Review

GAMERA No. 08

GAMERAS KAMPF GEGEN FRANKENSTEINS MONSTER

(UCHU KAIJÛ GAMERA)

Noriaki Yuasa, Japan 1980

Vorsicht – dieses Review enthält SPOILER!


Nach dem skurrilen und ziemlich schlampig zusammengeschusterten siebenten Leinwandabenteuer ihrer freundlichen Riesenschildkröte in Gamera gegen Zigra sollte es bei der Daiei Eiga Kabushiki Kaisha wie gewohnt im Jahrestakt mit Gamera-Filmen weitergehen, aber die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen das Unternehmen seinerzeit zu kämpfen hatte, waren schon 1971 nicht mehr zu bewältigen – die Daiei musste Konkurs anmelden. Schade, denn der für 1972 vorgesehene Streifen Gamera gegen Garasharp, in dem es die Schildkröte nicht nur mit der Riesenkobra Garasharp, sondern auch noch mit der mutierten Krabbe Marukobukarappa zu tun bekommen hätte, wäre sicher eine interessante Angelegenheit gewesen.

Reste der Daiei wurden 1974 vom Verlagshaus Tokuma Shoten Publishing aufgekauft, woraufhin gelegentlich wieder ein paar Filme entstanden. Natürlich lag es nahe, auch der berühmtesten und beliebtesten Monsterschildkröte der Welt zurück auf die Leinwand zu helfen, aber bis das endlich geschah, vergingen noch ein paar Jahre ... in denen sowohl den Produzenten als auch den „künstlerisch“ Verantwortlichen offenbar die Inspiration abhandengekommen war, denn Gameras 1980 erschienenes und hierzulande wieder einmal mit einem bescheuerten „Frankenstein“-Titel gestraftes achtes Abenteuer Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster (im Original Uchu kaijû Gamera, also in etwa „Weltraum-Monster Gamera“, international gemeinhin als Gamera Super Monster gehandelt), ist lediglich ...

Aber eins nach dem anderen:

Nach einem grässlichen Auftaktsong und den Opening Credits ist zunächst ein Off-Sprecher an der Reihe. Begleitet von einigen gezeichneten Standbildern vermittelt er uns eine Vorstellung von der Größe des Universums und leitet daraus gleich zu einem heiklen Thema über. „Wir Menschen sind nicht die einzigen Kreaturen, die keinen Frieden finden“, meint er, und fährt fort: „Andere Lebensformen haben ihren Krieg längst ins All getragen. Aus den Weiten des Weltalls kommt ein Raumschiff, dessen Besatzung den Auftrag hat, zu morden und zu zerstören. Es handelt sich um das Piratenraumschiff ,Zanon‘, das überall, wo es auftaucht, verwüstete Planeten zurücklässt, auf denen das Leben auf ein Minimum reduziert wurde. Sein Auftrag lautet, die Erde anzugreifen und unter die Kontrolle der Außerirdischen zu bringen.“ Zu weiteren Zeichnungen hören wir laute Explosionen, und dann gleitet ein primitiv getrickstes Star Wars-Gedächtnis-Raumschiffmodell über den Bildschirm.

Damit wissen wir erst einmal genug und können uns hinab zur Erde begeben – konkret nach Tokio, wo wir unsere drei erwachsenen Heldinnen kennenlernen: Es sind die Zoohandlungsbesitzerin Kilara, die Autohausangestellte Marsha und die Kindergärtnerin Mitan. Allerdings scheinen sie ihren Berufen nur zur Tarnung nachzugehen, denn sie verfügen über Fähigkeiten, die normalen Menschen nicht gegeben sind: Nachdem sie offenbar irgendein geheimes Signal empfangen haben (das lässt ihr Griff ans Ohr zumindest vermuten), verwandeln sich Marsha und Mitan in weibliche Superman-Ausgaben und fliegen mit wehenden silbernen Umhängen gen Himmel. Kilara aber setzt sich in ihren braunen Zoohandlungs-Van und fährt einer der miesesten Trickszenen der Filmgeschichte entgegen: Während der Fahrt verwandelt sich das Fahrzeug zunächst in einen verzerrten Zeichentrick-Van und dann in einen ovalen gelblichbraunen Fleck gleicher Größe. Noch einmal: Wir sehen einen ovalen, unscharfen und gelblichbraunen Fleck, der langsam zum Himmel aufsteigt. Und er bekommt Besuch, der Fleck: Marsha und Mitan rauschen heran und fliegen hinein. Das Innere des Flecks ist ein leerer, von weißen Vorhängen abgeschlossener Raum, in dem Kilara, nun ebenfalls in silberner Superwoman-Montur und fast einen Kopf größer als ihre Mitstreiterinnen, bereits wartet. Sie habe das Gefühl, meint sie, dass ihnen „etwas Furchtbares“ bevorsteht. Marsha und Mitan teilen jedoch mit, dass sie nichts Derartiges „empfangen“ hätten.

Da ertönt eine männliche Stimme, vermutlich aus dem Weltall: „Erdlinge! Ich weiß, dass außerirdische weibliche Personen unter euch leben, die sich unseren Gesetzen nicht beugen wollen. Wir bestehen auf sofortige Auslieferung!“

„Sie haben uns entdeckt! Wir müssen sofort transmutieren!“, ruft Kilara, die offensichtlich die Anführerin der drei jungen Damen beziehungsweise (wie wir nun wissen) der drei „außerirdischen weiblichen Personen“ ist. Und so transmutieren sie, was bedeutet, dass sie ein paar synchrone Armbewegungen machen und danach mit dem ovalen gelblichbraunen Fleck auf einem Parkhausdach landen, nunmehr wieder in ihrer irdischen Bekleidung. (Sollte es nicht sich transmutieren heißen? Mmh ... egal.) Während sich der Fleck wieder in einen gelblichbraunen Lieferwagen verwandelt, ist die Stimme aus dem All noch ein wenig am Warnen und teilt den „Erdlingen“ mit, dass Widerstand zwecklos sei und die Vernichtung ihres Planeten nach sich ziehen würde.

„Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Lasst uns nachdenken, wie wir diesen Planeten tatsächlich vor ihm schützen können“, meint Kilara auf dem Parkhaus.

„Aber wie soll das gehen? Wir sind unbewaffnet!“, fragt Marsha, woraufhin sich Mitan milde optimistisch gibt: „Wir werden ein Lösung finden. Aber die Zeit läuft uns davon!“

„Du hast recht! Wir sollten ganz schnell lernen zu kämpfen und uns überlegen, was zu tun ist“, antwortet Kilara entschlossen ... und man kann nur hoffen, dass die Erdlinge nicht allzu dringend auf die Hilfe dieser außerirdischen weiblichen Personen angewiesen sind.

Während die drei mit dem Nachdenken beginnen, lernen wir eine weitere außerirdische weibliche Person kennen. Sie landet aus einer gelben Lichterscheinung heraus auf der Erde und spielt offenkundig für die Gegenseite, denn nachdem sie ihrer Armbanduhr die Ankunft gemeldet und sie gefragt hat, was nun zu tun sei, antwortet die wohlbekannte Stimme aus dem All: „Giruge! Du eliminierst alles, was sich unserem Unternehmen in den Weg stellt!“

„Ich werde mein Bestes geben!“, antwortet die somit kurz und klar Instruierte und transmutiert ebenfalls: Anstelle ihrer schwarzen Invasorinnen-Dienstklamotten trägt sie plötzlich todschicke irdische Kleidung einschließlich eines roten Lederrocks. Und dann macht sie sich auf den Weg wohin auch immer, die böse Giruge.

