Review

Blueberry und der Fluch der Dämonen (2004) von Jan Kounen

...Als junger Mann verliebt sich Mike Blueberry (Hugh O'Connor) in eine Hure, die bei einem tragischen Zwischenfall von Wallace "Wally" Blount (Michael Madsen) getötet wird. Blueberry selber wird dabei verwundet und lebt daraufhin bei Indianern, die ihn wieder gesund gepflegt haben. Viele Jahre später begegnet Blueberry (nun von Vincent Cassel gemimt) Blount erneut, von dem er eigentlich dachte, dass er tot sei. Blount, sowie ein gewisser Prosit (Eddie Izzard), wittern in den "Heiligen Bergen" eine Goldmine. Zusammen mit seinem Blutsbruder Runi (Temuera Morrison) und Maria Sullivan (Juliette Lewis), die er zwischenzeitlich kennengelernt hat, will Blueberry die alte, offene Rechnung mit Blount begleichen...

"Blueberry und der Fluch der Dämonen" (oder Fluch der Halluzinationen?) ist wohl ein Extrem, das sein Publikum entweder fasziniert oder schockiert! Ich persönlich konnte, wie auch schon bei "El Topo" (1970), leider gar nix damit anfangen. Nach gut 20 Minuten dachte ich noch, jetzt kommt eine Art Wende und ich würde in den Film hineinfinden und mich dort auch zurechtfinden. Irrtum, der Film fängt mit beeindruckenden Kamerafahrten über offenes Gelände an und genauso hört er auch auf; in den rund 100 Minuten dazwischen dominieren Langatmigkeit, Verwirrung und Effekthascherei! Die Story/Handlung eines Films stellt seine Basis dar. Sie sollte daher einigermaßen flüssig und klar, bzw. nachvollziehbar umgesetzt sein. Steht dieses Gerüst, kann es entsprechend actionreich oder effektvoll ausgeschmückt werden. Kounen aber lässt dies völlig außer Acht und verliert dabei jedes Gefühl für ein gesundes Maß und so ist dieser Fantasy-Western wohl eine Art (schräge) Kunst geworden, also nur was für's Auge und Gehör!? (Oder für Fans von Juliette Lewis, die sie einmal nackt im Wasser schimmen sehen wollen).

Ich bin jedenfalls froh, die DVD von der städtischen Bücherei ausgeliehen und nicht gekauft zu haben und sehne mich schon regelrecht wieder nach den typischen und von mir geliebten Western-Klischees! Dabei bin ich absolut empfänglich für einen Genre-Mix aus Western plus Fantasy/Horror/Science-Fiction - bin ich doch zu über 90% nur auf gute bis sehr gute Vertreter hiervon gestoßen.

Die Comic-Vorlage dieses "Leutnant Blueberry" kenne ich übrigens nicht, allerdings soll die hier besprochene Verfilmung auch gar nicht so originalgetreu sein. Obwohl ich sie aber als eine hochwertige Produktion einstufe und das Filmteam augenscheinlich überwiegend professionell gearbeitet hat, ist dies jedoch kein Garant für einen Spaßfaktor.
So sieht meine Bilanz nun ziemlich eindeutig aus:
- Landschaftsaufnahmen, Kamerafahrten und Blickwinkel sehr schön, größtenteils sogar bravourös
- Soundtrack okay, aber teils zu dominant und stellenweise etwas eintönig
- Prominente Darsteller aus verschiedenen Generationen (inkl. Ernest Borgnine)
- beinhaltet einen begehrte Treibsandszene, die aber leider sehr halbherzig und zu wenig dramatisch umgesetzt wurde
- beinhaltet zudem eine Kampfhandlung mit Chiricahua-Indianer, die aber völlig unruhig und zu schnell runtergedreht ist. Außerdem geraten die Schussgeräusche durch die zu laute Musik zu stark in den Hintergrund. Schlecht abgemischt auch bei der Originaltonspur!
- Szenen und Handlungsstränge werden immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen. Man hat Mühe der Story zu folgen und wird immer wieder aus Neue verwirrt
- Stattdessen dominieren Effekthascherei und Stimmungsmalerei
- Zahlreiche Dialoge in original(?) indianischer Sprache (mit dt. Untertitel) nerven zunehmend und sind anstrengend
- Grusel-/Horroratmosphäre kommt keine auf, teilweise aber eine vielleicht schon zu reale Westernatmosphäre, bei der man sich dann aber nicht mehr wohlfühlt
- Immer wieder kommt Langeweile und Verwirrung auf. Man weiß nicht immer sofort, ob es bei Blueberry Rückblenden, Träume, Delirien oder Halluzinationen sind
- dass außerdem viel Computertechnik und von mir verhasste Grün-/Braunfilter eingesetzt wurden, fällt dann auch nicht mehr ins Gewicht

Für mich wäre ein erneutes Anschauen eine Quälerei. Sorry, ist echt nur was für (Kunst-)Liebhaber, 3 von 10 Punkte!

General Custer braucht nun erstmal einen doppelten Whiskey... ;)

Details
Ähnliche Filme