Review

GAMERA  No. 07

GAMERA GEGEN ZIGRA – FRANKENSTEINS WELTRAUMBESTIE SCHLÄGT ZU

(GAMERA TAI SHINKAI KAIJÛ JIGURA)

Noriaki Yuasa, Japan 1971

Vorsicht – dieses Review enthält SPOILER!


Und damit zum nächsten Leinwandauftritt der Riesenschildkröte Gamera, die 1965 vom Studio Daiei Eiga Kabushiki Kaisha ins Leben gerufen wurde und seitdem im Jahrestakt zumindest die einheimischen Lichtspielhäuser mit einem neuen Abenteuer beehrt hatte. Gamera gegen Zigra – Frankensteins Weltraumbestie schlägt zu (im Original Gamera tai Shinkai kaijû Jigura, also etwa „Gamera gegen das Tiefseemonster Jigura“, im Folgenden ohne den Frankenstein-Quatsch nur Gamera gegen Zigra), Gamera gegen Zigra also ist demnach der siebente Gamera-Streifen – und auch derjenige, mit dem eine Ära enden sollte. Aber noch ist es nicht so weit:

Wir starten ... auf dem Mond! Ein Off-Sprecher teilt uns mit, dass gegen Ende des 20. Jahrhunderts viele Länder Weltraumprogramme gestartet haben – auch Japan, das sogar eine Mondbasis eingerichtet hat. „Aber halt!“, ruft der Sprecher dann aus, „welches Land hat dieses Raumschiff ausgesendet?“ Tatsächlich nähert sich ein UFO und dreht ein paar bedrohliche Runden. „Der Weltraum ist unermesslich groß. Mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es neben unserem Universum auch andere, deren Bewohner ebenfalls aufgebrochen sind, um seine Geheimnisse zu ergründen“, meint der Sprecher, und dann verabschiedet er sich mit einem wichtigen Hinweis: „Die folgenden Bilder und Handlungen dienen dazu, die Menschheit vor den Folgen ihres Tuns und Handelns zu warnen!“

Im UFO war man so nett, den Off-Sprecher ausreden zu lassen, aber nun schlagen seine Insassen zu: Mit einem roten Energiestrahl jagen sie Teile der Mondstation in die Luft, beamen danach mit einem grünen „Fangstrahl“ (ein Äquivalent zum orangenen „Super-Fangstrahl“ in Gamera gegen Viras) ein gerade durch die Gegend rollendes Mondfahrzeug zu sich hinauf – und legen dann die restlichen Gebäude auf unserem Erdtrabanten in Schutt und Asche.

Die Opening Credits erscheinen, diesmal ohne Stock Footage – wir sehen stattdessen Bilder einer japanischen Stadt. Kenjiro Hiroses „Gamera March“ wird noch irrer und euphorischer gesungen als üblich.

Japan, Kamogawa. Hier arbeiten Dr. Yosuke Ishikawa und Dr. Tom Wallace gemeinsam in einem meeresbiologischen Labor für die Marine. Dr. Ishikawa hat einen etwa vierjährigen Sohn namens Kenichi, während Dr. Wallace zwei Töchter hat – die ebenfalls etwa vierjährige Helen und die ein paar Jahre ältere Margie. Da Dr. Wallace‘ Frau wegen einer anstehenden weiteren Geburt gerade im Krankenhaus liegt, kümmert sich Dr. Ishikawas Schwester Kiyoko, selbst noch eine Teenagerin, um die beiden Mädels. Seine Frau hat derweil genug mit Kenichi zu tun. So viel zur familiären Situation der Protagonisten – denn das werden zumindest Dr. Ishikawa, Dr. Wallace, Kenichi (logisch ...) und Helen von nun an sein. Bis es richtig losgeht, sehen wir noch ein paar Kunststücke von den Robben, Orcas und Delfinen im „Sea World“-Freizeitpark von Kamogawa.

Nun aber: Dr. Ishikawa und Dr. Wallace sind dienstlich am Meeresufer beschäftigt und registrieren eine zunehmende Kontamination des Wassers. Kritische Worte zur Umweltverschmutzung fallen. Dann kreischt eine Sondermeldung aus dem mitgeführten Kofferradio: Auf der arabischen Halbinsel hat es ein schweres Erdbeben der Stärke 12 (!!) auf der nach oben offenen Richter-Skala gegeben. 30.000 Tote und mehr als 100.000 Verletzte sind zu beklagen. Es wird darauf verwiesen, dass es erst am Vortag ein Erdbeben der gleichen Stärke in Peru gegeben hat. Kann das ein Zufall sein?

Die Männer werden aber sogleich auf andere Gedanken gebracht: Unter einer Plane in ihrem kleinen Motorboot geben sich Kenichi und Helen zu erkennen, die sich dort versteckt hatten (und offenkundig den Kindergarten schwänzen). Dieses Fehlverhalten bleibt allerdings ungesühnt, denn schon gibt es Wichtigeres als schlecht erzogene Kinder: Ein UFO taucht auf! Natürlich ist es genau jenes UFO, dessen Besatzung gerade auf dem Mond randaliert hat. Die Marine hat es ebenfalls registriert und beobachtet es auf dem Radarschirm. „Das Objekt geht auf Tauchgang!“, wird kurz darauf gemeldet, und ja, auch Dr. Ishikawa, Dr. Wallace und die Kinder sehen, dass das UFO ins Meer eintaucht. Die Männer zögern nicht: Sofort machen sie ihr Motorboot klar und fahren hinaus zur Eintauchstelle des UFOs, um dort, ähm ... weiß der Kuckuck was zu tun. Die Kinder, klar, wollen und dürfen natürlich mit. Nach einer Weile taucht schließlich auch Gamera am Himmel auf, aber die Schildkröte scheint nur die Kinder grüßen zu wollen, denn nachdem sie ein paar Runden gedreht hat, düst sie wieder davon. Dem UFO geht’s derweil gut – es taucht in der Tiefe des Meeres und die vielen kleinen Kullern, mit denen sein Mittelteil bedeckt ist, leuchten in allen Farben (irgendwie hat mich das an die Haribo-Berries erinnert, nur eben in Bunt). Aber es kann noch mehr als leuchten, das UFO – seine Besatzung setzt nämlich wieder den grünen Fangstrahl ein, mit dem bereits das Mondfahrzeug hinweggebeamt wurde, und beamt nun auch das Boot mit den Männern und den Kindern hinweg (worum Ishikawa und Wallace mit ihrer vollkommen hirnrissigen Aktion allerdings auch förmlich gebettelt haben) ...

Wohin es gebeamt wurde, sehen wir sofort, denn nach dem Schnitt befinden wir uns an Bord des UFOs und lernen seine Besatzung kennen, die offenbar nur aus einer humanoiden Frau und einem oben aus der Wand schauenden Schwertfischkopf besteht. Die Frau in Daiei’scher Alien-Universal-Garderobe (mit silbernem Dress und Gürtel wie weiland Barbella und Flobella in Gamera gegen Guiron, nur mit grünem Unterteil) wendet sich gerade an den Kopf: „Ich habe Euren Auftrag ausgeführt und die Fremden auf das Schiff gebeamt.“ (Hey, ihr seid hier die Fremden!) Und da stehen sie nun auch neben ihrem Boot im geräumigen Inneren des UFOs, unsere vier Protagonisten. „Ich heiße die Menschen auf dem Sternenraumschiff des Zigra willkommen“, sagt die Frau und fügt auch noch eine kleine Erklärung hinzu – sie und Zigra kämen aus einer anderen Galaxie, genauer gesagt von einem Planeten mit dem poetischen Namen „Nummer 105“, der 480 Lichtjahre von der Erde entfernt sei (womit das mit der „anderen Galaxie“ schon mal großer Käse ist ... aber Schwamm drüber). Dr. Ishikawa rechnet postwendend los und liefert einen echten Brüller: „480 Lichtjahre ... das sind 2880 Billionen Meilen. Dazu braucht man 400 Jahre!“ (!!!)

