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Weil er die arabischstämmige Studentin Naima während einer seiner Vorlesungen rassistisch angegangen ist und von dem Vorfall nun natürlich auch Handy-Videos im Netz kursieren, wird der Jura-Professor Richard Pohl von dem Präsidenten der Uni dazu verdonnert, die junge Frau aus Prestige-Gründen für einen anstehenden Debattier-Wettbewerb fit zu machen. Zunächst ist Pohl davon wenig begeistert, doch nachdem er ihr die Grundlagen und einige rhetorische Tricks draufgepackt hat, schafft es Naima zu seiner Überraschung tatsächlich, sich Runde für Runde in Richtung Finale vorzuarbeiten. Ins Wanken gerät das ungleiche Gespann erst, als Naimas verpennerter jüngerer Bruder seinen Job verliert und ihrer gesamten Familie nun die Abschiebung droht... und als Naima dahinterkommt, dass Pohl sich wohl nur deshalb für sie einsetzt, um bei einer anstehenden Anhörung vor dem Disziplinarausschuss seiner Fakultät gut dazustehen... Nein, sorry, leider handelt es sich hierbei nicht um die Adaption des gleichnamigen Ballerspiel-Classics von Konami, sondern wie zuvor bereits "Der Vorname" nur um das Remake eines französischen Films, der von Sönke Wortmann wiederum ohne besondere Originalität, aber dafür erneut mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle eingedeutscht wurde. Herbst, der ja leider immer noch oft zu Unrecht auf sein "Stromberg"-Comedy-Image reduziert wird, ist ja zumeist wirklich das Beste an den Filmen und Serien-Formaten, bei denen er mitmacht... und das ist auch hier der Fall, denn von sämtlichen beteiligten Akteuren ist er der einzige, der eine nuancierte Performance über Laientheater-Niveau abliefert. Die restliche Mischpoke passt sich leider wunderbar dem niederen Level an, auf dem das Drehbuch da so rumdümpelt. Im Grunde genommen handelt es sich bei "Contra" dann auch nur um eine popelige "Karate Kid"-Variation, die sich den fadenscheinigen Anstrich gesellschaftlicher Relevanz gibt... nur halt leider ohne Kampfsport und - was die Lehrer/Schüler-Beziehung anbelangt - auch ohne einen Funken jener Leinwand-Magie, die Ralph Macchio und Pat Morita damals erzeugt haben. Nun ja, die Gelegenheit, einen wirklich relevanten Film zu drehen, hat man leider ungenutzt links liegen lassen, denn so richtig in die Tiefe, was die Debatten anbelangt, geht der Streifen zu keiner Zeit, scheissegal, welches Thema da gerade verhandelt wird. Beispiel: "Ist der Islam eine gefährliche Religion?"... die Antwort darauf hier mal kurz sinngemäß paraphrasiert: "Sind ja nicht alle Muslime Terroristen und in der Bibel steht auch schlimmes Zeug!". Ja, danke auch, noch banaler, tüdeliger und ein bisschen plumper ging's nicht, oder wie? Sorry, damit überzeugt man mich nicht, da können die Statisten, die die Juroren mimen, noch so beeindruckt gucken. Was die Qualität der Redeführung anbelangt, hat das keinesfalls das Niveau, das man sich von einer Hochschule erwarten würde, worunter dann auch die Glaubwürdigkeit der Figuren leidet... aber das ist halt das Problem, wenn komplexe Zusammenhänge nur auf oberflächliche Art und Weise präsentiert werden dürfen, damit auch die paar Deppen im Kino-Publikum nicht zurückgelassen werden und folgen können (und da klammere ich das französische 2017er-Original "Die brillante Mademoiselle Neïla" übrigens explizit NICHT aus!). Geschickt argumentiert wird hier ironischerweise mal gar nicht, hier sagt einfach nur eine mittelmäßige Schauspielerin die Texte auf, die ein schlechter Autor geschrieben hat. Die Szenen mit den Debatten, die in "Contra" eigentlich Dreh- und Angelpunkt der ganzen Angelegenheit sein müssten, machen ergo also mal gar nichts her, was der Film selbst übrigens irgendwann auch erkannt haben muss, denn durch diese wird zum Schluss hin nur noch in geraffter Form geradezu durchgehechelt, während sich der Fokus zunehmend auf die privaten Problemchen der Protagonistin verschiebt... keine so smarte Entscheidung. Am ärgerlichsten ist dann aber doch der antiklimaktische Schluss, bei dem das dümmst mögliche Verhalten der handelnden Figuren "Contra" letzten Endes als komplette Nichtigkeit entlarvt und das Ganze fast schon wie eine Zumutung wirken lässt. Man stelle sich vor, Daniel LaRusso wäre im Finale von "Karate Kid" mal einfach nur so nicht beim All-Valley-Turnier aufgetaucht... oh je! Ach ja, und dass die Message da im Endeffekt in ihrer Quintessenz "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" lautet, ist mal echt auch nicht so prall...

2/10

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