Staffel 4
Ob Paris oder Rom - Hauptsache Spanien
In der vierten Staffel von „Emily In Paris“ - weiterhin gerade beim weiblichen Publikum weltweit Smashhit, Modeikone und Quotengarant - befindet sich die stylische, titelgebende Amerikanerin in der französischen Hauptstadt wie zuvor in Zwickmühlen aus Mode und Liebe, zwischen Männern, Marken und MeToo - bis es sie gegen Ende der Staffel nach Bella Italia verschlägt, was die Serie eventuell in Zukunft noch klarer als (traumtänzerische) Werbung für ganz Europa auszeichnen könnte…
Alle Wege führen nach Rom
„Emily In Paris“ zu gucken und zu mögen fällt leicht, dafür muss man sich nicht schämen. Lilly Collins bleibt bezaubernd mit ihrem Audrey Hepburn-Charme für die neue Generation, passend zu den Ausflügen ihrer Figur in diesem Jahr nach Bella Italia. Die Mode ist exquisit und fast schon ein Witz für sich selbst. Es ist Werbung für Paris bis Rom, ebenso eine Art hipper Städteführer. Dass in dieser Staffel die Orte mehr durchrotiert werden tut Optik, Abwechslung und Feeling gut. Die Lauflänge der Episoden bleibt weiterhin extrem kurzweilig. Und die Menschen sehen fast alle schnieke aus, das ist sehr leicht für's Auge und einfach fluffig buntes Eyecandy. Einige Figuren sind einem mittlerweile auch ans Herz gewachsen (Luc!) und missen möchte sicher weder ich noch Netflix selbst Emily aus dem Programm. Ein klassischer Palettenreiniger nach schwererem Stoff. Aber dass es im Grunde eine gepimpte Soap Oper samt Klischees und Vorurteilen, samt dünnen Dialogen und Figuren bleibt, darüber müssen wir uns nicht unterhalten. Inhaltlich und künstlerisch ist hier alles hauchdünn und oberflächlich. Oft wird alles jederzeit (un)logisch und „sinnvoll“ gebogen, wie es gerade passen muss. Zudem ist manch eine Nebenhandlung öde (Song Contest, Camilles Baby…) und es drehen sich einige Beziehungen und Themen mittlerweile schon echt lange und gestreckt im Kreis. Gerade in der ersten Hälfte der Staffel kommen Emily und einige Handlungsstränge kaum aus dem Quark. Und beispielsweise wie ihre Beziehung mit „dem Koch“ nun erstmal endet, obwohl man weiß, dass die beiden ganz sicher am Ende wieder zusammenkommen, ist schon arg an den Haaren herbeigezogen. Zudem kann man zumindest mal eine Augenbraue hochziehen, wie leicht und beiläufig hier mit Untreue in festen Beziehungen, Affären und allgemein Polygamie umgegangen wird. Selbst für französische Verhältnisse oder zumindest die Klischees über Land und Leute ist das arg leichtfertig und „ist eben so“. Aber vielleicht bin ich da einfach noch vom alten Schlag. Viel eher ist „Emily in Paris“ aber einfach auch in der Beziehung eine comichafte Überzeichnung und null ernst zu nehmen. Fluffiges Wohlfühlfernsehen. Stylische Weltenflucht. MTVs Finest Babybrei in Guccisandalen. Bei dem selbst Fremdgehen und Herzensbrechen nur oder nichtmal Kavaliersdelikte (beider Geschlechter!) sind.
Fazit: selbst wenn sich manche On-Off-Beziehungen und Nebenhandlungen langsam arg wiederholen und in einige Sackgassen gefahren haben… „Emily In Paris“ kann sich als modischer, kitschiger und romantischer Guilty Pleasure noch immer sehen lassen. Überall in Europa. Dennoch wird man nicht auf ewig so weitermachen können und muss sich wohl oder übel irgendwann erneuern, neu erfinden oder zumindest mehr Tiefe anschaffen… (6,5/10)