„Sie repräsentieren die gesamte Menschheit“, verkündet die Außerirdische nun und fährt fort: „Zigra ist das intelligenteste Wesen, das es im Universum gibt. Sie werden nun Zeuge seiner Intelligenz.“ Wofür genau sie ausgerechnet die beiden Männer und die Kinder braucht, bleibt unklar, denn schon erklingt ihre Stimme auch aus irdischen Radios. „Wir werden ein Erdbeben in Tokio auslösen, von dem niemand dachte, dass es stattfinden kann. Alles wird zerstört sein. Tokio wird eine Wüste sein.“ Das Erdbeben, so prophezeit sie, soll die Stärke 13 (!!) auf der Richter-Skala haben. Dr. Ishikawa hält den Kindern schnell einen kleinen seismologischen Vortrag, und damit die Kleinen wissen, wie schlimm jetzt alles wird, ergänzt die Außerirdische seine Ausführungen mit einem Vergleich zum Großen Kantō-Erdbeben von 1923. Tatsächlich sieht man nun auf dem Raumschiffmonitor Bilder von brennenden und zerstörten Städten, weiß aber noch nicht, ob diese Aufnahmen aktuell oder historisch sind. Dann schwafelt die Vertreterin Zigras auf Erden weiter: „Ihr habt euer Recht auf die Erde verloren! Unser Lebensraum ist das Wasser. Euer Geschlecht hat dieses Element verunreinigt. Der Lebensraum unserer Art wird auf dem Planeten Erde immer weiter eingeschränkt. Auf der Suche nach Planeten mit Wasser haben wir auch den Mond untersucht. Dort sind wir auf die Erde aufmerksam geworden.“ (Toll: Sie suchen auf dem Mond nach Wasser und werden dann erst auf die Erde aufmerksam – wenn das mal nicht für ihre Intelligenz spricht ...) Die junge Frau lässt auch weiterhin nicht locker, prangert den sorglosen Umgang der Menschen mit dem Wasser und dessen Verschmutzung durch Öl, Fäkalien, Industrieabfälle und Giftmüll an und verkündet schließlich, dass die Erde ab sofort eine Kolonie Zigras sei. Wenn das nicht akzeptiert würde, wäre die Vernichtung der Menschheit unausweichlich.

Hernach hypnotisiert sie per Hypnoseblick die beiden Männer, sodass diese willenlos herumstehen. Die Kinder allerdings, die kann sie nicht hypnotisieren – die laufen nämlich weg und lassen sich auch nicht einfangen. Kenichi kann sogar an ein paar handballgroßen Kullern herumfummeln, die auf einer Spirale an der Seite des Raums aufgefädelt sind, und plötzlich ist die Hypnotiseuse selbst hypnotisiert und steht willenlos in der Gegend herum! Nun müssen die Menschen nur noch aus Zigras „Sternenraumschiff“ herauskommen, aber das ist mit Helden wie Kenichi kein Problem. Die Männer werden zum Boot geführt und hineingesetzt (wenn man sie führt, laufen sie), Helen setzt sich dazu und Kenichi drückt auf ihr Anraten hin noch schnell irgendeinen Knopf (Helen: „Ich glaub, du musst da hinten was machen!“), bevor er auch ins Boot springt. Und schwupps – sind die vier zurückgebeamt.

Etwas später kommt die Frau im Raumschiff wieder zu sich. Ihr Chef, der Schwertfischkopf, bei dem es sich offensichtlich um Zigra handelt, ist ziemlich sauer ob ihres peinlichen Versagens und befiehlt ihr, den Kindern umgehend zu folgen und sie zu töten. Die spürbar an einer Wiedergutmachung interessierte Frau will sich damit aber noch nicht zufrieden geben: „Ich denke, sobald ich die Kinder getötet habe, mache ich alle Japaner kalt“, sagt sie (!!!). Das geht Zigra jedoch vorerst zu weit, und so untersagt er ihr den Massenmord ausdrücklich. Die Menschen sind seiner Meinung nach viel zu nützlich, um allesamt kaltgemacht zu werden – man könne sie beispielsweise in Schleppnetzen zusammentreiben (an Land?) und als Sklaven oder auch als Nahrung gebrauchen. Die Mordlüsterne muss sich also zurückhalten.

Zurück zur Meeresoberfläche. Dort treiben die Kinder mit ihren noch immer hypnotisierten Vätern im Boot herum und müssen etwas Schreckliches ansehen: Ein riesiger Tanker wird anscheinend von einem ebenfalls riesigen Hai angegriffen – man sieht nur, wie sich die Rückenflosse auf das Schiff zubewegt und nicht langsamer wird ... Dann kracht’s auch schon. Das Schiff wird zerteilt und explodiert. Und das Untier gibt keine Ruhe: Schon nähert sich die Rückenflosse dem Boot der Kinder ... doch genau zur rechten Zeit nähert sich glücklicherweise auch – Gamera! Die Schildkröte hebt das Boot vorsichtig aus dem Wasser, fliegt mit ihm davon und setzt es wohlbehalten auf der unweit von Kamogawa gelegenen Insel Niyemon ab (wo sich die wenigen Einwohner traditionell noch wie vor 800 Jahren kleiden). „Wir lieben dich!“, grölen Kenichi und Helen der Schildkröte hinterher, als sie wieder davondüst.

Irgendwer muss die Kinder hernach wieder aufs Festland geholt haben, denn wir springen zu einem groß angelegten Treffen von Militärangehörigen, Wissenschaftlern, Politikern und Pressevertretern, auf dem die beiden zu ihren Erlebnissen befragt werden. „Im Raumschiff war nur eine Frau“, berichtet Kenichi, und aus dem Hintergrund hört man eine empörte Männerstimme: „Das darf doch wohl nicht wahr sein! Frauen gehören an den Herd!“ Etwas Substanzielles ist von Kenichi und Helen allerdings nicht zu erfahren. Eine Gruppe von Medizinern hat sich derweil mit den beiden Vätern beschäftigt, aber auch in dieser Sache ist man nicht viel klüger geworden – irgendetwas sei mit den Gehirnwellen der Männer geschehen, teilt der leitende Arzt mit, sodass sie nun eben ... hypnotisiert sind. Zeit für den nächsten Jahrhundert-Dialog: „Doktor“, wird er gefragt, „können Sie sie aus der Trance wieder herausholen?“ „Eigentlich ja“, meint der Arzt, „nur liegt dieser Fall völlig anders. Wir müssen also herausfinden, wie wir sie wieder aus der Hypnose herauskriegen.“ OmG.

