In Rosenstraße wird wieder einmal das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit aufgearbeitet: die Nazizeit.
Im Prinzip fragt man sich da automatisch: Brauchen wir darüber noch einen Film? Schwer zu beantworten, schließlich war zuletzt „Sophie Scholl“ als psychologischer Film sehr gelungen - aber bei Rosenstraße will einfach nichts gefallen.
Starke Frauen wollte Regisseurin Margarete von Trotta zeigen. Starke deutsche Frauen, die 1943 ihre jüdischen Männer vor der Vergasung retten – nach einer wahren Begebenheit. Hat man das schon vorher gewusst? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber hat es überhaupt etwas genützt? Also haben die 1943 in der Rosenstraße festgehaltenen Männer auch die Jahre 1944, 1945 überlebt? Darüber schweigt sich Trotta aus. Aber so kleinlich soll man wahrscheinlich nicht sein, in Erinnerung soll man wohl den Sieg von weiblicher Seite behalten.
Das ist auf der einen Seite zwar schön – aber es bleibt ein fader Beigeschmack. Nicht zuletzt, weil viele jüdische Männer ihre nichtjüdischen Frauen als „Schicksen“ bezeichnen und dementsprechend meinen schlecht behandeln zu dürfen (aber so etwas sieht man in dem Film natürlich nicht).
Stattdessen sieht man, wie eine scheinbar überforderte Margarete von Trotta sich bemüht Vergangenheit in der Gegenwart lebendig zu erhalten. Das fängt mit dem New York der Gegenwart an und einer blutleeren, langweiligen Beerdigungszeremonie. Irgendwann geht es dann zu den Wurzeln der Figuren und ins Nazi-Deutschland.
Dort treffen wir auf Katja Riemann, die von Anfang an eine gebrochen traurige Frau aus dem Adel spielt und durch Heirat mit einem Juden gezwungen ist am Existenzminimum zu leben – ja und dann ist der Mann plötzlich ganz weg. Der ist dann nämlich in der Rosenstraße, einer Polizeistation, die als Übergangslager für die Juden zum Abtransport dient. In dem Lager hat die Regisseurin dann versucht den Großmeister Spielberg (Schindlers Liste) zu kopieren – aber das ist ihr leider nicht gelungen.
Zum Verzweifeln ist bei ihr allerhöchstens das schlechte Spiel der Darsteller, die hochgradig erkennbare Kulisse und der ungeschickte Schnitt (sowie die langweiligen Kameraeinstellungen).
Alles was Trotta eingefangen hat gab es anderswo schon besser, drastischer und vor allem beklemmender zu sehen. Eine der Hauptursachen für die zerstörte Atmosphäre sind bei „Rosenstraße“ wieder einmal die „gesunden“ schlecht spielenden Kinder. Angesichts deren Blüte glaubt man nicht, dass es da jemanden schlecht gehen könnte.
Der einzige Lichtblick ist Jürgen Vogel, der das gesamte Ensemble an die Wand spielt und als einziger Darsteller seinen Wandel vom lebenslustigen Adelssohn (Bruder von der Riemann) zum desillusionierten Kriegskrüppel überzeugend und vor allem überzeugend intensiv spielt. Da staunt man wirklich, wie ein Mensch seinen gesamten Auftritt in einem so kurzen Film so drastisch verändern kann.
Aber leider kann niemand Jürgen Vogel im Film das Wasser reichen und deshalb bleibt er auch der einzige Lichtblick in Rosenstraße.
Die Naziatmosphäre überzeugt nicht, die Kulisse ist stümperhaft und die Spannung allseits nahe am Nullpunkt angesiedelt. Immerhin ist schließlich die Auflösung ganz gut gelungen und nimmt die zuvor gesponnenen Fäden überzeugend auf.
Aber durch die permanente Langeweile am Anfang, in der Mitte und am Ende will das nicht wirklich dafür entschädigen, dass der Film im Großen und Ganzen – vor allem durch handwerkliche Fehler - misslungen ist.