. Doch Gewalt und Erotik sind eng miteinander verbunden. Sie sind Urinstinkte, die wir Menschen schon von den Affen vererbt bekommen haben und sind ebenso normal wie das Bedürfnis zu essen. Deswegen spielen sie auch in Tsukamotos Filmen eine große Rolle und er will nichts verharmlosen oder wegwischen.
Herausgekommen ist ein wunderschöner Film, von dem man anfangs gar nicht erwartet, wie gefühlvoll er doch ist, wo er doch sehr hart und deprimierend beginnt. So will der Voyeur, den Rinko Tage zuvor selber bei der Telefonseelsorge vor dem Selbstmord rettete, nur ihr bestes. Sie soll aus sich raus kommen, ihren Gefühlen freien Lauf lassen und so lange sie lebt, ihr Leben geniessen.
Die Traurigkeit und Schicksalschläge der Hauptpersonen werden von der erstklassigen Inszenierung mit dem Dauerregen und der Farbgebung perfekt untermalt. Der ganze Film ist in Blautönen, blau-schwarz-weiß gedreht und zusammen mit tollen Soundtrack passt das wirklich super zu der Story. Dazu kommen dann noch die starken Leistungen der Schauspieler. Besser geht es eigentlich nicht.
Shinya Tsukamoto tat gut daran, sich von der Grundidee einen Film voller Gewalt und Erotik abzuwenden, auch wenn dies eher unbewusst geschah und er gar nicht genau weiß, warum und wieso "A Snake Of June" nun so geworden ist, wie er ist, sagt Tsukamoto selbst. Der Grad an Gewalt ist so nun im Vergleich zu seinen anderen Film doch gering und die Nacktszenen und Fotos halten den Anteil an Erotik auf einem guten Level, so dass der Film weit von reiner Pornographie entfernt bleibt. Der Film hat eine anspruchsvolle, traurige und realistische Story und regt zum Nachdenken an. Dass man die Antworten auf die Fragen, die der Film aufwirft, nicht direkt vor der Nase serviert bekommt, sollte Tsukamoto-Fans schon bekannt sein und dies ist ja auch ein Grund dafür, warum seine Filme berühren, ansprechen und etwas Besonderes sind.
10/10