Jetzt aber hat zumindest das Militär andere Aufgaben, denn es gibt einen wichtigen Anruf: Die UNO hat soeben entschieden, dass Zigra angegriffen werden soll. Los geht’s: Begleitet von einem völlig sinnfreien Off-Kommentar starten die Jets der japanischen „Luftflotte“, um Zigras „Sternenraumschiff“ mit Wasserbomben zu Leibe zu rücken. Aber es wird mit roten Energiestrahlen zurückgefeuert – und das sehr erfolgreich, sodass dem Kommandeur im Hauptquartier bald darauf mitgeteilt werden muss, dass das „gesamte Schwadron abgeschossen“ sei. „Das war von Anfang an ein tot geborenes Kind!“, hört man einen Politiker im Hintergrund herumnörgeln. Aber schon hat jemand einen neuen Gedanken: Zuerst muss die Bevölkerung evakuiert werden! Ja, das ist immer gut, wobei hier allerdings offen bleibt, was dieses „Zuerst“ zu bedeuten hat und warum man eigentlich wen wohin evakuieren will (Kamogawa ist derzeit nicht direkt bedroht und wo die Leute am Ende sicher oder weniger sicher sind, weiß kein Mensch).

Anderenorts sind derweil Kenichi und Helen bedroht, wenn auch noch nicht unmittelbar. An der Küste steht nämlich die Frau aus dem UFO, deren Mission von Zigra noch einmal nachdrücklich bestätigt wurde: Sie soll die Kinder töten. Das ist leicht dahingesagt, wenn man nur als Kopf an der Wand hängt, aber es konkret umzusetzen, erfordert selbst von der Vertreterin einer weit entwickelten außerirdischen Zivilisationen viel List und Tücke ... Zunächst hypnotisiert Zigras Mordgehilfin drei junge Frauen, die gerade vom Baden kommen, und klaut einer von ihnen den Bikini, um die verräterischen Alien-Klamotten loszuwerden. Frisch umgezogen kann sie als Anhalterin bis nach Kamogawa gelangen, wo sie im Bikini allerdings auch nicht gerade unauffällig ist. Also hypnotisiert sie schnell noch eine geeignete Passantin und „übernimmt“ deren Garderobe. Nun soll’s endlich ans Kinderkaltmachen gehen – wo sich Kenichi und Helen aufhalten, weiß sie vom Fahrer, der sie mitgenommen hat.

Unterdessen spitzt sich die allgemeine Lage nicht nur in Japan weiter zu. Das Militär muss Horrormeldungen aus aller Welt entgegennehmen und konstatieren, dass bereits „sämtliche Stützpunkte zerstört“ sind und keine Waffe etwas gegen Zigra ausrichten kann. Angesichts dessen wird jetzt natürlich auch die Frage nach der Wasserstoffbombe gestellt, aber für deren Einsatz möchte niemand die Verantwortung übernehmen.

Kenichi und Helen sitzen unterdessen vor dem Fernseher und schauen sich die neuesten Katastrophenmeldungen an. Tokio liegt nach dem Erdbeben der Stärke 13 (das also tatsächlich stattgefunden hat!!) in Trümmern, überall lodern Brände. Da erscheint Gamera auf dem Bildschirm – die Kinder jubeln, doch dafür gibt es in diesem Fall keinen Grund: Die Schildkröte fliegt nämlich nur nach Tokio, um sich dort an den leckeren Flammen zu laben. Vor lauter Begeisterung bemerken Kenichi und Helen nicht, dass Zigras Killerin den Raum betreten hat und sich von hinten an sie heranschleicht ... aber das ist kein Grund zur Aufregung, denn dämlicher als sie kann man sich kaum noch anstellen. Sie rammelt erst einen kleinen Tisch um und steht dann so lange unschlüssig im Raum, dass die Kinder sie mit einem großen Plüschteddy und einem Plüschhasen bewerfen (!) und die Flucht ergreifen können, bevor sie ihnen fluchend hinterherstolpert (nicht jedoch, ohne vorher die Plüschtiere ordentlich zurück auf die Couch gelegt zu haben ...!). Besser wird’s nicht: Kreuz und quer über das Sea-World-Gelände jagt sie den beiden Vierjährigen hinterher, ohne ihnen auch nur einen Schritt näher zu kommen, und zu guter Letzt lässt sie sich von den beiden auch noch in einen Lift einsperren und in die Höhe schicken ... So wie’s aussieht, sollte das intelligenteste Wesen des Universums bei der Auswahl seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen etwas kritischer sein.

Die Kinder sind nach alledem ein wenig außer Atem und ruhen sich erst einmal in der Nähe des Strandes aus. Ohne unmittelbaren Anlass meint Kenichi, dass man ruhig einmal Gamera rufen könnte, damit sie sich dem fiesen Zigra in den Weg stellt. Und ja, nachdem die beiden laut genug „Gamera!“ gegrölt haben, kommt die Schildkröte angedüst und weiß offenbar auch schon, was zu tun ist, denn sie taucht mit voller Geschwindigkeit ins Meer ein und beginnt unten in der Tiefe den Außerirdischen zu nerven, indem sie an seinem UFO herumruckelt. Zigra antwortet wieder mit den roten Energiestrahlen, und Gamera kontert ihrerseits (auch unter Wasser) mit einem schönen fetten Feuerstrahl – das UFO explodiert und aus dieser Explosion heraus entsteht Zigra (!!) in seiner wahren Gestalt, sprich als leicht bizarrer Schwertfisch. (Noch mal, zur Sicherheit: Das UFO explodiert und an seiner Stelle ist plötzlich der Fisch da ...!) 47 Minuten sind bis zu diesem Moment, in dem man ihn zum ersten Mal wirklich vollständig sieht (also nicht nur mit einem Fischkopf an der Wand oder einer Rückenflosse vorliebnehmen muss), ins Land gestrichen.

Was nun kommt, ist nicht wirklich zu verstehen – Zigra bläht sich auf und zappelt danach ohne erkennbaren Grund auf dem Meeresboden herum. Gamera packt ihn und taucht beziehungsweise fliegt mit ihm an Land, um ihn dort ein wenig herumzuschleudern. Zigra wirkt völlig hilflos. Dann aber, irgendwann, steht er plötzlich ... auf zwei Beinen! Und er setzt die Schildkröte mit einem gelben Lähmungsstrahl außer Gefecht. Gamera plumpst besinnungslos ins Meer. Zigra springt hinterher, um sich in die Tiefen des Ozeans zurückzuziehen. Allerdings hat er den Menschen jetzt, während er gemütlich durch die Gegend schwimmt, noch eine Menge zu sagen – hören wir ihm ein wenig zu: „Gebt euren sinnlosen Widerstand endlich auf. Ihr könnt mich nicht zerstören. Durch die Attacke, die Gamera gegen mich geführt hat, wurde mein Raumschiff zerstört, und nun ist es mir nicht mehr möglich, zu meinem Heimatplaneten 105 zurückzukehren. Gamera hat euch also die letzte Hoffnung genommen. Euer Wasserdruck entspricht nicht dem auf meinem Planeten. In kürzester Zeit bin ich um das Hundertfache gewachsen. Dafür werde ich mich an euch rächen. Ich werde das Land, auf dem ihr herumkrabbelt, verwüsten! Ich werde euch keine Gelegenheit mehr geben, meinen Lebensraum mit euren Ausscheidungen zu besudeln. Ich werde euch vernichten! Ich werde der alleinige Herrscher über die so prachtvollen Meere und Ozeane sein! Ich bin ein so prächtiges Wesen, das Anspruch auf alles hat, was wunderbar und erhaben ist. Ihr dagegen seid hässlich, und Hässlichkeit hat kein Recht auf Existenz!“ Das soll genügen, auch wenn Zigra noch ein Weilchen weiterschwafelt.

