Ein Bekannter schrieb über MARI-COOKIE „ … zeigt nackte Frauen und Strip-Einlagen mit einer Alibi-Handlung über eine Spinnenfrau, die in ihrem Refugium Menschen in Spinnweben gefangen hält. Dabei ist hier alles billig ausgefallen, von der Plastikspinne mit Menschengesicht bis hin zu den Stripeinlangen, die so etwas wie Erotik erst gar nicht bemühen.“
Womit durch den ersten Satz auch gleich die Inhaltsangabe erledigt wäre. Und grundsätzlich hat der Mann ja auch Recht damit, dass hier alles sehr billig rüberkommt, dass die Effekte nicht so richtig knorke sind, und dass der Film tatsächlich „… nicht mehr [ist], als eine Aneinanderreihung von Strip-Einlagen, die kostengünstig in einem Club gefilmt wurden.“.
Im Prinzip ja, aber … Das große und dicke Aber beginnt mit dem Auftritt von Michelle Bauer als Sheriff in schwarzer Reizwäsche mit Sheriffstern, Minislip, Cowboystiefeln und großem Cowboyhut. Alles echt, inklusive des Auftretens und der Gestik, direkt übernommen aus dem vorletzten John Wayne-Klischee-Streifen. Dann folgt der Auftritt Amber Newmans als Kunstturnerin mit Rad Handstand Flick-Flack und einer sexuellen Ausstrahlung, dass der Bildschirm fast platzt und die Hosennaht gleich mitnimmt. Und neben diesen beiden noch Lina, zwar etwas in die Jahre gekommen, aber dafür voller Spiel- und Zeigefreude, mit ständigem Perücken- und Kostümwechsel, und mit einer etwas zu langen aber äußerst erotisch-plakativen Darbietung in einem Nachtclub gemeinsam mit Amber Newman, die einiges in den Schatten stellt, was in den sogenannten Pornos der letzten 20 Jahren dargeboten wurde.
Lina darf gleich in mehrere Persönlichkeiten schlüpfen, wobei ihr die Spinnenfrau, die in ihrem Haus Menschen in Spinnennetzen gefangen hält, und an denen sie bei Bedarf dann rumknabbern darf, sichtlich Spaß macht. Sie reißt die Augen auf, sie zischt, sie geiert, sie spreizt die Beine, sie posiert in Stellungen die purer feuchter Sex sind, und wenn am Ende alle anwesenden Frauen sich verbünden und den einen anwesenden Mann erniedrigen wabert eine dicke Wolke dominanter Sinnlichkeit durch die Räumlichkeiten.
Die Gefangenen in den Netzen äußern sich nur singend (Kennt jemand noch den Film WASSER – DER FILM von 1985, in dem ein Guerillakämpfer geschworen hat nur noch zu singen, bis er seine Heimat befreit hat? Genau so …), Michelle Bauer als Erotic-Private Dick-Sheriff rockt die Hütte bei jedem einzelnen Auftritt, und irgendwie hatte ich bei der Sichtung den Eindruck, dass alle Beteiligten richtig Spaß hatten. Spaß, der sich beim Zuschauen zumindest auf mich übertragen hat (auf meinen Bekannten wohl leider nicht), und irgendwie war ich die ganze Zeit nur am Kichern und am Staunen. Das Spätwerk Jess Francos ist größtenteils sicher hartes Brot und sicher nur den ganz eingefleischten Franco-Fans zu empfehlen, MARI-COOKIE aber kann richtig Spaß machen, wenn dem Zuschauer bewusst ist, dass wir hier von einer Komödie reden. Und Komödie, da war Franco manchmal gar nicht so schlecht wie man meinen könnte. Insofern man sich darauf einlässt. Und insofern klar ist, dass die Zeiten von VAMYPROS LESBOS oder 99 WOMEN definitiv vorbei sind.