Review

*** SPOILERWARNUNG ***


Jake (Jesse Plemons) ist erst seit ein paar Wochen mit seiner neuen Freundin (Jessie Buckley) zusammen. Da wird es Zeit, sie mal seinen Eltern vorzustellen und so machen sie sich auf die Reise auf's Land über die verschneiten Straßen. Das Kennenlernen nimmt einen ungewöhnlichen Verlauf.

Schon nach einer kurzen Weile wird man das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmt. Auf der Fahrt hin zu Jakes Elternhaus schleicht sich eine merkwürdige Atmosphäre ein. Langsam, aber unbestreitbar. Das beginnt beim Schnitt, der kleine Sprünge zu machen scheint. Wie sehr dezente Anschlussfehler. Im weiteren Verlauf nehmen die Merkwürdigkeiten zu, im Elternhaus angekommen wird es dann auf vielen Ebenen sonderbar. Eine Aufzählung wäre hier nicht zielführend; das Verhalten der einzelnen Personen, die Örtlichkeit an sich, selbst die Zeit scheint hier durcheinander zu sein. Doch ist das alles in seiner schleichenden Art spannend und schaffte es, das Verlangen nach Aufklärung zu befeuern.
Diese puzzelt sich am Ende zusammen, je nach Gedankengang. Mich hat der Film jedenfalls auch nach dem Abspann noch eine Weile beschäftigt. Das surreale Konstrukt, das er immer weiter aufbaut, das Drama, Thriller und Mystery mischt und eine Erwartungshaltung schürte, ließ er mich bei Beginn des Abspanns etwas unbefriedigt zurück. Doch währte dies nicht lange.

Der Hausmeister war's, würde man am Ende eines Krimis sagen. Man wohnte einer theoretischen Erinnerung bei. Einem Vielleicht, mit all seinen Variablen und Möglichkeiten, aber immer ohne happy end. Wer durchdenkt nicht mal, was sich wie hätte entwickeln können? Und woran es gescheitert wäre, sofern man wirklich ehrlich zu sich selbst ist. Nach und nach fügte es sich zusammen und so wuchs das Werk weiter, trotz der noch weißen Flecken auf der Landkarte.
Nicht, dass ich bei einem Film von Charlie Kaufman erwartet hätte, alles auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Eine unkonventioneller bebilderte Auflösung – oder überhaupt eine geradlinigere – hätte mir nach der sich aufbauenden Spannung dennoch besser gefallen.

Atmosphärisch wie darstellerisch kann man da nicht meckern. Jessie Buckley ist großartig in ihrer Rolle als Dreh- und Angelpunkt dieser Welt, Jesse Plemons eher reduziert, im Rückblick aber passend. Toni Collette und David Thewlis als Eltern spielen wie ihre Figuren sind – rätselhaft. In sich gesehen wirkt das alles stimmig.

Spannend und rätselhaft ist „I'm Thinking of Ending Things“. Man sollte ein Faible für einen langsamen Erzählfluss mitbringen, denn das tut Kaufman im vorliegenden Fall ebenso. Eine im Rückblick verfilmte Schwermut, die sich vielleicht am Ende erschließt. Nichts für die gute Laune, gut für den Kopf. Wirkt nach.

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