Fortschritte gibt es indes bei den Ärzten und Wissenschaftlern zu verzeichnen. Sie haben herausgefunden, dass die Hypnose, unter der noch immer alle Betroffenen leiden, durch „Ultraschallwellen gesteuert“ wird. Mithilfe eines Funkgeräts und eines Transceivers gelingt es, diesen Steuerungsvorgang zu unterbrechen: Nachdem der leitende Arzt ein paarmal laut in das Funkgerät gebrüllt hat, kommen Dr. Ishikawa und Dr. Wallace wieder zu sich – der Bann ist gebrochen, wie man so schön sagt. Auch bei den anderen hypnotisierten Menschen wird der Bann durch Brüllen ins Funkgerät gebrochen, und das führt zu einer faustdicken Überraschung, als dieses Gebrüll zufällig an die Ohren der noch immer erfolglosen Kinderkillerin dringt: Die Außerirdische ist gar keine Außerirdische! Es ist die japanische Astronautin Chikako Sugawara, die eingangs mit dem Mondfahrzeug unterwegs war und an Bord des UFOs gebeamt wurde. Zigra hatte sie hernach durch Hypnose zu seinem willenlosen Werkzeug gemacht – beziehungsweise zu seiner „irdischen Agentin“.

Die frisch dehypnotisierten Dr. Ishikawa, Dr. Wallace und Chikako Sugawara können dann auch gleich an der nächsten großen Beratung von Militär, Regierung und Wissenschaftlern teilnehmen, auf der man sich Gedanken darüber machen will, wie es nun weitergehen soll. Man macht sich auch Gedanken, nur: Es kommt nichts dabei heraus. Niemand, wirklich niemand hat eine Idee, wie man der Bedrohung durch das intelligenteste Wesen des Universums begegnen soll. Dann aber ... Auftritt Kenichi: Der hat eine Idee, und einmal darf man raten, was das für eine ist. Genau. Man muss Gamera in den Kampf gegen Zigra schicken. Das ist eine prima Idee, meint der befehlshabende General allen Ernstes – nur liegt die Schildkröte gerade leblos auf dem Meeresboden herum und man kommt nicht an sie heran, um ihr wie auch immer helfen zu können. Daran soll’s nicht liegen, wirft Dr. Ishikawa nun ein, denn sein Institut verfügt über ein Tiefseetauchboot!

Also wird dieses Tauchboot, eine gelbe Stahlkugel für zwei Mann Besatzung, mit ein paar Hubschraubern herangeholt. Dr. Ishikawa und Dr. Wallace übernehmen den Tauchgang höchst persönlich und lassen sich in die Tiefe sinken (man möchte sich schon wundern, dass nicht Kenichi und Helen losgeschickt werden ...). Als die Männer bereits sehr, sehr tief gesunken sind, darf der Zuschauer verärgert feststellen, dass auch das Skript tief gesunken ist, denn nun geben sich im Inneren des Tauchboots ... Kenichi und Helen zu erkennen, die sich wieder einmal irgendwo versteckt hatten! (Argh, arrgh, arrrgh!!!) Zum Umkehren fehlt die Zeit, und so dürfen die Kinder an Bord bleiben und fleißig herumnerven, während die Erwachsenen versuchen, Gamera mit irgendwelchen Funkwellen aufzuwecken. Auf diese Signale wird allerdings auch Zigra aufmerksam, kommt herangeschwommen und rammelt vor das Tauchboot, das nun ein Stück weit über den Meeresboden kullert und ein paar Lecks bekommt.

Dr. Ishikawa bleibt ganz ruhig: „Die paar Lecks sind kaum der Rede wert!“, meldet er nach oben. Zigra nimmt daraufhin das Boot ins Maul, schwimmt ein Stück mit ihm und lässt es dann an einer besonders tiefen Stelle des Meeresbodens wieder fallen. Es gibt weitere Schäden am Tauchboot. Dr. Wallace bemüht sich zwischen den herumhampelnden Kindern um eine Reparatur, aber schon kommt Zigra wieder angeschwommen. Als Dr. Ishikawa jedoch die Scheinwerfer des Tauchboots anschaltet, dreht der Fisch ab. Das ist eine Entdeckung! „Er hat doch eine Schwachstelle – er verträgt kein Licht. Er ist ein Tiefseefisch!“, meldet Dr. Ishikawa freudig nach oben. Zigra meldet jedoch auch etwas nach oben: Binnen einer Stunde soll die Erde an ihn übergeben werden, ansonsten würde er das lächerliche Tauchboot der Menschen fressen. Das wäre dessen Insassen dann freilich auch egal, denn der Sauerstoff im Tauchboot, so stellt Dr. Ishikawa fest, reicht nur noch für 50 Minuten (toll, dass die Kinder an Bord sind und fleißig mitatmen ...).

„Wenn wir auf seine Forderungen eingehen, vernascht er uns als Sukiyaki zum Frühstück!“, gibt Frau Sugawara zu bedenken, aber der General beruhigt sie: „Ich habe einen Plan!“ (Ein Novum, fürwahr ...) Er teilt Zigra mit, dass die Menschen kapitulieren werden – zuerst aber müsse das Tauchboot wieder nach oben gelangen. (Es kann vorweggenommen werden: Das war er dann auch schon, der „Plan“ ...) Gut, meint Zigra, seinetwegen sollen sie das „nutzlose kleine Spielzeug“ haben. Er bringe es auch persönlich nach oben, aber zuerst soll das Scheinwerferlicht des Tauchboots ausgeschaltet werden. Nun mischt sich Frau Sugawara ein, die immer noch Angst davor hat, als Sukiyaki zu enden. Sie weist Dr. Ishikawa darauf hin, dass er über eine „mächtige Waffe“ verfügt und sich auf die Eigenschaften von Tiefseefischen besinnen soll (Klartext könne sie nicht reden, da Zigra zuhört). Wie gewünscht besinnt sich Dr. Ishikawa ... und findet die Lösung: Tiefseefische vertragen kein Licht! (Herrgott!!! Das hat er doch vor fünf Minuten schon selbst herausgefunden und nach oben gemeldet – hier bricht das Skript endgültig zusammen.) Also werden die Scheinwerfer, die man gerade erst ausgeknipst hat, mit maximaler Leistung wieder eingeschaltet (Ishikawa, echt jetzt ... eine sinnlosere und kontraproduktivere Aktion kann es in diesem Moment gar nicht mehr geben – Zigra wollte euch doch gerade nach oben bringen!). Und ja, Zigra ist geblendet, aber eben auch stinksauer und feuert daher seinen gelben Betäubungsstrahl auf das Tauchboot ab. Die Funkverbindung zwischen der Einsatzzentrale und den Tauchern reißt ab.

Später, die Nacht ist längst hereingebrochen: An der Küste vor Kamogawa tobt ein heftiges Gewitter. Blitze zucken, es regnet in Strömen. Die Menschen in der Einsatzzentrale schlafen erschöpft an ihren Tischen. In der Tiefe des Meeres aber, da regt sich etwas ... Gamera schlägt die Augen auf!

