Eins muss man wissen, wenn man sich mit dem Oeuvre von Vielfilmer Jonny To auseinandersetzt, auf c.a. 3 komerzielle Auftragsproduktionen (die nebenbei erwähnt immer noch überragende Qualitäten, insbesondere in stilistischer Hinsicht, offenbaren) folgt ein Herzensprojekt, bei dem To volle künstlerische Freiheit geniesst. "PTU" ist wie "The Mission" ein solches Herzenprojekt von To, bei dem er keine kommerziellen Kompromisse eingehen musste.
Überhaupt wirkt "PTU" wie eine "stilistische Fortsetzung" von "The Mission", also quasi die Umkehrung des Hongkong-Kinos der 80er, also eine Art "Heroic Bloodshed Movies" in Zeitlupe. Visuell ist das, wie immer bei To, absolut atemberaubend umgesesetzt. Wenn die Protagonisten wie eingefroren auf den finalen Shoot-out warten, pumpt das Adrenalin beim Zuschauer im gleichen Mass, wie damals bei "The Killer", als John Woo noch auf der Höhe seines Schaffens war. To hat damit quasi sein eigenes Genre innerhalb des Actionfilms geschaffen, erinnert im entferntesten vielleicht an die Yakusa-Filme von Takeshi Kitano.
"PTU" ist intellektuelles Actionkino im positiven Sinn, weniger konventionell als To's ebenfalls grossartiger "Running out of Time", dafür visuell umso einzigartiger. Der Film wirkt dabei, nicht wie das Werk eines Routiniers, was To nach über 2 Jahrzehnten im Business sicherlich ist, sondern das eines Regie-Jungspunts, der sich gerade aufmacht das Genre neu zu beleben. Inhaltlich gerissen, mit kunstvoll ineinander verwebten Handlungssträngen, die P.T. Anderson die Tränen in die Augen treiben würden, verleiht To, unterstützt von einem grossartigen Cast um den brillianten Simon Yam, seinem Actionfilm eine beinahe mystische Aura. Beinahe volle Punktzahl für ein atemberaubendes Filmerlebnis und den wahrscheinlich coolsten Film des Jahres 2003. (9/10)