Wir aber lernen noch jemanden kennen, nur diesmal keine außerirdische weibliche Person mehr, sondern einen männlichen irdischen Achtjährigen ... Das war freilich längst überfällig – schließlich befinden wir uns in einem Gamera-Film, und da ist ein Held im Grundschulalter nun einmal unentbehrlich. Hier heißt er Keiichi, hat wie einige seiner Vorgänger in früheren Gamera-Filmen eine krass zu tiefe Stimme, ist ein sehr guter Yamaha-Heimorgel-Spieler und mag natürlich Schildkröten über alles in der Welt. In Kilaras Laden betrachtet er die angebotenen Exemplare so interessiert, dass ihm die Besitzerin (die übrigens nicht den Eindruck macht, dass sie über etwas Wichtiges nachdenkt ...) eins der Tiere schenkt.

Kaum hat er den Laden verlassen, schaut Kilara besorgt drein und ein Off-Sprecher teilt Böses mit: „Von den meisten unbemerkt begann der Feind mit einer Reihe von Angriffen. Niemand konnte sich die plötzlichen weltweiten Vulkanausbrüche erklären, worauf man über Nacht ein Ministerium für Forschung gründete.“ Nach einigen Minuten rot viragierter Vulkan-Stock-Footage sehen wir, wie sich ein mit zwei Rotoren ausgestatteter Hubschrauber, in dem anscheinend die Mitglieder des neuen Ministeriums sitzen, in die Luft erhebt ... und kurz darauf von einem gelben Strahl in der Mitte zerteilt wird. Moment – von einem gelben Strahl in der Mitte zerteilt? Das ist doch ...

Genau. Die Szene stammt aus dem 1967 erschienenen Film Gamera gegen Gaos und bildet den Auftakt zu einem beispiellosen Archivmaterialwiederverwertungsexzess. In der Folge werden zunächst sämtliche Soloszenen der dreiecksköpfigen Monsterfledermaus Gaos gezeigt, wobei sich der Off-Sprecher gelegentlich bemüht, einen Bezug dieser Bilder zur eigentlichen Handlung herzustellen (was er schon bald nicht mehr tun wird) – zum Beispiel erfahren wir, dass die Spezialkräfte des Militärs mit dem „Superschallmonster“ Gaos völlig überfordert sind und dieses auf seinem Weg nach Nagoya Chaos und Zerstörung hinterlässt. Das ist freilich auch ohne Erläuterung erkennbar.

Zwischen den Archivbildern geschieht derweil aber auch noch etwas. So darf Keiichi fröhlich und in voller Länge das eingangs gehörte Gamera-Lied singen, wobei er sich auf seiner Yamaha-Heimorgel begleitet. Die gute Laune vergeht ihm allerdings schnell, denn seine Mutter belehrt ihn anschließend darüber, dass seine Schildkröte im engen Terrarium kein gutes Leben führt und draußen in der Natur sehr viel besser aufgehoben wäre. Schweren Herzens (und nach „Rücksprache“ mit dem Tier!) bringt Keiichi die Schildkröte zum nahen Fluss und entlässt sie dort in die Freiheit.

Derweil treffen sich auch unsere außerirdischen weiblichen Personen wieder. Nach einer unbedachten Transmutation, die Marsha fast das Leben gekostet hätte, stellt Kilara noch einmal klar, dass es ab sofort gefährlich sei, zu transmutieren, weil sie in ihrer wahren Gestalt (also als Silber-Superwomen) im Nu vom Radar ihres Gegners geortet würden.

„Dann können wir nicht richtig agieren“, wirft Marsha ein, aber Mitan pflichtet der Chefin bei: „Kilara hat recht. Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein.“

„Ganz richtig“, bekräftigt Kilara. „Unsere wahre Gestalt könnte für uns tödlich werden. Solange das hier dauert, sollten wir aussehen wie Menschen. Gaos ist in Nagoya, und wir können nichts dagegen tun. Wenn uns nicht schnell etwas einfällt, dann zerstört er bestimmt die ganze Stadt.“

Mitan gibt sich hierzu wieder grundlos optimistisch: „Wir werden eine Lösung finden!“, meint sie.

„Und zwar schnell!“, ergänzt Marsha, noch optimistischer.


Man mag sich gar nicht ausmalen, was die Menschheit ohne diese drei Besucherinnen anstellen würde ...

Kurz darauf stattet Keiichi Kilara einen Besuch ab, um ihr die Freilassung ihres Geschenks zu beichten. Mehr oder weniger zufällig sind auch Marsha und Mitan anwesend, und dummerweise hat Kilara ebenfalls eine Yamaha-Heimorgel in ihrem Zimmer stehen ... sodass wir das nächste Mal in den zweifelhaften Genuss des Gamera-Songs kommen, denn Keiichi lässt sich nicht lumpen und trägt ihn den jungen Damen vor. Damit ist das Gespräch auch schon bei Gamera, und Kilara wird plötzlich sehr nachdenklich. „Vielleicht ist das der Ausweg, nach dem wir schon so lange suchen. Gamera ist vielleicht die Antwort auf unser Problem“, sagt sie.

„Egal, was es uns kostet – die Erde muss gerettet werden!“, meint Mitan daraufhin kämpferisch.

„Und was sagst du dazu?“, frag Kilara Marsha.

„Ich finde das auch!“, antwortet diese entschlossen.

Und dann, man glaubt es kaum, handeln sie auch sofort: „Wir haben etwas zu erledigen. Dauert nur eine Sekunde“, sagt Kilara zu Keiichi, der gern weiter auf der (übrigens sehr schönen) Heimorgel spielt. Unsere Heldinnen aber rennen zu einem nahen Spielplatz und transmutieren dort in ihre wahre Gestalt (hieß es nicht gerade noch, das könnte tödlich enden?). „Wir müssen mit Gamera gemeinsam kämpfen!“, ertönt Kilaras Stimme, aber dann ist der Einsatz auch schon beendet, denn die aufmerksame Giruge hat die drei geortet und an ihren Chef verpetzt, der sofort vom Weltraum aus mit der Strahlenkanone auf die Ungehorsamen feuern lässt. „Nichts wie weg hier! Sofort transmutieren!“, brüllt Kilara – gerade noch rechtzeitig: Nach ein paar Purzelbäumen und etwas Armgefuchtel haben unsere Heldinnen wieder ihre menschliche Tarngestalt angenommen.

„Kilara!“, jammert Mitan.

„Die hätten uns fast gekillt!“, ergänzt Marsha entsetzt.

Kilara nickt nur.

Dann aber ertönt ein bekannter Schrei. Keiichi unterbricht sein Orgelspiel und rennt hinaus auf die Straße. Und ja, da ist sie, die Riesenschildkröte Gamera – sie fliegt majestätisch über die nahen Hochhäuser und ist den momentanen Größenverhältnissen zufolge mindestens 300 Meter lang. Keiichi und die drei noch draußen herumstehenden außerirdischen weiblichen Personen sind sich einig, dass es sich bei ihr um Keiichis ausgesetzte Schildkröte handelt, die nun warum auch immer zu Gamera geworden ist (was für ein Quatsch – nun steht die Frage, wer jene Gamera war, über die man schon vorher gesprochen und Lieder gesungen hat). Auch Giruge ist nicht ganz zufällig in der Gegend – sie spricht Keiichi an und macht einen kleinen Spaziergang mit ihm, weil er die seltsame Riesenschildkröte am Himmel besonders laut bejubelt und etwas über sie zu wissen scheint.