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter beruhigt. In der Einsatzzentrale erwacht man. Jetzt darf auch Margie endlich einmal etwas anderes machen als in der Gegend herumzustehen: Sie geht zur Fensterfront des Raums, blickt müde nach draußen und sagt erstaunt: „Gamera ist weg!“

Ich habe mich an dieser Stelle gefragt, woran sie das sieht ... und die böse Vorahnung, die mich dabei beschlich, fürs Erste verdrängt. Als ich das zweite Mal in diesen Film hineingeschaut habe, ist allerdings Gewissheit geworden, was ich nicht glauben wollte und man auch nie und nimmer glauben mag: Tatsächlich hat tags zuvor ein Fuß der Riesenschildkröte aus dem Wasser herausgeschaut (man könnte meinen, es sei ein seltsamer Felsen, weil’s ja eigentlich kein Fuß sein kann), und in diesen Fuß hat des Nachts ein Blitz eingeschlagen, was Gameras überraschendes Erwachen erklärt. Was jedoch niemand, und ganz gewiss nicht einmal das intelligenteste Wesen des Universums erklären kann, ist die Anwesenheit dieses Fußes über der Wasseroberfläche, wo doch Gamera so tief unten im Meer liegt, dass man nur mit einem Tiefseetauchboot zu ihr vordringen kann! Da fehlen einem wirklich die Worte. Mal sehen, ob ich sie wiederfinde ...

Gamera also. Gamera ist weg, hat Margie gesagt und damit ihren großen Auftritt gehabt. Aber wo ist Gamera? Nun, die ist putzmunter unten im Meer unterwegs und schleicht sich an das auf dem Meeresboden herumliegende Tiefseetauchboot heran. Zigra ist auch ganz in der Nähe, aber der schläft. Gamera hampelt nun eine Weile auf der Stelle herum und schnappt sich schließlich einen großen Stein oder besser Felsbrocken, um ihn Zigra vor die Rübe zu werfen. (Warum? Warum, zum Kuckuck?) Der Getroffene wacht natürlich auf, ist aber noch sehr müde, gähnt ... und schläft weiter. Gamera hampelt nun noch eine Weile herum (warum ...?), und dann schnappt sie sich endlich das Tauchboot und düst damit nach oben, um am Strand von Kamogawa eine ihrer herrlichen Bruchlandungen hinzulegen und das Meeresfahrzeug abzuliefern. Dessen Insassen, wir erinnern uns an die von Ishikawa genannten 50 Minuten, sollten eigentlich mausetot sein, aber ... da sie Zigras Betäubungsstrahl in eine Art Koma versetzt hat, in dem „keine Zellteilung stattfindet“, waren und sind sie des Atmens enthoben. Zwar haben die beiden Väter und ihre Kinder die Besinnung verloren, aber die Mediziner sehen darin kein Problem – die Taucher werden ins Krankenhaus transportiert, wo sie sich bei ein paar Elektroschocks erholen sollen. Gamera aber, Gamera düst zurück in die Tiefen des Meeres, um sich dort mit Zigra zu prügeln. Der Finalkampf steht an. Es geht hin und her – Gamera wird durch Zigras scharfe Rückenflosse mehrfach böse verletzt und verliert wieder einmal viel türkisgrünes Blut, aber auch der Alien-Schwertfisch hat seine Sorgen und muss gefühlte Ewigkeiten lang auf dem Rücken herumzappeln. Schließlich ergreift ihn die Schildkröte und tut, was sie unvermeidlich in jedem Finalkampf tut: Sie fliegt mit ihrem Gegner aus dem Meer hinaus gen Himmel und lässt ihn dann aus großer Höhe auf den Boden krachen. Das macht ihm allerdings sehr viel weniger aus, als man denken möchte, denn kaum schlägt Zigra ins japanische Erdreich ein, gibt es einen brutalen Cut und er steht plötzlich wieder auf zwei Beinen (!) am Strand herum! Und doch sind nicht nur seine Tage, sondern auch seine Minuten gezählt – etwa eine bleibt ihm noch ...

Gamera wirft ihm einen riesigen Stein auf die „Nasenspitze“, der dort stecken bleibt und Zigra durch sein Gewicht vornüber zu Boden zieht. Das „so prächtige Wesen, das Anspruch auf alles hat, was wunderbar und erhaben ist“, liegt hilflos im Staub und muss sich nun auch noch von einer irdischen Riesenschildkröte demütigen lassen – die spielt nämlich mit einem Felsbrocken eine kleine Melodie auf seinen Rückenflossen und führt sogar ein ausgelassenes Tänzchen (!!) auf. Dann ist jedoch Schluss mit lustig: Gamera setzt ihren Feuerstrahl ein, und ein paar Augenblicke später ist von Zigra nur noch das vermutlich intelligenteste Häufchen Asche des Universums übrig.

Dr. Ishikawa hat abschließend ein paar liebevolle Worte für die Kinder übrig und macht ihnen noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, unsere Umwelt zu schützen.

Gamera entschwindet am blauen Himmel.

Der Abspann entlässt (oder erlöst ...?) uns.

Tatsächlich steht man als Erwachsener, so man noch dabei ist, spätestens an dieser Stelle vor der Frage, was man hier eigentlich verloren hatte. Waren schon die drei Vorgängerstreifen der Gamera-Reihe von ihren sehr jungen Protagonisten geprägt (wir reden von Acht- bis Zehnjährigen), so hat uns Noriaki Yuasa, wie immer unterstützt von seinem Stammautor Niisan Takahashi, im vorliegenden Fall sogar zwei Vierjährige vor die Nase gesetzt! Und doch ist Gamera gegen Zigra im Kern ein Erwachsenenfilm, denn seine, ähm ... Handlung wird nicht maßgeblich von den Kindern bestimmt. Waren Schlaumeier wie Masao in Gamera gegen Viras oder Hiroshi in Gamera gegen Jiggar immer wieder mit ihren Ideen zur Stelle, wenn Militär, Wissenschaft und Politik dem Treiben der jeweiligen Gastmonster hilflos gegenüberstanden (also quasi laufend), so sind Kenichi und Helen nur da, um den Erwachsenen und vor allem uns Zuschauern auf die Nerven zu gehen. Okay, das Zurückbeamen aus dem „Sternenraumschiff“ Zigras haben die Kids übernommen (schlimm genug!!), und am Ende kommt Kenichi auf die Idee, Gameras Hilfe in Anspruch zu nehmen – aber diese Idee hat so ziemlich jedes Kind jederzeit in jedem Gamera-Film. Kenichi und Helen sind also weitgehend „nur“ dabei. Die zentralen handelnden Figuren sind indes Dr. Ishikawa und Dr. Wallace, was nicht zuletzt daran zu erkennen ist, dass sie das Tiefseetauchboot bedienen dürfen, denn bisher war es für Noriaki Yuasa und Niisan Takahashi Ehrensache, dass Tauchfahrten von Kindern durchgeführt werden.

Auch gibt sich die Geschichte ziemlich krude, denn immerhin vernichtet Zigra ganz Tokio und sorgt auch im Nahen Osten und in Peru für eine riesige Zahl von Todesopfern. Na ja, und sein Vorhaben, Menschen „in Schleppnetzen zusammenzutreiben“ und als Nahrung zu verwerten, ist ebenso schändlich wie das Entsenden einer Kinderkillerin. Das ist selbstredend kein Stoff für Vierjährige. Aber Gamera gegen Zigra richtet sich schließlich auch an ... ja, an wen eigentlich? Dass der Streifen mit seinen ständig dazwischenfunkenden Kindergartenkindern das erwachsene Publikum verärgert, gehört zur Natur der Sache, aber auch etwas größere Kinder werden nicht mehr direkt angesprochen, denn denen brechen die gleichaltrigen Identifikationsfiguren weg, über die sich die Vorgängerfilme an sie herangeschmeichelt hatten – und mit Kindern aus Kenichis Jahrgang wollen Zehnjährige ganz gewiss nichts zu tun haben. Als geeignete Zielgruppe verbleibt also ... keine.

