Review

Aus der Sicht des Action-Fans hätte es so schön werden können:

Steven Seagal goes back to the roots, denn sowohl vom Titel als auch vom Inhalt her knüpft „Out for a Kill“ an gute Seagal-Filme vergangener Tage an – quasi „Out for Justice“ meets „Hard to Kill“... doch leider scheinen Erwartungen bezüglich Seagal-Steifen inzwischen keinen Sinn mehr zu haben, denn sein jüngstes Werk enttäuscht trotz der Prämisse fast auf ganzer Linie:

Alles fängt in Osteuropa mit einem (blutig und ausschweifend inszenierten) Massaker in einem Nachtclub an, wonach wir erfahren, dass sich die chinesische Mafia weltweit verbünden will, sowie dass eine „DEA“-Agentin (Michelle Goh) diesem Treiben schon lange auf der Spur ist...

Schnitt – nach China: Hier leitet Professor Robert Burns (Seagal) eine Ausgrabung für seine Universität (großartiges Seagal-Klischee: wie er seiner jungen Assistentin die geschichtlichen Hintergründe der gefundenen Artefakte, gepaart mit buddhistischen Weisheiten, erklärt), bis er feststellen muss, dass die chinesische Mafia Drogen in den Kisten mit den Fundsachen schmuggelt – auf der Flucht vor den Schergen wird seine Assistentin jedoch erschossen und er deswegen unschuldig in China inhaftiert.

Die „DEA“ wittert daraufhin ihre Chance, endlich an die Hintermänner der Operation zu gelangen, weshalb man Burns wieder auf freien Fuß setzt, worauf die Mafia zunehmend Nervös wegen seinem eventuellen Wissen wird und ihn zum töten freigibt...
Die ersten Mordanschläge kann Burns noch erfolgreich abwehren, doch dann sprengt man seine Frau im gemeinsamen Haus in die Luft (inhaltlich also „Hard to Kill“), worauf er sich und dem Vater seiner getöteten Assistentin Rache und Vergeltung noch vor der Beerdigung ihrer Liebsten schwört.

Was nun folgt, ist altbekannt: Es stellt sich heraus, dass Seagals Figur eine geheime Vergangenheit besitzt (er war früher ein Meisterdieb namens „the Ghost“) und die Cops Macht- und Ahnungslos sind, weshalb Burns das ganze Syndikat im Alleingang quer über den Globus verfolgen und zur Strecke bringen muss (wie damals in „Out for Justice“)...

Nach „the Foreigner“ führt Michael Oblowitz nun bei „Out for a Kill“ ein weiteres Mal Regie, doch leider fällt das Ergebnis noch einen Tick dürftiger aus – obwohl er wenigstens aus einem Fehler gelernt hat:
Bei diesem Einsatz darf Seagal endlich wieder Kämpfen, und das sogar recht oft. Zusätzlich gibt es dann noch Schwertkämpfe, Schießereien zuhauf, Explosionen, Verfolgungsjagden und so weiter ... wo liegt also das Problem des Films?

Oblowitz ist einfach ein zweitklassiger Regisseur ohne Gespür für Tempo, Timing, Spannung und Atmosphäre!!!

Es gibt einige passable Actionszenen, doch immer wieder streuen sich ärgerliche Elemente ein, die das Sehvergnügen trüben – beispielsweise miese F/X (bei der Hausexplosion oder im Flugzeug) oder unfreiwillig komische Szenen (wie Seagals Verbrüderung mit seinem Zellengenossen, die Montage nach dem Tod seiner Frau, der Kampf mit dem Chinesen im Frisörsalon, bei dem „Wirework“ extrem mies eingesetzt wurde, und so weiter und so fort).

Die Locations bieten mit Bulgarien, China, den USA und Frankreich (wobei ich mir nicht sicher bin, ob in einigen Ländern wirklich gedreht wurde) einige Abwechslung, was man von der Handlung nicht behaupten kann, denn die reiht Schlägereien und Schusswechsel mehr oder minder uninspiriert aneinander – doch was bei „Out for Justice“ noch funktionierte, schlägt hier aus Mangel an Spannung und Tempo fehl.

Zu keiner Minute bekommt man einen stimmigen Draht zu den Figuren – sie interessieren einfach nicht, denn die Rollen sind belanglos gezeichnet (dabei hätte gerade die chinesische „DEA“-Agentin echt potential gehabt). Was auch fehlt, ist ein charismatischer Gegenspieler („the Foreigner“ hatte wenigstens noch Max Ryan), denn hier muss sich Seagal durch etliche Reihen „Fallobst“ kämpfen, bis er endlich an den großen Boss im Hintergrund gerät, der aber auch bestenfalls nur die Ausdruckskraft einer chinesischen Vase besitzt.

Ja, Seagal ist alt geworden, doch hier macht er bei seinen Kampfszenen wenigstens eine einigermaßen gute Figur – leider sorgt der miese Schnittstil dafür, dass einiges von der Wirkung verloren geht, wo wir wieder bei Regisseur Oblowitz als Schuldigen angekommen wären.

Mit einem fähigen Regisseur hätte aus „Out for a Kill“ ein gradliniger B-Film-Reißer werden können – so bleibt nur ein unterdurchschnittlicher Actionfilm mit vielen Ärgernis-Ansätzen. Demnächst dreht Seagal mit Christian Duguay („the Art of War“) einen Film über die Yakuza – wenn auch dieser Versuch scheitern sollte, dann ist für den guten Steven Hopfen und Malz wohl endgültig verloren...

Fazit: Nicht der schlechteste Seagal-Film (diesen Titel hält noch immer „the Patriot“), aber auch nicht sehr weit davon entfernt. Der Film krankt an seiner Inszenierung – prinzipiell ist Steven jedoch mit dieser Art von Film (hart und actionreich) gut bedient = 3 von 10.


P.S.: Ach, und was die Hubschrauber auf dem Cover angeht: Keine Ahnung, wo diese herkommen – im Film jedenfalls sind sie in keiner Einstellung zu sehen...

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