Seance (2000)

"Pulse"treiber

Kurz vor seinem Meisterwerk "Kairo" aka "Pulse" schuf Kiyoshi Kurosawa diesen beachtlichen Grusler - für das Fernsehen seins Heimatlandes! Dem Look und dem Budget sieht man dies an, dem Film an sich und vor allem der Spannung, tut dies jedoch keinen Abbruch. Wieso er nach dem 3 Jahre zuvor entstandenen, ebenfalls genialen "Cure" nochmal ins TV-Business zurückkehren musste, ist mir schleierhaft, doch auch das nimmt "Seance" nichts von seiner alptraumhaften, schuldbeladenen Wirkung. Das Gruselmär erzählt von einem Pärchen, bei dem die Frau übernatürliche Fähigkeiten besitzt und Kontakt zu toten Menschen aufnehmen kann. Doch als ein junges Mädchen entführt wird, wird ihr diese Gabe schnell zum Fluch und zu persönlich...

"Seance" sollte auf keinen Fall im Schatten berühmterer Namen wie "Kairo" stehen. Phasenweise kann er sogar mit den ganz Großen ala "Ringu" und "Ju-On" mithalten. Unterschwellig krabbelt diese Geistergeschichte einem den Nacken hinauf und setzt sich für Tage im Gedächtnis fest. Wer japanische Geisterstories mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Nicht zuletzt trägt der aktuell megaerfolgreiche isländische Geisterkrimi "Eg Man Pig" viele Züge dieses Geheimtipps. Mit minimalen Mitteln holt Kurosawa entwickelt maximale Spannung. Und untermauert diese noch emotional und realistisch mit glaubhaften Charakteren. Man wird kleine Mädchen in grünen Kleidern nie mehr so sehen wie zuvor.

Nur einen großen Haken gibt es für mich: Setting, Figuren, Szenario - alles wirkt so realistisch, wie es eine Geistergeschichte nur sein kann. Doch die wichtigsten Entscheidungen der Hauptfiguren, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Muss ich ja auch nicht immer. Frust und Unverständnis kam, wie so oft bei Kurosawa, trotzdem auf. Fehler machen auch scheinbar gute Menschen in echt, das ist klar. Doch hier wirkte es etwas erzwungen und nicht glaubhaft, gegen das bis dato Etablierte. Doch ohne dieses merkwürdige Verhalten, wäre der psychologische, unterschwellige Grusel wohl nur halb so intensiv. Ein echtes zwiegespaltenes Schwert.

Fazit: nicht von der "Made for TV"-Plakette abschrecken lassen - "Seance" ist nicht viel schlechter als weitaus größere Namen und ein bedachter J-Horror-Gourmethappen. Sehenswert & sehr atmosphärisch, emotional, schaurig.