Auch gut – es gibt ja immer noch ein paar treue Kaijū-Eiga-Liebhaber, für die selbst Schrapel wie Gamera gegen Zigra zum Pflichtprogramm gehören sollte, und Freunde des unfreiwilligen Humors, die mit diesem Film definitiv eine gute Zeit haben, weil hier eigentlich ständig irgendetwas vor den Baum läuft – und die Verantwortlichen auch seelenruhig vor den Baum laufen lassen, was vor den Baum laufen will. Mit dem gefühlt jedem zweiten Kaijū Eiga zugrunde liegenden Ansatz „Idioten aus dem Weltall wollen die Erde erobern“, der hier insofern variiert wird, als dass es nur ein Idiot aus dem Weltall ist, der die Erde erobern will, mäandert das Treiben bald munter von einem Logikloch zum nächsten, immer noch größeren – bis sich die Ungereimtheiten in der Schlussphase quasi verselbstständigen. Der Gipfel sind die beiden schon angesprochenen Totalaussetzer (also die doppelte „Entdeckung“ der Lichtempfindlichkeit Zigras und eine gleichzeitig an zwei Orten herumliegende Schildkröte), die es nie und nimmer geben dürfte. Klar, Ramschfreunde wie mich freut’s nach einer gewissen Irritationsphase, aber ganz objektiv kann so etwas nur als schlampig bezeichnet werden, und zwar unentschuldbar schlampig. Vielleicht war man der Meinung, dass der ganze Kram sowieso in erster Linie für Kinder gedacht ist und von denen keine kritische Rezeption befürchtet werden muss, aber damit hätte man sich selbst ein Bein gestellt – schließlich ist es eine hundertfach wiedergekäute Kernaussage aller Gamera-Filme seit Gamera gegen Gaos, dass man bitte schön und ganz besonders auch Kinder ernst nehmen soll.

Bemerkenswert ist auch noch einmal der Umstand, dass Zigra zwar in sämtlichen Einstellungen unverkennbar ein Fisch mit artgerechter Schwanzflosse ist, in zwei oder drei Szenen aber ebenso unverkennbar auf zwei Beinen steht. Das geht freilich schon als echter Lacher durch (zumal es echt bescheuert aussieht) – wie auch viele Dialoge, das schwachsinnige Geschwafel von Zigra oder das Tun seiner „irdischen Agentin“, die alle Japaner kaltmachen (!!) will, aber nicht einmal mit zwei Vierjährigen fertig wird! Herrlich.

Vergällt wird einem die Freude indes, klar, von Kenichi und Helen. Grundsätzlich sind das keine unsympathischen Kinder, und da sie auch nicht zu Superhelden und Alleskönnern hochstilisiert werden, bin ich eine ganze Weile lang sogar halbwegs gut mit ihnen zurechtgekommen. Irgendwann wurden sie aber fast zwingend lästiger, und als es das Skript schließlich lustig fand, sie sogar ins Tauchboot hineinzuschmuggeln, war’s aus – in diesem Moment hätte ich sie und noch lieber Niisan Takahashi nicht nur auf den Mond, sondern gleich bis kurz vor den Neptun schießen mögen. Ziemlich unangenehm habe ich ferner ihre Zuneigungsbekundungen in Richtung Gamera empfunden: Wie weithin bekannt ist, besteht eine enge Freundschaft zwischen Gamera und den Kindern unserer Welt, aber dass nun Kenichi und Helen (zumindest in der deutschen Synchronisation) ständig „Ich liebe dich!“ respektive „Wir lieben dich!“ rufen, ist etwas dick aufgetragen und eben ... unangenehm.

Zur angesprochenen Schlampigkeit passt auch, dass die „Action“-Szenen noch lahmer sind als in den Gamera-Filmen ohnehin schon üblich. Halbwegs inspiriert wirkt nur der finale Unterwasserkampf, bei dem Gamera mal wieder ziemlich böse verletzt wird, aber als die Duellanten ihren Kampf auf dem Trockenen fortsetzen, geschieht nicht mehr viel. Meine Güte – da werden dem an Land natürlich limitierten Fisch Zigra schon zwei Beine herbeigezaubert, und dann kann er nichts damit anfangen: Das intelligenteste Wesen des Universums lässt sich wie schon geschildert einen Stein auf die Nasenspitze werfen, fällt um und wird abgefackelt. (So etwas, also der vernichtende Einsatz ihres Flammenstrahls, gelingt der Schildkröte übrigens zum ersten Mal – ihre Gegner in den Vorgängerfilmen waren weitgehend feuerfest.) Auffallend ist schließlich noch die recht prominent vermittelte Öko-Botschaft, mit der sich Gamera gegen Zigra schmückt. Die mag in einem alten Riesenmonsterheuler nicht wirklich gut aufgehoben sein, sollte aber durchaus nachdenklich stimmen: Immerhin wurde konkret die Verschmutzung unserer Meere bereits vor über fünfzig Jahren als ernstes Problem wahrgenommen. Ein Glück, dass die Menschheit seither so verantwortungsbewusst damit umgegangen ist ... Interessanterweise entstand im gleichen Jahr beim Konkurrenzunternehmen Tōhō mit Yoshimitsu Bannos bizarrem Godzilla-Streifen Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster ebenfalls eine Art „Öko-Kaijū-Eiga“.

Optisch macht Gamera gegen Zigra einen durchwachsenen Eindruck. Der Streifen kommt wie von seinen Vorgängern gewohnt im Breitwandformat daher, wirkt aber selbst in der vorliegenden Fassung von Cult Movie Entertainment schon reichlich abgelebt – die Farben sind blass und ausgewaschen, und mitunter gibt es auch kräftige Farbstiche. Das sah in den Vorgängerstreifen eindeutig besser aus, weshalb der Eindruck entstehen könnte, dass man im Hause Cult Movie nicht mehr mit der gleichen Leidenschaft ans Werk gegangen ist wie bisher. Noch deutlicher spricht etwas anderes dafür: Bei den vergangenen Veröffentlichungen waren die Filme und allerlei Wissenswertes zu ihnen Gegenstand einer kleinen Einführung durch die Herren Jörg Buttgereit und Bodo Traber. Hier hat man jedoch nur noch Jörg Buttgereit mit der Kamera bei irgendeiner Horror-Convention überfallen, auf dass er geschwind ein paar Worte zum vorliegenden Film sagt. Er belässt es allerdings dabei, sich für das lieblose Vorgehen beim „Gestalten“ dieser „Einführung“ zu entschuldigen. Tatsächlich sollten sich die Verantwortlichen für ein derart peinliches Bonusmaterial schämen.

