Wenn Boris Karloff zu einer Gruselstunde einläd, kann man kaum abschlagen. Karloff verspricht in dem Prolog zu "Die drei Gesichter der Furcht" drei spannende Geschichten über Vampire, Geister und andere unglaubliche Wesen. Und man mag ihn glauben, denn schließlich steht hier niemand anderes als Mario Bava hinter der Kamera, und der bürgt ja bekanntlich für Qualität. "Die drei Gesichter der Furcht" beherbergt drei Gruselepisoden, die von recht unterschiedlicher Spannung zeugen. Im einzelnen:
"Das Telefon" - Eine junge Frau wird von morbiden Telefonanrufen terrorisiert. Der unbekannte Anrufer sagt lediglich, dass er die Dame auf der anderen Seite der Telefonstrippe aus Rache umbringen wird. Ruby - die junge Frau - versetzt dies in Panik, die verzweifelt ihre ehemalige Freundin Mary anruft. Einst waren sie beste Freundinnen, doch ihre gemeinsame Liebe zu einem Mann, der ins Zuchthaus gehen musste, trennte die beiden. Nun scheint just dieser Mann zurück zu sein. Diese erste Episode ist die schwächste. Zwar tobt sich Bava mit schicken, langen Kamerafahrten aus, aber inhaltlich reißt er keine Bäume aus. Unterschwellige erotische Anspielungen auf eine bisexuelle menage á trois bleiben harmlos, und die Storywendungen sind nicht im geringsten überraschend. "Das Telefon" ist fürchterlich - ein riesiger Ausrutscher für Bava. Aber es geht aufwärts.
"Der Wurdelak" - Ein altes Familienoberhaupt kehrt nachts von einer fünftägigen Vampirjagd zurück. Zwar ist der vampirische Räuber tot, doch nun ist auch der Jäger zum Opfer geworden. Nach und nach muss der zum Wurdalak (russische Version eines Vampirs) mutierte Patriarch seine Geliebten töten, und macht auch nicht vor seiner Tochter Sdenka halt, die sich gerade in ihren Gast, einen anständigen Grafen, verliebt hat. "Der Wurdelak" ist die wohl stärkste Episode des Films. Bava kann hier endlich alle seine Karten ausspielen. In wunderbar gestalteten Set-Designs, die die Exteriors ausmachen, zeigt uns Bava kalkulierten Grusel. Seine Licht- und Schattenspiele auf Boris Karloff sind sensationell. Karloff selbst hat hier eine seiner herausragendsten Performances der 60er Jahre. Zum Schluß vom "Wurdelak" zeigt uns dann Bava ein paar seiner am schönsten ausgeleuchtetsten Szenen überhaupt: Die zum Vampirismus verdammte Sdenka muss ihren Liebhaber durch einen "Nackenkuss" ebenfalls in ihren Zustand schicken - ihre restlichen Familienmitglieder, allesamt beängstigend irreal angeleuchtet, schauen aus den umliegenden Fenstern zu. Auch "Der Wurdelak" ist story-technisch kein Meisterwerk, wie Bava hier allerdings mit Licht und Nebel umgeht, ist faszinierend.
"Der Wassertropfen" - Eine von spiritistischen Sitzungen faszinierende Landlady stirbt. Ihr verängstigtes Dienstmädchen ruft die Krankenschwester Helen, sie soll der Verstorbenen ihr Totenkleid anziehen. Das gräßlich verzerrte Gesicht der Toten sollte Warnung für Helen sein - denn die zieht flugs den kostbaren Ring vom Finger der Toten, und nimmt ihn mit nach Hause, wo dem Terror aus dem Jenseits ausgeliefert ist. Optisch nicht ganz so gothisch und edel wie "Der Wurdelak", inhaltlich aber deutlich besser. "Der Wassertropfen" ist die wohl am meisten Angst erfüllende Geschichte des Episodenfilms. Die Maske der Toten ist furchtbar, und die Effekte zum Showdown hin, sind clever und ebenso brillant eingefärbt, wie beim "Wurdelak".
Enden tut dann der Film mit einem lustigen, augenzwinkernden Epilog, bei dem offenbart wird: "It's only a Movie". Wäre da die störend langweilige erste Episode nicht, dann könnte man getrost von einem Horror-Meisterwerk reden, doch so wird der Gesamteindruck leider stark gemildert. "Wurdelak" und "Wassertropfen" jedoch seien jedem empfohlen.