Ohne Grund ist Gamera freilich nicht unterwegs – sie will sich Gaos vorknöpfen, den wir über Transmutationsdramatik und Heimorgelspiel fast vergessen hätten (was Gamera angeht, bleibe ich beim weiblichen Personalpronomen, auch wenn hier gern „er“ gesagt wird – wir reden über die Schildkröte). Und so folgt ein ellenlanger Block aus Archivmaterial: Wir sehen im Prinzip sämtliche Monsterkloppereien aus Gamera gegen Gaos.

Der Ausgang ist bekannt ...

(Für alle, die das Original nicht kennen: Gamera zerrt Gaos mit sich in den wild ausbrechenden Fujiyama hinein, wo das Dreieckskopfmonster geröstet wird, während die Schildkröte den Krater bald darauf putzmunter wieder verlässt und von dannen kreiselt.) Die Freude bei den drei außerirdischen jungen Damen ist groß, da sie davon ausgehen, dass Gaos von ihrem Erzfeind Zanon eingesetzt wurde. Nun wissen wir auch, wem die Off-Stimme aus dem Weltall gehört – „Zanon“ war uns eingangs nur als Piratenraumschiff vorgestellt worden. Keiichi freut sich natürlich noch mehr über Gameras Sieg, wobei im Folgenden die Möglichkeit eingeräumt wird, dass er die Schildkröte und ihren Sieg nur geträumt hat. Darüber möchte man nun aber wirklich nicht nachdenken.

Wer sich indes gerade nicht freut, ist Zanon.

„Giruge! Wer ist Gamera eigentlich?“, tönt seine Stimme aus den Weltraum-Off. Gute Frage.

„Dieser Keiichi scheint ihn zu kennen“, antwortet die Angesprochene.

„Finde alles heraus!“, erwidert Zanon und fügt an: „Gaos hat uns enttäuscht. Unser nächster Angriff kommt direkt aus dem Meer!“ Giruge aber soll Keiichi in Gewahrsam nehmen.

Was Zanon vorhat, weiß Keiichi freilich schon lange: Er hat nämlich (und dies wirklich) geträumt, dass ein neuer Angriff „von der Seeseite aus“ erfolgen wird. Nachdem er diese Neuigkeit Kilara erzählt hat, wird er vor deren Zoogeschäft von Giruge angesprochen, die ihn zunächst zu einem Burger und dann an den Strand einlädt, um „Gamera dabei zuzusehen, wie er sich schlägt“. Keiichi nimmt die Einladung an und wird von Giruge vermittelst eines grausigen Trickeffekts an den Strand gezaubert.

Und damit geht’s auf zum nächsten Archiv-Block: Wir sehen die teilweise in den Tiefen des Meeres stattfindende Monsterprügelei aus dem 1971er-„Vorgängerstreifen“ Gamera gegen Zigra, in der die Schildkröte gegen eine Art mutierten und zu Landgängen auf zwei Beinen befähigten Monsterschwertfisch antreten muss.

Der Ausgang ist bekannt ...

(Für alle, die das Original nicht kennen: Gamera wirft seinem Gegner einen riesigen Stein auf die „Nasenspitze“, der dort stecken bleibt und den Getroffenen durch sein Gewicht vornüber zu Boden zieht. Zigra zappelt hilflos im Sand, bis ihn Gamera mit seinem Feuerstrahl abfackelt.)

Keiichi jubelt über Gameras nächsten Erfolg, während Giruge die Welt nicht mehr versteht: „Das ist unmöglich! Wieso nur ...“, stammelt sie. Zudem nervt auch noch Keiichi, denn der will den Heimweg mit dem Zug antreten und sich nicht mehr mithilfe von grausigen Trickeffekten durch die Gegend zaubern lassen. Daraufhin reagiert Giruge derart unfreundlich, dass Keiichi sie durchschaut und die Flucht ergreift. Zu seinem Glück kann Kilara die Szene daheim auf einem Wandbildschirm beobachten und helfend eingreifen: Sie spielt ein paar Akkorde auf ihrer Yamaha-Heimorgel, die sich nun sogar als Yamaha-Wunderheimorgel beziehungsweise Produkt außerirdischer Hochtechnologie entpuppt, und lässt Keiichi damit durch die Wand in ihr Zimmer springen. Giruge starrt auf den leeren Strand ... und bekommt natürlich prompt Ärger mit ihrem Chef: „Giruge ...! Du musst für dein Versagen bestraft werden!“, droht er.

Die Gerügte bittet sich noch eine weitere Chance aus. „Ich werde diese außerirdischen Frauen töten!“, verspricht sie. (Selber Außerirdische, Giruge ...)

Zanon ist gnädig und will ihr diese Chance gewähren. Zudem verkündet er: „Um Gamera ein für alle Male zu eliminieren, werde ich jetzt Viras loslassen.“

Kilara hat ihrem jungen Freund derweil einiges zu erklären. Ja, gibt sie zu, sie und ihre zwei „Schwestern“ Marsha und Mitan sind Außerirdische und leben eigentlich in ihrem kleinen hellbraunen Zoohandlungs-Van. So etwas Absurdes muss natürlich bewiesen werden, und so begibt sich Kilara mit Keiichi zum Parkhaus, wo ganz oben das mysteriöse Fahrzeug steht. In dem liegt wiederum eine Art Schulranzen herum, unter dessen Stoffbezug sich ein Behältnis mit Glaswänden und einer Eingangstür befindet. Kilara aber fuchtelt in gewohnter Manier mit den Armen herum – und erscheint im nächsten Augenblick verkleinert und mit ihrem silbernen Superwoman-Outfit bekleidet im Inneren der gläsernen Box. Keiichi staunt nicht schlecht und sieht dies als Beweis dafür an, dass Kilara, Marsha und Mitan gute Außerirdische sind – im Gegensatz zur unwirschen Giruge. (Warum aber, Keiichi, sollen sich böse Außerirdische nicht auch verkleinern und in Glasboxen zaubern können?)

Kaum ist Kilara in ihrer Wohnbox erschienen, da ertönt woher auch immer ein Alarmsignal und sie muss wieder einmal flugs transmutieren – also zurück in ihre menschliche Gestalt. Dann nimmt sie Keiichi mit in ihre menschliche Wohnung und schaut sich mit ihm auf dem Wunderwandbildschirm an, wie Gamera unten am Meer gegen ein seltsames Tentakelwesen kämpft – es ist offensichtlich jener „Viras“, den Zanon „loslassen“ wollte.

Und damit geht’s auf zum nächsten Archiv-Block: Wir sehen die finale Monsterprügelei aus dem 1968 erschienenen Gamera-Streifen Gamera gegen Viras.

Der Ausgang ist bekannt ...

(Für alle, die das Original nicht kennen: Gamera fliegt mit Viras hoch in die Troposphäre hinauf und wirbelt ihn dort herum, bis er vereist ist. Dann wirft sie ihn ab, woraufhin er unten ins Meer klatscht und in zahllose kleine Eisstücke zerspringt.)

Giruge, die Viras‘ schmähliche Niederlage vor Ort verfolgen musste, ist indes stinksauer. Und natürlich lässt ihr ebenso stinksaurer Chef nicht lange auf sich warten: „Giruge ...! Du hast erneut versagt! Erkläre mir, wie das passieren konnte!“, dröhnt seine Stimme aus dem Weltraum. (Jetzt aber mal ehrlich: Was kann Giruge dafür, dass Viras im Zweikampf besiegt wurde?)

