Review

Quasselstrippen & Filmnerds

Zwei Schreiber von Büchern und Scripts im Horrorbereich treffen sich zufällig in einer stürmischen Winternacht in einer Holzhütte und versuchen sich dort gegenseitig Angst zu machen. Mit ihren Geschichten u.a. über Werwölfe, alte Flüche und Serienmörder. Die eine ist eine weltbekannte Hitschreiberin, der andere wartet noch auf seinen wirklichen Durchbruch. Und so treffen Schwanzvergleich, Horrornerdism, Improtheater und Anthologieremix geschickt aufeinander - oder total zum Fremdschämen, ganz wie man drauf ist und es sehen mag…

Leidenschaftliches Laientheater

„Scare Me“ ist mal etwas ganz Anderes, das kann und will ich gar nicht bestreiten. Das muss ich ihm zu Gute halten. Eine GruselgeschichtenERZÄHLUNG, wortwörtlich genommen. Und solche Kopfkinoexperimente gab es gerade im Horrorbereich ja in den letzten Jahren hier und da, ich denke etwa an „Monolith“ oder „Pontypool“. Und dennoch ist „Scare Me“ sein ganz eigenes Augenzwinkern und Fuck You in filmischer Form. Vor den beiden Hauptdarstellern muss ich besonders den Hut ziehen, besonders die Dame ist massiv outgoing, all-in und expressiv. Aber auch der Typ, gleichzeitig auch Regisseur und Drehbuchschreiber dieses Low Budget-Projektes, hat es in sich. Dazu weirde Nebenfiguren, die selbst mit kurzen Auftritten ebenfalls im Gedächtnis bleiben. Fertig ist ein schauspielerisches Grundgerüst, das den Film tragen kann. Hier aber eben auch tragen MUSS, denn das Konzept beruht nunmal ganz auf ihnen und ihren Geschichten, ihrem Schauspiel, ihrem Ausdruck, ihrem Talent gruselig zu erzählen. Denn zeigen tut der Film unfassbar wenig bis gar nichts, nur mal sporadisch eventuell eine haarige Werwolfshand oder spitze Vampirzähne, aber er visualisiert seine Geschichten nie wirklich. Das geschieht alles in unserem Kopf. Durch starke Soundeffekte, durch Worte, durch Ideen, durch Mimik und Gestik. Das habe ich filmisch so minimalistisch, mutig und effizient noch nie gesehen, glaube ich. Dafür müsste man sonst eher ins Theater gehen. Oder sich wirklich selbst mit Freunden ums Lagerfeuer versammeln… Das wird nicht jedem munden. Das muss es auch nicht. Das funktioniert nicht in seiner Gänze. Und ich brauchte eine ganze Weile als Anlaufzeit oder um überhaupt zu checken, worauf das ungewöhnliche Teil hinauswill und was ich mir da gerade gebe. Aber jetzt, wo es spätestens danach Klick gemacht hat, muss ich den Hut ziehen und mindestens die Eier für diese Herangehensweisen und den völlig ungenierten, schutzlosen Humor schätzen. Aber wie gesagt: ganz viele werden hier eher den Kopf schütteln als jubeln. 

Fazit: kreative Laberbacken… aber eigentlich tue ich es lieber als nur darüber zu reden, ich sehe es lieber als nur auf Kopfkino zu vertrauen. Nicht quatschen, machen. Nicht andeuten, zeigen. Nicht reden, erledigen. Naja, definitiv mal was anderes. Dennoch irgendwie auch gezwungen. Wenn man jedoch einmal in der richtigen Stimmung ist und weiß, was der Film macht, will, kann, dann ist „Scare Me“ erfrischend. Mit zwei begnadeten Performern. 

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