Aber zurück zum Film. Tricktechnisch hält sich Gamera gegen Zigra gar nicht so schlecht, das heißt, dass den unvermeidlichen Ausrutschern auch ein paar gelungene Bauten und Effekte entgegengesetzt werden können. So beginnt der Streifen schon mit einer zum Niederknien charmanten Modellbaumondlandschaft einschließlich der im Hintergrund herumhängenden Erde, und die Explosionen, mit denen sich die japanische Mondstation verabschiedet, sehen großartig aus. Gleichzeitig dürfen wir aber auch eine schwer verunglückte Arbeit der Set- und Modelldesigner begrüßen: Zigras „Sternenraumschiff“, das wie eine fliegende Narrenkappe mit einem Berg leuchtend bunter Bonbons in der Mitte aussieht. Seine Inneneinrichtung ist derweil ... kaum vorhanden. Die „Kommandozentrale“ beherbergt auf einer gewaltigen Fläche lediglich zwei Maxi-Kugelbahnen und ein Bedienpult mit fünf riesengroßen Knöpfen (für Senioren?). Diese spartanische Ausstattung ist charakteristisch für Daieis Alien-Raumschiffe (nachprüfbar in Gamera gegen Viras und Gamera gegen Guiron), wie auch die bunten, im vorliegenden Fall mit leuchtenden Kreisflächen gestalteten Wände. (Viel Geld wurde für die Gamera-Filme freilich auch nicht in die Hand genommen – hier werden 35 Millionen Yen kolportiert, das waren zum damaligen Wechselkurs ungefähr 100.000 Dollar.)

Eine weitere tricktechnische Konstante der Shōwa-Gamera-Reihe stellen grausige Rückprojektionen dar. Wenn beispielsweise Gameras über das Bild kopierte Riesenhand plötzlich nach dem Boot mit den Protagonisten greift, dann ist man gleich doppelt erschrocken – zunächst durch die bildschirmfüllende Hand, mit der in diesem Augenblick nicht zu rechnen war, und einen Moment später angesichts der unterirdischen Qualität dieses „Spezialeffekts“. Gut gelungen sind indes die zahlreichen „Unterwasser“-Aufnahmen, die man mit etwas Wohlwollen in den meisten Szenen tatsächlich als solche akzeptieren kann.

Mit Blick auf die Monster gibt es zumindest Gamera betreffend nichts Neues – die Schildkröte, zum Leben erweckt durch Suitmation und Modelle, sieht aus wie immer und verhält sich wie immer. Aufgefallen sind mir persönlich noch einmal die allzu langen Arme respektive Vorderfüße, die sie in manchen Szenen hat, und eine Vielzahl von Close-ups, in denen sie demonstrativ mit den Augen rollt – als wären die Tricktechniker stolz auf die beweglichen Augäpfel gewesen, die sie dem Schildkrötenmodell verpasst hatten. Ehrlich gesagt ist das aber nichts, worauf man sich etwas einbilden könnte.

Zigra indes ... nun ja. Zigra ist im Prinzip nur ein Fisch, aber zumindest im Kopfbereich ein recht interessant gestalteter, bei dem auf einem „Unterteil“ mit Papageienschnabel-Maul noch eine Art „Schwertfisch-Helm“ sitzt. Das sieht schon bizarr aus und könnte in einem geeigneten Umfeld sogar etwas Bedrohliches entfalten, aber von einem solchen Umfeld ist Zigra hier natürlich Lichtjahre entfernt. Auch wird man nie so richtig „warm“ mit ihm, weil er für die Dauer von fast zwei Dritteln des Films nur als Kopf (beziehungsweise Stück eines Kopfes) an der Wand hängt und später auch noch durch die bereits hinreichend erwähnte zweibeinige und damit endgültig abstruse Erscheinungsform irritiert. Man ist regelrecht dankbar, wenn er endlich einmal ein paar Runden schwimmt, weil man erst dann erkennt, wie er eigentlich als Ganzes aussieht. Zudem leistet er kaum etwas Memorables: Die von ihm verwendeten Strahlen oder „Fangglocken“ sind in der Gamera-Reihe bereits alte Hüte, und sein Abgang ist einfach nur armselig. Am ehesten fällt Gameras hiesiger Gegner also mit großspurigem Geschwafel auf. Das mag bisweilen sogar recht erheiternd sein, aber ich persönlich hätte lieber noch ein paar Szenen mit Zigras irrer Festlandversion angesehen – welchen Inhalts sie auch immer gewesen wären.

Dafür gibt’s genügend Menschen, die man ansehen kann (beziehungsweise muss, denn ein dringendes Bedürfnis, Vierjährige in Kamogawa und Umgebung herumhampeln zu sehen, dürften die wenigsten Zuschauer haben ...). Die Rede ist von den Darstellern, und da das leidige Thema nun schon einmal angesprochen ist, bleiben wir gleich bei den Kindern. Kenichi Ishikawa wird von Yasushi Sakagami verkörpert, der tatsächlich im Sommer 1971 vier Jahre alt geworden ist – wenn hier von Vierjährigen geredet wird, dann geschieht das also völlig zu Recht. Er macht seine Sache so gut, wie’s ein Vierjähriger eben kann, und das ist nüchtern betrachtet natürlich nicht gut. Vierjährige können nicht schauspielern. Das gilt auch für Gloria Zoellner als Helen Wallace, die allerdings noch ein wenig unbeholfener wirkt als ihr junger „Kollege“ Yasushi Sakagami. Dennoch wissen beide nicht wirklich, was sie hier eigentlich tun. Glorias große Schwester Arlene Zoellner wird das als Margie Wallace schon eher gewusst haben, aber das hat zu nichts geführt, denn die Acht- bis Zehnjährige steht auch nur herum wie bestellt und nicht abgeholt und spricht gelegentlich ein paar Worte (zwei, drei Mal wird’s auch ein kurzer Satz), als hätte man sie dafür wecken müssen. Für die mit Blick aufs US-Publikum besetzten und übrigens keineswegs unsympathischen Zoellner-Sisters blieb Gamera gegen Zigra die einzige Berührung mit dem Filmgeschäft – gut fürs Filmgeschäft, aber wohl auch für sie. Yasushi Sakagami bekam hingegen bald darauf noch eine zweite Kinderrolle, und mancherorts wird ihm sogar ein Auftritt in Takeshi Kitanos Kids Return zugeschrieben. Da scheint jedoch eine Verwechslung mit einem Yasushi Sakamaki vorzuliegen. Oder auch nicht, wobei es ohnehin nur um eine Minirolle geht. Erfreulicherweise lag für die Veröffentlichung von Gamera gegen Zigra noch die alte Synchronisation vor, sodass Yasushi Sakagami anders als die Jungs in den drei Vorgängerfilmen keine zu tiefe Stimme hat. Das ist schön, nur ... hat sein Sprecher dafür eine total verschnupfte Stimme, und das kann ebenfalls recht schnell nerven.