„Ich weiß jetzt, woran es liegt! Es ist nicht der Junge. Gamera wird von diesen außerirdischen Frauen gerufen und manipuliert!“, versucht sich Giruge aus der Bredouille zu reden.

„Warum hast du dich nicht am Anfang der Mission um das Problem gekümmert?“, fragt Zanon.

Giruge erklärt, dass sie erst jetzt weiß, wo sich die drei Gesuchten aufhalten. „Sie entkommen mir nicht! Ich werde sie stellen und vernichten!“, verspricht sie – und ist mit einem Mal verschwunden, ohne die Antwort ihres Chefs abzuwarten.

Kilara schickt Keiichi derweil nach Hause und wendet sich an ihre beiden Schwestern, die gerade den Raum betreten: „Wir werden sehr bald aktiv werden müssen“, sagt sie ernst.

Ja, das denkt man sich auch als Zuschauer, und zwar schon seit langer Zeit ...

Daheim geht Keiichi bald zu Bett und träumt, dass Gamera durchs Weltall düst und dort ein miserabel ins Bild kopiertes Zeichentrick-(!)-Raumschiff verjagt. Giruge ist allerdings noch hellwach und streunt unterdessen auf dem Parkhausdach um den Zoohandlungs-Van herum. Nicht nur das: Sie bringt eine Bombe an der Hecktür an und lässt sie hochgehen, woraufhin sich das Fahrzeug dank eines lausigen Lichteffekts komplett entmaterialisiert. Giruge zieht sich fies grinsend zurück.

Am nächsten Morgen sucht Keiichi seine neuen Freundinnen, findet anstelle des Vans aber nur noch einen schwarzen Fleck auf dem Boden. Dann hört er jedoch piepsige Stimmen und entdeckt schließlich den Schulranzen mit der Glasbox, welcher umgekippt neben irgendeinem Auto herumliegt. Und ja, Kilara, Marsha und Mitan befinden sich darin und werden nun von Keiichi darüber informiert, dass des Nachts ein Mordanschlag auf sie verübt wurde (was dachten sie denn, was geschehen ist, und warum ... ach, lassen wir’s). Aufgeregt transmutieren sie wieder in ihre Menschengestalt. „So ein Mist“, meint Kilara, weil nun festzustehen scheint, dass sie von Zanon und seinen Handlangern auch in dieser Menschengestalt erkannt werden können. Dann relativiert sie den soeben gezeigten Unfug ein wenig, indem sie Keiichi erzählt, dass die Tasche, also der Schulranzen, durch ein Kraftfeld geschützt sei, dessen Energie allerdings nicht für den gesamten Van gereicht hätte. Nun stehen sie also auf dem Parkhausdach, die drei außerirdischen weiblichen Personen, und wissen nicht, wie sie unerkannt in die Zoohandlung kommen (wären sie doch gleich dort geblieben ...). Aber sie haben ja Keiichi: Der trägt sie, nachdem sie sich in ihre Tasche gezaubert haben, wo sie „vor Radar sicher“ sind, in Kilaras „irdische“ Wohnung. Giruge, die vor dem Eingang des Zoogeschäfts herumlungert, freut sich derweil darüber, dass der Laden geschlossen geblieben ist. „Die außerirdischen Frauen sind eliminiert!“, berichtet sie stolz in ihre Armbanduhr hinein und fügt an, dass Gamera damit leichter zu besiegen sei.

„Sehr gut! Jetzt schicken wir Jiggar in den Kampf!“, tönt Zanons Stimme aus dem Weltall.

Und rumms – da fliegt Jiggar, eine rotbraune, achtzig Meter lange und mit allerlei anatomischem Schnickschnack aufgerüstete Mischung aus Waran und Nashorn, auch schon mitten hinein in eine explodierende Häusergruppe ...

Auf geht’s also zum nächsten Archiv-Block: Wir sehen eine Reihe von Monsterszenen einschließlich der finalen Monsterprügelei aus dem 1970 gedrehten Film Gamera gegen Jiggar.

Der Ausgang ist bekannt ...

(Für alle, die das Original nicht kennen: Jiggar bekommt während eines hohen Luftsprungs eine spitze Steinfigur von Gamera in den Schädel gerammt – hier wird die Angelegenheit etwas abgekürzt und Jiggar scheidet im Bodenkampf dahin.)

Vor Kilaras Wunderwandbildschirm jubeln Keiichi und die guten Außerirdischen über den neuerlichen Sieg der Riesenschildkröte, während die böse Außerirdische, sprich Giruge, schon wieder Ärger mit ihrem Chef bekommt: „Giruge ...!“, ertönt es drohend aus dem Off, „du hattest viele Chancen, ohne ein Ergebnis zu erzielen – dafür wirst du hingerichtet werden!“

„Ja“, stimmt die Verurteilte zu, bittet sich dann aber doch noch eine letzte Chance aus: Man müsste, so meint sie, der Schildkröte ein Steuergerät einpflanzen, damit sie unter Zanons Kontrolle gerät – dann würde sie selbst die Erdlinge attackieren.

„Ein guter Plan!“, lobt Zanon und macht sich augenblicklich an die Arbeit. Aus seinem Raumschiff heraus schießt er Gamera einen diskusförmigen Fernsteuerungsempfänger in den Hals und verkündet: „Es ist geschehen! Gamera steht unter unserer Kontrolle. Beginnen wir nun mit der nächsten Stufe!“

Giruge nickt. „Gamera! Geh und zerstöre die Erde! Geh und zerstöre die Erde!!“, brüllt sie.

Tatsächlich tut Gamera, wie ihr geheißen – und beginnt mit der Erdzerstörung am Kurobe-Staudamm, dessen Staumauer sie zertrümmert und so eine gewaltige Flut auslöst. Anschließend demoliert sie auch noch irgendeine Industrieanlage. Und ja, auch bei der Staudammszene handelt es sich wieder um Archivmaterial, in diesem Fall aus dem 1966er-Klassiker Gamera gegen Barugon.

In Kilaras Wohnzimmer ist die Stimmung freilich umgeschlagen: Keiichi und seine drei außerirdischen Freundinnen verfolgen die aktuellen Ereignisse in den TV-Nachrichten und wollen ihren Augen nicht trauen. Warum kämpft Gamera plötzlich gegen die Menschen? Nun, Kilara und Mitan finden mithilfe von Wunderwandbildschirm und Yamaha-Wunderheimorgel recht schnell heraus, was wir schon wissen: Da ist dieser Empfänger in Gameras Hals ...

Wie aber wird ihn die Schildkröte wieder los? „Wir müssen ihn absprengen“, meint Kilara, woraufhin Keiichi sie darauf aufmerksam macht, dass sie und ihre Schwestern gar keine Waffen haben, um irgendetwas abzusprengen. Stimmt, meint Kilara, weil ihnen das Tragen von Waffen nicht erlaubt sei (von wem?). Aber sie hat eine Idee, und so fügt sie ernst an: „Ich locke Zanons Leute an, damit sie auf mich schießen.“ Keiichis Proteste lässt sie nicht gelten und rennt umgehend zu ihrem Transmutations-Spielplatz, um ... zu transmutieren. „Wenn ich scheitere, müsst ihr die Erde retten!“, sagt sie zu Marsha und Mitan.

