Review
von Leimbacher-Mario
Everythingsploitation
All mein heutiger Respekt geht raus zu Sebastian Stein, der „African Kung-Fu Nazis“ nahezu aus dem Stand und alleine auf die Beine gestellt hat! Als Hitler in Ghana, als Regisseur sowie Cutter, fast in Personalunion. Ein Mann, ein Traum. Sehr nice! Wesentlich sympathischer als eingebildeter Schmarn wie „Sky Sharks“ oder anderer gewollter Trash aus deutschen Landen. Obwohl „African Kung-Fu Nazis“ natürlich nicht nur eine rein deutsche Produktion ist, eher eine wahre Koproduktion der „neuen Achsenmächte“, wie der Film Japan, Ghana und Deutschland schamlos nennt. Wem solche Ausdrücke und „Dümmlichkeiten“ schon zu weit gehen, sollte um diesen comichaften Low-Budget-Cocktail direkt einen weiten Bogen machen. Denn hier wird alles frech, politisch wenig korrekt und doch irgendwie unschuldig durch den Kakao gezogen - von Kampfsportturnieren und Trainingsmontagen, von Naziflüchen und „Eva braun gebrannt“, vom dunkelsten Goehring aller Zeiten über „alle Asiaten haben kleine Pimmel“ zum Tempel der schwarzen Schlangen…
Man darf von „African Kung-Fu Nazis“ nicht zu viel erwarten. Kein „Kung Fury“, kein „Dead Snow“, kein „Turbo Kid“. Das Geld ist hier schmaler, die Ideen sind wiedergekäuter und alles ist noch viel platter, mehr „in your face“. Und dennoch/gerade deshalb ist dieser wilde Exploitationmix ein echter Sympathiebolzen, den sicher von Van Damme bis Tarantino einige große Namen feiern würden. Der Look ist massiv „video“, die Effekte sind gefühlt aus Paint, es gibt zu viel CGI-Gesplatter und viele der unbekannten Darsteller sind natürlich behäbig, bemüht, benommen. Doch all das verdichtet sich zu einem Wirbelwind aus Dünnpfiff und Bierwerbung, Martial Arts und Party, ghanaischer Unbeschwertheit und europäischer Berechnung, die es mir angetan hat. Dazu dann noch einen echten Ohrwurm als Titelsong (total unpassend zum Thema wie frisch aus einem 2D-Jump & Run), einen allgemein erstaunlich coolen „Carpenter-Gedächtnis“-Synthiescore und ein paar echte Fighting Skills bei einigen der Beteiligten. Fertig ist kein moderner Klassiker des Exploitation - aber in der richtigen Stimmung und mit den richtigen Leuten ein großer Spaß.
Fazit: sehr lustige und ziemlich wahnsinnige C-Movie-Kreuzung ohne Scham, Geld oder Bekanntheit. Dafür aber mit Charme, Mut und Eiern. Für Fans von Eastern, aktuellem Trash und „neuer afrikanischer Welle“ definitiv eine bierselige Zeit!