Aber es gibt auch noch ein paar Erwachsene, und die stehen hier wieder etwas weiter im Vordergrund als in den vergangenen Gamera-Filmen. Der hoch sympathische Isamu Saeki als Dr. Yosuke Ishikawa und der erfahrene Kôji Fujiyama als Dr. Tom Wallace bestreiten dabei sogar zumindest geteilte Hauptrollen und haben mir beide sehr gut gefallen. Für Isamu Saeki blieb dies der einzige Abstecher zum Kaijū Eiga, wie überhaupt seine Karriere sehr kurz blieb. Wer weiß, woran es lag – an seinem hiesigen Auftritt sicher nicht. Kôji Fujiyama ist indes ein alter Kaijū-Eiga-Hase, der schon im Ur-Gamera mit von der Partie war, als Schurke Onodera einen memorablen Auftritt in Gamera vs. Barugon hatte und die Riesenschildkröte in Gamera gegen Viras ein drittes Mal begleiten durfte. Auch Reiko Kasahara war keine Unbekannte im Gamera-Universum – immerhin hatte sie die kultige Barbella in Gamera gegen Guiron verkörpert und war auch schon in Gamera gegen Gaos als Schwester des „Protagonisten“ Eiichi mit an Bord. Hier spielt sie, als 26-Jährige recht peinlich mit Zöpfen auf Teenie getrimmt, Dr. Ishikawas Schwester Kyoko. Eine Traumkarriere war auch ihr nicht mehr beschieden: Nachdem sie 1972 in den beiden großartigen Kozure Ôkami-Filmen Der unbesiegbare Samurai und Ôkami: Das Schwert der Rache sowie im Exploitation-Klassiker Sasori: Jailhouse 41 mitgewirkt hatte, kam nicht mehr viel – 1976 stand sie zum letzten Mal in einer unbedeutenden Nebenrolle vor der Kamera. Zwar wird sie noch als Mitwirkende im 1980 erschienenen Shogun Assassin geführt, aber das ist nur ein Zusammenschnitt der beiden genannten Kozure Ôkami-Filme.

Ähnliches lässt sich auch von Eiko Yanami sagen, die hier in vorderster Front als „Woman X“ beziehungsweise Zigras unfreiwillige Helferin Chikako Sugawara zu sehen ist und mir persönlich nicht hundertprozentig gefallen hat: Auch sie war in Sasori: Jailhouse 41 zu sehen und hatte danach nur noch ein paar kleine Filmauftritte – den letzten im Jahr 1981. Für Mikiko Tsubouchi als Kenichis Mutter war Gamera gegen Zigra sogar schon fast der Schlusspunkt ihrer Laufbahn, denn erst zehn Jahre später kreuzte sie in einer unbedeutenden TV-Serie noch einmal vor der Kamera auf. Am Alter lag’s nicht – sie war zum Zeitpunkt des Drehs erst 31. Selbst für Shô Natsuki, der seit 1953 in zahlreichen Daiei-Produktionen mitgewirkt hatte und hier den leitenden Arzt gibt, war Gamera gegen Zigra eine Art Abschiedsvorstellung: Fünf Jahre vergingen, bis er noch einmal eine Nebenrolle bekam (im Thriller Notwehr, der 1982 gekürzt sogar in den DDR-Kinos zu sehen war, wie ich gerade lesen durfte), und damit war seine Laufbahn als Schauspieler beendet. Dank und Anerkennung verdienen nicht zuletzt auch noch Umenosuke Izumi, der hier ein weiteres Mal im Gamera-Suit unterwegs war, sowie der Unbekannte, der kurz als Zweibeiner-Zigra zum Einsatz kam. Der Score stammt indes wie schon bei den beiden Vorgängerfilmen von Shunsuke Kikuchi (der im Folgejahr übrigens tatsächlich die Musik zu Sasori: Jailhouse 41 geliefert hat!) und klingt auch so. Haargenau so – ich glaube, einige der alten Motive wiedererkannt zu haben, vor allem das absurd eintönige Main Theme, das bisweilen minutenlang zu hören ist. Dazu gibt es einige vornehmlich heitere Passagen, die hier ganz gut aufgehoben sind. Schön ist das alles nicht, aber man kann problemlos daran vorbeihören.

So bleibt ein weiterer alter Kaijū Eiga, der sich einer Bedrohung durch außerirdische Lebensformen, hier vertreten durch einen überheblichen und selbstgefälligen „Tiefsee“-Schwertfisch, widmet – und dabei so nachlässig und gedankenlos vorgeht wie kein anderer (das sage ich einmal so, auch wenn ich zwei oder drei Vertreter des Genres noch nicht kenne). Nun verlangt man natürlich von einem billig und noch dazu mit Blick auf ein sehr junges Publikum produzierten alten japanischen Riesenmonsterheuler kein komplexes Arthaus-Kino, aber hier, sorry, wird‘s in Sachen Schluderei vom Skript bis zur Umsetzung langsam kriminell. Die Frage ist, wie man darauf reagiert – man kann sich darüber ärgern, und man kann’s auch lassen. Als Trash-Liebhaber kann man es jedoch sogar begrüßen: Ich für meinen Teil habe den hier zusammengeschusterten Blödsinn (so wenig ich Schlamperei verharmlosen will!) als ausgesprochen wohltuend empfunden – erstens, weil Blödsinn immer gut ist, und zweites, weil er in all seiner Naivität einen schönen Gegenpol zur deprimierenden und leider nicht minder gewaltigen Blöd- und Irrsinnigkeit unserer realen Welt bildet. Über die genussmeuchelnde Wirkung von Kindern im Kaijū Eiga bin freilich selbst ich nicht erhaben, und obwohl Vierjährige tatsächlich etwas harmloser, sprich weniger zu Weltrettern hochstilisierbar sind als Zehnjährige, gilt auch hier klipp und klar: Sie nerven, die Kinder. Das kostet die vorliegende Arbeit weitere Punkte, aber es bleiben ihr noch genug, um halbwegs tolerante Freunde des Subgenres gut bei Laune halten zu können. Unter dem Strich, um’s einmal einzuordnen, ist Gamera gegen Zigra der schwächste der mit Gamera gegen Gaos gestarteten „Kinder-Gameras“ und kann sich schon gar nicht mit dem überirdischen Gamera vs. Barugon messen, aber besser als der Ur-Gamera, da lehne ich mich gern wieder einmal aus dem Fenster, ist der Streifen noch immer.

Von dieser Sorte hätten zumindest für meinen Geschmack noch ein paar Filmchen produziert werden können, aber leider ... war’s das erst einmal für die kinderliebe Riesenschildkröte. Noch im gleichen Jahr, also 1971, musste die Daiei Eiga Kabushiki Kaisha (also „Daiei Film-Aktiengesellschaft“), Insolvenz anmelden – womit auch das frühe Karriereende einiger der oben genannten Darsteller, die nahezu ausschließlich in Daiei-Produktionen aktiv waren, zusammenhängen dürfte. Darüber, inwieweit das drohende Daiei-Aus bewirkt hat, dass sich bei der Produktion von Gamera gegen Zigra niemand mehr so richtig reinhängen wollte, kann heute nur noch spekuliert werden, aber diese Mühe sollte man sich schenken. Es ist vorbei. Und vielleicht kam das vorzeitige Ende der Shōwa-Gamera-Reihe sogar zur rechten Zeit und hat verhindert, dass Noriaki Yuasa eines Tages auch noch Neugeborene zu Helden eines Riesenmonsterfilms macht.

Gamera durfte sich nun ein knappes Vierteljahrhundert lang ausruhen, bis sie von Shûsuke Kaneko in aufgemotzter Form und einem erwachsenen Publikum verpflichtet zurück auf die Leinwand geholt wurde. Man konnte sie zwar schon 1980 in Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster wieder einmal im Kino sehen, aber das ... ist eine ganz spezielle Angelegenheit, auf die an anderer Stelle eingegangen werden soll.

(07/25)

7 von 10 Punkten aus der Sicht des Kaijū-Eiga- und Trash-Liebhabers, objektiv gnädige 4 von 10.





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