Na dann gute Nacht, Blauer Planet ...

Giruge beziehungsweise deren Alien-Hightech-Armbanduhr ist die Transmutation indes nicht entgangen, und so wird Zanon alarmiert, welcher sofort mit gelben Strahlen nach der in bester Superman-Manier zum Himmel strebenden Kilara schießt. Die kann allerdings ausweichen, landet glücklich neben dem Empfänger auf Gameras Hals und bietet sich dort als Zielscheibe an. Zanon ist dämlich genug, um auf diesen Trick hereinzufallen, und so schießt er tatsächlich den Empfänger ab, als sie auch seinem nächsten Schuss ausweicht. Kilara aber fliegt zurück zum Spielplatz, wo sie freudig von Keiichi, Marsha und Mitan empfangen wird ... und sehr unfreundlich von der genervten Giruge, die nun auch aufgekreuzt ist und verkündet: „Endlich ist die Zeit gekommen, euch alle zu töten!“ Das meint sie ernst, denn schon zückt sie ihre Strahlenpistole und feuert auf die inzwischen zurücktransmutierte Kilara, während Marsha und Mitan Keiichi in Sicherheit bringen. Aber auch Giruge bringt es selbst aus drei Meter Entfernung nicht fertig, die fleißig Purzelbäume schlagende Kilara zu treffen, und so kommt es zu einer handfesten „Martial-Arts“-Klopperei zwischen den beiden außerirdischen jungen Damen. Natürlich gewinnt Kilara, aber sie tötet Giruge nicht und überlässt der Besiegten sogar die Strahlenpistole. Giruge ist verwirrt ... und entscheidet sich in ihrer Verzweiflung dafür, nunmehr nicht Kilara, sondern sich selbst zu töten. Daran aber wird sie selbstverständlich von unseren Heldinnen und Keiichi gehindert – woraufhin sie erst einmal die Besinnung verliert.

Ganz unvermittelt ertönt nun wieder einmal die Stimme des Off-Sprechers (nicht die von Zanon!): „Zur gleichen Zeit begann sich auf dem Planeten der Ungeheuer etwas zu regen“, sagt er – und gibt damit den Startschuss für einen weiteren Archiv-Block: Wir sehen einen wilden Zusammenschnitt von Monsterkampfszenen aus dem 1969 erschienenen Streifen Gamera gegen Guiron, einschließlich der legendären Reckübung von Gamera.

Der Ausgang ist bekannt ...

(Für alle, die das Original nicht kennen: Das abstruse Monster Guiron, eine Art Fleischerbeil auf Beinen, wird von Gamera kopfüber in den Boden gerammt und dann mit einer längs halbierten Atomrakete in die Luft gesprengt ... echt jetzt.)

Nach diesem Ausflug auf einen wildfremden Planeten fliegt Gamera nun erst einmal friedlich durchs Weltall, während parallel dazu eine verstörende Zeichentricksequenz läuft, in der ein ellenlanger Personenzug unsere Erde verlässt und seinerseits durchs Weltall zu einem fremden Planeten fliegt. Was er dort will und warum wir ihn überhaupt sehen, wissen die Götter.

Zurück auf die Erde: Dort erwacht Giruge im Bett ... neben Keiichi! Dessen Mutter hatte sie versorgt und erzählt ihr nun, dass sich Keiichi schon immer eine Schwester gewünscht habe. Giruge ist zutiefst gerührt.

Mitten in ihre Rührung platzt jedoch völlig unvermittelt das nächste Monster: Es ist eine Art Dino mit Horn auf der Nase, der gerade den Hafenturm von Kōbe umwirft. „Nachdem Barugon Kōbe in Schutt und Asche gelegt hatte, begab er sich auf den Weg, um Osaka dem Erdboden gleich zu machen“, erzählt der Off-Sprecher und hört sich dabei so an, als könne irgendjemand wissen, was es in diesem Film mit einem „Barugon“ und mit Kōbe auf sich hat – allerdings war bislang weder von dem Monster noch von der Stadt auch nur eine Sekunde lang die Rede. Den nächsten Archiv-Block gibt’s dennoch: Wir sehen erneut und diesmal minutenlang Bilder aus dem 1966er-Klassiker Gamera gegen Barugon.

Der Ausgang ist bekannt ...

(Für alle, die das Original nicht kennen: Das extrem wasserscheue Monster Barugon wird von Gamera in einen See gezerrt und schlichtweg ersäuft.)

Unsere drei guten außerirdischen weiblichen Personen, Keiichi und im Hintergrund auch die nun nicht mehr böse Giruge verfolgen das Ende des Kampfes auf Kilaras Wunderwandbildschirm. „Barugon ist endlich tot!“, jubelt Mitan.

„Große Klasse! Gamera hat ihn gekillt!“, ergänzt Keiichi und fügt an: „Gamera möchte uns sehen! Er wartet im Park!“ Also stürzen die fünf hinaus auf den wohlbekannten Spielplatz, und ja, Gamera kommt angedüst. Jetzt könnte alles so schön sein – aber da beginnt Zanon schon wieder aus dem Weltall heraus zu nerven und Giruge vollzupflaumen: „Giruge ...! Du konntest die Mission nicht erfüllen und bist für uns nicht mehr von Nutzen! Ich habe der Mannschaft des Raumschiffs Zanon den Befehl erteilt, die Erde endgültig zu zerstören!“, teilt er ihr mit, weist sie aber im nächsten Satz an, die „drei Frauen von dem Stern des Friedens“ auf der Stelle zu eliminieren. Richtig beisammen ist er auch nicht mehr. Giruge aber hat das ganze Theater endgültig satt: Sie meldet Zanon vorgeblich die Koordinaten des Standorts der Gesuchten, damit er sie mit seiner Raumschiffstrahlenkanone töten kann – es sind aber ihre eigenen Koordinaten, und so wird sie vor den Augen der anderen von einem gelben Strahl getroffen und segnet das Zeitliche. Ein Jammer – wo sie doch gerade Keiichis neue Schwester hätte sein können.

„Adieu, schöne Erde“, sind ihre letzten Worte.

„Sie starb für uns, Keiichi“, sagt Kilara.

Und da das Skript gerade Freude am Aufopferungspathos entwickelt hat, macht sich Gamera nun auf den Weg ins Weltall, ganz offensichtlich, um Zanons Raumschiff zu zerstören und der Erde endlich wieder Ruhe zu verschaffen. In Form einer endlosen Schnitt-Gegenschnitt-Sequenz nähert sich die Schildkröte ihrem Ziel, obwohl ihr Keiichi gefühlt fünfzig Mal hinterherbrüllt, dass sie zurückkommen soll.

Dann kracht’s.

„Auch Gamera hat sich für uns geopfert. Er hat das Böse besiegt“, sagt Kilara.

Um den untröstlichen Keiichi auf andere Gedanken zu bringen, schlägt sie ihm vor, eine Runde mit ihr zu fliegen: „Lass uns zusammen durch den Weltraum reisen!“

Das hört sich gut an. Kilara transmutiert in ihre nunmehr gefahrlose Originalgestalt und hebt mit Keiichi ab. Gemeinsam mit Marsha und Mitan, die schon vorgeflogen sind, düsen sie ein Stück durchs Weltall und dann über die nächtliche Stadt, während die Ending Credits laufen.

Und so begann das Post-Gamera-Zeitalter – welches selbstredend auch schon wieder ein Prä-Gamera-Zeitalter war, wie wir heute wissen und wie man schon seinerzeit zumindest ahnen durfte. Irgendwann kommen sie alle wieder ...

