Nach einem dreijährigen Studien-Aufenthalt in den USA kehrt der junge François Vasseur nach Bordeaux auf das Anwesen seiner gut situierten Familie zurück. Während sein Vater Gérard immer noch ein echter Stelzbock ist und jedem Rock hinterhersteigt, kandidiert seine Mutter Anne - bei der es sich um die Enkelin eines Nazi-Kollaborateurs handelt, der damals gegen Ende des Krieges unter mysteriösen Umständen ums Leben kam - für das Amt der Bürgermeisterin... und muss sich mit einem anonym verfassten Flugblatt herumplagen, das in dem Örtchen momentan die Runde macht und so manches schmutzige Geheimnis der Familie Vasseur offenlegt, das das Familien-Oberhaupt Tante Line gerne unter den Teppich gekehrt hätte. François interessiert das alles nicht wirklich, denn dieser ist zu sehr damit beschäftigt, die Romanze mit seiner hübschen Stiefschwester Michèle, die gleichzeitig auch noch seine Cousine ist, wieder aufleben zu lassen... Angesichts des Umstandes, wie ein Claude Chabrol sich bei diesem vorliegenden Alterswerk zum x-ten Mal an seinem altbekannten Themengebiet abarbeitet und die Abgründe seziert, die sich da hinter der gutbürgerlichen Fassade der Bourgeoisie auftun, kann man glatt das große Gähnen kriegen. In der Tat gewinnt man während des Ansehens den Eindruck, dass Chabrol exakt denselben Film zuvor schon mindestens ein dutzend Mal gedreht hat, so wenig Neues wird hier geboten! Wirklich unbequem ist dafür allerdings das die Anlegung von "Die Blume des Bösen" als Mittelding zwischen allen Genre-Stühlen: Als Komödie nicht witzig genug, zumal sämtliche satirische Spitzen bewusst stumpf geschliffen wurden, als Krimi oder gar Thriller mit viel zu spät forcierter Mord-und-Totschlag-Pointe in den letzten fünf Minuten völlig spannungslos und ein echter Schuss in den Ofen und unter den Aspekten eines Familien-Dramas betrachtet schlicht langweilig. Okay, Chabrol auf dem Regie-Stuhl war da noch nie ein Garant für gediegene Unterhaltung, aber dieses Mal hält er mit seiner feinziselierten Inszenierung der Ereignisse doch nur die selbsternannten Cineasten bei der Stange und erweckt - anders als bei seinen besseren Filmen wie "Der Schlachter" oder "Blutsverwandte" - nicht mal mehr den Anschein, auch den "normalen" Zuschauer bedienen zu wollen. Am ehesten hilft es da dann wohl noch, die ganze Angelegenheit als einigermaßen makelloses Schauspieler-Kino zu betrachten, das nur dummerweise in der faden Optik eines x-beliebigen TV-Filmchens daherkommt. Schlußendlich ist "Die Blume des Bösen" leider irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes... ein Urteil, zu dem man bei dem seit jeher überschätzten Chabrol ja ziemlich oft gelangen konnte, was seinen Status als Meister-Regisseur im Nachhinein doch mehr als nur ein wenig zweifelhaft erscheinen lässt, oder etwa nicht? Nun ja, nun ja...
4/10