Review

Der Kannibalenfilm spaltet die Lager der Horrorfans und wirklich gute gibt es nur wenige. Sofern die Beiträge von Jess Franco konsequent gemieden werden, kann es dennoch passieren, auf einen Rohrkrepierer zu stoßen wie bei dem Werk eines gewissen Julio Perez Tabernero, der alle relevanten Szenen direkt von „Mondo Cannibale“ hinein geschnitten hat.

Als die kleine Tochter eines reichen Industriellen entführt wird, geraten die Kidnapper in Schwierigkeiten und müssen in den Dschungel flüchten. Hier stößt die Gruppe auf wenig gastfreundliche Kannibalen…

Wenn es denn wenigstens einen Urwald gäbe. Die Landschaften sehen zwar nett aus, haben aber rein gar nichts mit Regenwäldern gemein, zumal neben trockener Steppe auch Laub – und Nadelbäume zu sehen sind. Kannibalen der vorliegenden Art gab es auch noch nicht, denn ein Indio ist hier nur schwer auszumachen. Stattdessen mischt ein Blonder mit, einer trägt Koteletten, ein anderer eine wuchtige Schnottenbremse, Naturkrause ist ebenfalls auszumachen und die Bemalung der Gesichter wurde wahrscheinlich an einem Vormittag von Kindergartenbewohnern vorgenommen.

Figurenzeichnungen sind natürlich nicht vorhanden, eine Story ist lediglich in Ansätzen erkennbar, denn dazwischen tummeln sich zu viele Szenen ohne jegliche Bedeutung, wie etwas Ärger bei Grenzbeamten, eine Szene in einer Bar oder der Diebstahl am Hafen, welcher sich besonders in den ersten Minuten wahnsinnig hinzieht.
Hinzu gesellt sich eine unterirdische Synchro mit leichtem Schmunzeleffekt, ausdruckslose Mimen ohne jegliche Ausstrahlung und eine statische Kamera ohne Gespür für Dynamik.

Innerhalb dessen kommt es zwar zu einer Vergewaltigung, doch diese ist dermaßen beiläufig in Szene gesetzt, dass es nicht in Ansätzen schockiert, zumal das Opfer tags darauf offenbar völlig unbekümmert wieder feiern kann. Die Entführung mit anschließender Suche der Eltern verläuft demgegenüber ohne erkennbaren roten Faden und auch an eigenen Splattereinlagen ist man nicht interessiert. Stattdessen werden dreist einige Fressszenen hineinkopiert, die dem örtlichen Schweinemetzger seinerzeit ein paar Mark extra einbrachten.

Etwas Bewegung kommt erst im letzten Drittel für einige Minuten auf, als die Zivilisierten mit Schusswaffen gegen die mit Speeren ausgestatteten Wilden antreten. Dabei werden einige Kannibalen getroffen, jedoch von unsichtbarer Munition, da die Opfer keine Einschusslöcher aufweisen. Immerhin bleiben uns Tierschlachtungen erspart, aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett.

Denn der Bodensatz des miesen Kannibalenfilms ist hiermit eindeutig erreicht. Null Spannung, null Atmosphäre, sehr viele Laufzeitstrecker und ein ideenloses Drehbuch sorgen für 89 Minuten Langeweile, die man sich selbst als eingefleischter Trashfan locker sparen kann.
2 von 10

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