Für immerhin 15 Jahre herrschte nun aber tatsächlich Riesenschildkröten-Funkstille: Gameras dramatischer Abgang war ein Schlussstrich, den die Daiei respektive das Haus Tokuma nicht deutlicher hätte ziehen können. Aber im Grunde genommen ist dieser Film, ist Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster selbst schon ein einziger Schlussstrich. Wer das Kunststück fertig bringt, ihm wohlgesonnen zu sein (es ist wirklich schwierig ...), mag ihn als späten Rückblick auf die Zeit des Übergangs von den Sechziger- zu den Siebzigerjahren, in der Gamera ihre sieben ersten und „regulären“ Leinwandauftritte hatte, sprich als Erinnerung an eine vergangene Epoche lesen können, unmissverständlich freilich darin, dass diese Epoche vorbei ist. Sehr viel näher liegt es allerdings, Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster als dreiste Mogelpackung, wenn nicht gar als veritablen Betrug zu betrachten, denn der Streifen ist nichts anderes als eine Ansammlung von Archivmaterialpassagen, um die herum eine papierdünne, ebenso löchrige wie lächerliche und auf allerlei verstaubte Second-Hand-Motive zurückgreifende Handlung gestrickt oder besser geschludert wurde (Stricken erfordert Mühe und Konzentration – von beidem ist hier nichts zu spüren).

Wie schon geschildert sind Ausschnitte aus allen Gamera-Filmen seit Gamera gegen Barugon zu sehen – nur aus dem Ur-Gamera ist nichts zu entdecken. Das könnte daran liegen, dass dieser Film noch in Schwarz-Weiß gedreht wurde (was aber kein Hindernis gewesen sein sollte, denn in Gamera gegen Viras wurden auch Bilder aus dem Ur-Gamera verwendet und lediglich leicht „viragiert“ beziehungsweise gefiltert), aber auch daran, dass Gamera dort keinen Gegner hat und Ausschnitte daher nicht ins Konzept des vorliegenden Streifens gepasst hätten, weil dieses eben darin besteht, dass Zanon der Schildkröte immer neue Widersacher im Sinne von „Auftragsmördern“ sendet. Insgesamt hat das verwendete Archivmaterial eine Länge von ziemlich genau 30 Minuten, zwischen denen die idiotische Geschichte der „außerirdischen weiblichen Personen“ Kilara, Marsha und Mitan erzählt wird, bei der es sich eigentlich nicht einmal um eine Geschichte handelt. Die drei Frauen sind einfach da (wie sie überhaupt zur Erde kamen und dort zum Beispiel Kindergärtnerin werden konnten, bleibt offen) und tun nahezu nichts Abrechnungsfähiges – sie transmutieren hin und transmutieren her, aber das führt zu nichts beziehungsweise lediglich zur immer wieder gewonnenen Erkenntnis, dass sie „eine Lösung finden“ oder „bald aktiv werden“ müssen. Es dauert natürlich nicht lange, bis dieses sinnfreie Treiben der Heldinnen unfreiwillig komisch wird und zu einem schönen Running Gag transmutiert. Wer möchte, kann sich darüber hinaus auch noch über haarsträubenden Quatsch wie die „Wohnung“ im Schulranzen amüsieren. Einzig die Entfernung des Fernsteuerungsempfängers an Gameras Hals durch Kilara ist eine nützliche Tat, beruht jedoch auch nur auf einem recycelten Motiv: Die Idee der Fernsteuerung Gameras durch einen von Außerirdischen angebrachten Empfänger wurde bereits in Gamera gegen Viras verwendet (der „Hirnwellenkontrollator“ ...).

Aufseiten der Antagonisten geht es ebenfalls nicht wirklich vorwärts – hier muss sich die glücklose Giruge ständig von ihrem Boss Zanon aus der Ferne zusammenfalten und drohen lassen, obwohl sie keine Schuld daran hat, dass die drei Gesuchten in ihrer Menschengestalt zunächst nicht aufzufinden sind und sämtliche von Zanon aus dem Daiei-Archiv entsendeten Monster ihre Kämpfe gegen Gamera verlieren. (Auch ihre Figur ist freilich nicht neu: Eine junge Frau, die von ihrem Alien-Boss auf die Erde geschickt wird, um dort Leute, speziell sogar Kinder, zu töten, gab es bereits im Reihenvorgänger Gamera gegen Zigra.) Immerhin sorgt Giruge dafür, dass gegen Ende des Geschehens doch noch etwas passiert – zunächst liefert sie sich auf dem hier so beliebten Spielplatz eine Prügelei mit Kilara, vollzieht anschließend einen gepflegten Gesinnungswandel und verantwortet schließlich die völlig unerwartet in diesen Film hereinbrechende Tragik, weil sie vom Skript dazu verdonnert wird, ebenso pathetisch wie sinnlos ihr Leben zu lassen (hier geschieht nichts mehr, was nicht auch ohne ihren Tod geschehen wäre). Immerhin sind ihre letzten Worte „Adieu, schöne Erde“ recht anrührend.

Nicht fehlen darf in einem Gamera-Film derweil mindestens ein Kind beziehungsweise ein etwa acht- bis zehnjähriger Junge in der vordersten Linie – bevorzugt mit viel zu tiefer Stimme und, ähm ... sagen wir vollschlank. Hier ist das Keiichi, dem das Skript des Gamera-Stammautors Niisan Takahashi ganz im Sinne der Riesenschildkrötenfilmtradition ein beträchtliches Nervpotenzial mit auf den Weg gegeben hat. Tatsächlich hat auch er wie seine Vorgänger Masao in Gamera gegen Viras, Akio in Gamera gegen Guiron und Hiroshi in Gamera gegen Jiggar in der deutschen Sprachfassung eine inakzeptabel tiefe Stimme, aber er ist nicht nur ein überraschend dünner, sondern auch ein vergleichsweise sympathischer Junge, der uns den Gefallen tut, nicht aller zwei Minuten irgendeine hirnerweichend übergezogene Heldentat zu vollbringen. Anders: Er nervt unter dem Strich doch deutlich weniger als die meisten seiner Reihenvorgänger, obgleich auch er an fast jeder Szene in irgendeiner Weise beteiligt ist. Wie genau er allerdings mit Gamera kommuniziert oder ob er überhaupt mit ihr kommuniziert und nicht alles oder manches nur träumt, bleibt derweil vage beziehungsweise vorn und hinten nicht durchdacht und erklärt.

Und schon sind wir bei Gamera. Die trägt natürlich die Hauptlast bei der Rettung der Erde – genau genommen trägt sie abgesehen von Kilaras One-Woman-Selbstmordkommando zur Entfernung des Manipulationsstrahlenempfängers die ganze Last. Und das tut die Schildkröte eben abgesehen von gefühlt weniger als zwei Minuten neu gedrehtem Material in Form von zunehmend lieblos eingefügten Archivbildern. Diese sind zumindest beim Gaos-, Viras- und Jiggar-Material noch halbwegs stimmig in die Handlung eingebunden, aber danach hat es niemanden mehr gekümmert, ob etwas passt oder nicht. Wie desinteressiert man in dieser Sache war, zeigt die rotzfreche Verwendung der Guiron-Szenen, die auf einem wildfremden Planeten angesiedelt sind und nur noch durch einen lapidaren Kommentar des Off-Sprechers legitimiert werden. (Hierbei muss man übrigens der in Gamera gegen Guiron etablierten Maßgabe Glauben schenken, dass sich Guirons Planet auf der uns gegenüberliegenden Seite der Erdbahn befindet – normalerweise hätte Gamera mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit fliegen müssen, um in Windeseile zum nächsten als „Ungeheuer-Wohnort“ tauglichen Planeten und zurück zu kommen.) 

Der Barugon-Block wird schließlich sogar ohne jede Vorwarnung respektive ohne jeden Zusammenhang in das Geschehen hineingewürgt – Hauptsache, noch ein paar Monsterszenen und noch ein paar Minuten, um die sich der Autor keine Gedanken machen muss (überarbeitet hat er sich freilich auch so nicht). Vollkommen jenseits von Gut und Böse ist schließlich die erwähnte Zeichentricksequenz mit dem durchs Weltall fliegenden Zug – sie stammt aus der Anime-Serie Galaxy Express 999 (oder einem der zu ihr gehörenden Spielfilme) und hat hier so wenig zu suchen wie nur irgendetwas. Und wenn wir einmal dabei sind: Das grausig einkopierte Zeichentrick-Raumschiff, das Gamera in Keiichis Traum nach der Viras-Sequenz verscheucht, stammt aus der Animeserie Space Battleship Yamato (... oder einem der zu ihr gehörenden Spielfilme). Beim neu gedrehten Material handelt es sich vorwiegend um ein paar unschöne und langweilige, weil zeitlupenhaft wiedergegebene und gegen den „Himmel“ geschossene Großaufnahmen des Schildkrötenvorderteils, die außerdem viel zu scharf wirken. Gamera kann dabei lediglich debil den Unterkiefer nach unten und nach oben klappen, sodass diese „Szenen“ eher als Lacher für Trash-Freunde zu verbuchen sind.

Apropos verbuchen: Ich persönlich habe seinerzeit im Fall von Gamera gegen Viras die dort verwendeten 15 Minuten Archivmaterial als eine Art „Best of“ der Action- und Monsterkampfszenen aus den Vorgängerfilmen angesehen und sogar genossen. Hier ist so etwas sehr viel schwieriger beziehungsweise kaum noch möglich: Wenn man das Konzept der vorliegenden Arbeit durchschaut hat, und das geht schnell, dann will einem seine Dreistigkeit (die ungleich größer ist als bei Gamera gegen Viras!) einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Zudem sind die Altmaterialpassagen auch noch zunehmend holprig zusammengeschnitten – sie verlieren spätestens bei den Guiron-Szenen nicht nur jeden Zusammenhang zum eigentlichen Geschehen (na ja, was man so „Geschehen“ nennt), sondern haben auch keinen inneren Fluss und wirken wirr und hektisch, was gegen Ende so weit geht, dass sie nerven. Und damit wird’s echt schwierig, ihnen noch gewogen zu sein ...

Optisch bewegt sich Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster zumindest mit seinen eigenen Szenen im unauffälligen Mittelmaß – die Bilder sind sauber und klar und wirken nur mit Blick auf die von ihnen transportierte Endsiebziger-Wirklichkeit etwas „überholt“. Das Archivmaterial krankt derweil an den jeweiligen eigenen Mängeln, und die können zum Teil doch recht beträchtlich sein (wie der Lichtmangel in den Gaos-Szenen). Laut IMDb handelt es sich bei Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster übrigens um einen Breitwandfilm, während die mir vorliegende Streaming-Fassung nur das normale 1.85:1-Format aufweist. Mmh ... aber na ja, für Plunder wie diesen reicht’s.

Bei den Trickeffekten tun sich Abgründe auf. Die Transmutations- respektive Verkleinerungsszenen gehen noch halbwegs in Ordnung (so etwas bekommt freilich jeder Anfänger hin), aber Kilaras Zeichentrick-Van und der orange Fleck, in den er sich verwandelt, sind so unterirdisch, dass man sie gar nicht mehr „Trickeffekte“ nennen mag. Ein Trickeffekt soll uns ja im Prinzip so gut wie möglich die Realität vorgaukeln, aber hier gibt es am Ende keine Realität mehr, sondern nur noch einen Fleck. Deshalb will ich auch gar nicht den Vergleich mit Klassikern der schlechten Effekte wie Bert I. Gordons Flutwelle aus Food of the Gods, Phil Tuckers „Space Platform“ aus Robot Monster oder Christopher Rays an die Hauswand geklebtem Papp-Heldenpärchen aus Allmighty Thor anstellen – orange Flecken sind eben nur noch Flecken. Der Zeichentrick-Kleinbus nimmt’s allerdings im Schlaf mit allen drei genannten Beispielen auf. In dieser Sache fruchtet auch das Argument nicht, dass Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster ja ein Kinderfilm ist und man es da nicht so genau nehmen muss: Auch Kindern sollte man zumindest so viel Respekt zollen, dass man ihnen Vollschrott wie diese Kleinbus-Fleck-Verwandlung nicht vorsetzt. Fast ebenso unterirdisch sind darüber hinaus der „Strudel“, mit dem Keiichi von Giruge zum Viras-Kampf ans Meeresufer gezaubert wird, und die schon angesprochenen einkopierten Yamato-Zeichentrickbilder. Damit ist man sogar als Trash-Liebhaber mit Sinn für unfreiwilligen Humor hoffnungslos überfordert.

Die vier jungen Damen und das Kind, die hier knapp neunundneunzig Prozent der darstellerischen Last tragen, wirken hingegen nicht überfordert, was beim Ausmaß dessen, was von ihnen verlangt wird, freilich auch unentschuldbar wäre. Wobei: Kinderdarsteller Koichi Maeda hat als Keiichi doch eine ganze Menge zu tun und macht seine Sache wirklich sehr ordentlich – mitunter hat er mir fast schon zu viel geschauspielert. Zudem ist er wie schon angesprochen auch ein sympathischer Junge und kann natürlich nicht für die Eigenheiten seiner nervenden Rolle in Haftung genommen werden. Man darf also vollauf zufrieden mit ihm sein, und dies erst recht, wenn man sich seine teilweise unfähigen und/oder auch unsympathischen Altersgenossen in den vergangenen Gamera-Steifen vor Augen hält. Wirklich würdigen wollte das allerdings niemand – für Koichi Maeda gab es in der Folge nur noch einen einzige Kurzauftritt vor einer Filmkamera. 

Unter den Darstellerinnen der drei „außerirdischen weiblichen Personen“ ist vornehmlich Mach Fumiake als Kilara gefordert, und auch sie gibt sich fachlich keine Blöße. Allerdings hat sie abgesehen vom redundanten Schwesterngeschwätz nur ein paar Dialoge mit Keiichi zu führen und ist ansonsten eher physisch, sprich mit einer Spielplatzklopperei und unentwegtem Transmutations-Armgefuchtel ausgelastet (okay, ich will’s nicht kleinreden – es ist kein Gefuchtel, sondern eine kurze „Choreografie“ aus fünf Armbewegungen ...). Mach Fumiake ist eine interessante Person: Sie hat eine solide Kampfsportausbildung und war bereits in sehr jungen Jahren als Profi-Wrestlerin (!) unterwegs – so jung, dass sie diese Laufbahn nach drei Jahren schon mit achtzehn (!) beendete. Während Kilaras Duell mit Giruge sieht man zwar keine Spur von Kampfsporterfahrung, aber egal. Mir war sie aufgrund ihrer Größe und Stämmigkeit wie auch ihres Kurzhaarschnitts nicht ganz geheuer, aber genau genommen zeigt sie doch eine sehr sympathische Vorstellung. Im Filmgeschäft wollte es jedoch auch bei ihr nicht so recht laufen – viel mehr als ein paar winzige Rollen in Streifen wie Die Steuerfahnderin und Die Steuerfahnderin schlägt wieder zu hat sie nicht vorzuweisen. Nach einer langen Schauspielpause wirkte sie allerdings im Jahr 2020 in Hiroto Yokokawas Film Nezura 1964 mit, einem Einstünder, der sich mit dem (sehr interessanten!) Beginn des Riesenmonsterkino-Engagements der Daiei Eiga Kabushiki Kaisha beschäftigt [1]. Hier singt sie auch den Titelsong.

Yaeko Kojima als Marsha und die niedliche Yoko Komatsu als Mitan sind derweil sehr viel weniger beschäftigt als Mach Fumiake – ihr Aufgabengebiet beschränkt sich im Wesentlichen darauf, die kurze Transmutations-Choreografie synchron mit ihrer Kollegin auf die Reihe zu bekommen und Sätze zu sagen wie: „Ich finde das auch!“ oder „Wir müssen eine Lösung finden!“ Auch Keiko Kudo hat keine besonders dankbare Rolle: Als Giruge muss sie als Reaktion auf Zanons Vorwürfe ein ums andere Mal Entschuldigungen in ihre Armbanduhr stammeln und grimmig Mord und Totschlag geloben, bis sie am Ende immerhin noch die Läuterung ihrer Figur vermitteln darf. Ihre große Stunde schlägt jedoch bei der Spielplatzklopperei zwischen Giruge und Kilara: Die drei aufeinanderfolgenden Rückwärts-Überschläge, die sie dabei zeigt, sind das „Actionhighlight“ des Films ... Alles umsonst – Keiko Kudo bekam im Folgejahr noch zwei kleine Rollen, und damit war ihre „Schauspielkarriere“ auch schon beendet. Ich für meinen Teil habe sie gern gesehen und mochte auch ihre deutsche Synchronsprecherin Heide Ihlenfeld. Noch dürftiger als bei Keiko Kudo fiel die darstellerische Zukunft jedoch bei ihren zuvor genannten Kolleginnen aus: Yaeko Kojima hatte gerade noch einen kurzen Filmauftritt und Yoko Komatsu gar keinen mehr. Traurig, irgendwie ... zumal Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster für die genannten Damen eben auch keine Chance war, sich ernsthaft zu bewähren. Toru Kawai konnte sich schließlich ebenfalls nicht ernsthaft bewähren – der steckte hier nur für inakzeptabel kurze Zeit im Gamera-Suit. Für Zanon jedoch, der immerhin kein Geringerer als der Oberbösewicht ist, hatte die Daiei nicht einmal einen Darsteller oder ein paar Klamotten übrig ... sodass er hier nur als Stimme aus dem Weltall teilnimmt (und zumindest in der deutschen Synchro fast jede seiner Wortmeldungen mit einem böse drohenden „Giruge ...!“ beginnt – das habe ich seit mittlerweile drei Tagen noch immer quicklebendig im Ohr).

Den Score hingegen nicht mehr, und das ist gut so. Er stammt von Shunsuke Kikuchi, der schon für die weitgehend lahme Musik der drei letzten regulären Gamera-Filme verantwortlich war. Hier kamen mir seine Kompositionen unter dem Strich etwas heiterer und damit auch schwungvoller vor als in der Vergangenheit. Ich kann mich freilich irren, weil man von ihnen nichts Konkretes in Erinnerung behält und zudem dringend davon ausgegangen werden muss, dass für Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster auch in Sachen Musik im großen Stil auf Archivmaterial zurückgegriffen wurde (wer weiß, ob überhaupt etwas Neues dabei ist – den Produzenten ist jede Schandtat zuzutrauen). Fest steht allerdings: Der Auftaktsong „Love is for the Future“, der übrigens auch von Mach Fumiake gesungen wird, ist (freilich ohne ihre Schuld!) grauenvoll.

Und ja, es liegt nahe, auch diesen um einer Handvoll Yen willen mit unverhohlener Lieblosigkeit hingepfuschten Film als Ganzes grauenvoll zu nennen. Zumindest hat ihn kein Mensch auf dieser Welt gebraucht: Was er an Monsterszenen beziehungsweise Archivbildern anbietet, haben die Vorgängerstreifen, die gnadenlos für ihn ausgeschlachtet wurden, sehr viel besser, weil am richtigen Ort und halbwegs schlüssig gezeigt, und seine Rahmen- beziehungsweise Verknüpfungs-„Handlung“ ist keinen müden Pfifferling wert. Zwar bekommt man als unverbesserlicher Trash-Liebhaber hier und dort durchaus etwas zu lachen (die schnell zum Running Gag heranwachsende Rat- und Planlosigkeit des Heldinnentrios) oder zu staunen (die „Trickeffekte“), aber der Beigeschmack, der dieser Veranstaltung anhaftet, bleibt doch so fade, dass er einer wohlwollenden Rezeption fast unüberwindbar im Weg steht. Selbst ich, der ich als ausgewiesener Freund des Nippon-Kaijū-Kinos auch bei seinen schwächeren und gar schwachen Vertretern zu übertriebener Rücksicht neige, konnte Noriaki Yuasas siebente Riesenschildkröten-Regiearbeit nicht mehr locker nehmen (und bin mir sicher, dass ihm selbst nicht wohl bei dieser Sache war). Mitunter hat sie auf mich gewirkt wie eine missratene „Found-Footage-Doku“ mit eingefügten „Spielszenen“, weshalb ich Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster inzwischen nicht einmal mehr als richtigen, sprich vollwertigen Gamera-Film, sondern lediglich als Randnotiz zur Geschichte des Genres werte.

Die Welt wird davon freilich nicht untergehen: Es gibt Schlimmeres als Randnotizen.

Gamera schien sich für ihren hiesigen Auftritt indes selbst zu schämen: Fünfzehn Jahre lang verschwand sie von der Bildfläche – bis sie sich 1995 mit einem Paukenschlag zurückmeldete. Aber das ist eine andere Geschichte.


1: Ursprünglich wollte die Daiei 1964 unter dem Titel Giant Horde Beast Nezura einen Riesenmonsterfilm mit Ratten produzieren. In der Tat hatten die Dreharbeiten für diesen von Alfred Hitchcocks Die Vögel inspirierten Streifen auch schon begonnen, aber recht schnell bekamen die Verantwortlichen Probleme mit den zahlreichen echten Nagern, die sie als „Monster“ in den Miniaturkulissen herumlaufen ließen. Als einige der Tiere entkamen und Krankheiten zu verbreiten drohten, gab es massive Proteste von Anwohnern des Studiogeländes – bis das Gesundheitsamt dem Spuk schließlich ein Ende bereitete. Erst ein paar Wochen später kam man im Hause Daiei auf die Idee, eine mit Düsenantrieb herumkreiselnde Schildkröte ins Leben zu rufen – und verwendete gleich die Nezura-Sets für die Produktion ihres ersten Leinwandauftritts.

(11/25)


5 von 10 Punkten lassen sich aus der Sicht des Kaijū-Eiga- und Trash-Liebhabers verantworten, objektiv sind 3 von 10 geschmeichelt.







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