Mary-Kate und Ashley Olsen, kurz die Olsen-Zwillinge, sind durch die Vermarktung ihrer Personen schon früh berühmt und erfolgreich geworden. In der US-Sitcom Full House verkörperten sie bereits als Babys gemeinsam die Rolle der kleinen Michelle und so sind sie denn gewissermaßen im Fernsehen aufgewachsen. Eine gewisse Weltfremdheit sollte man den beiden inzwischen erwachsenen Grazien deshalb verzeihen, doch die beiden dann auf eben diesem Niveau durch zahlreiche Serien und Filme stolpern zu lassen, grenzt direkt schon an Zuschauerbeleidigung.
In der vorliegenden Teenie-Sitcom So Little Time also verkörpern Mary-Kate Olsen und Ashley Olsen zwei ganz gewöhnliche Teenager—jedenfalls wollen uns die Macher das so einreden. Denn mit fünfzehn lebt man in einer heilen Welt. Da ist man immer freundlich und fröhlich, hat keinen einzigen Pickel, ist immer perfekt gestylt und weiß genau, was man will. Und wenn die Eltern in Scheidung leben, ist das eigentlich auch keine große Sache. Die Zwillingsschwester Chloe und Riley wohnen also bei ihrer alleinerziehenden, erfolgreichen Mutter, während der abgebrannte Vater in einem Wohnwagen hausen muss. Das eigentlich traurige Schicksal des Vaters ist hier als reinster Jux dargestellt, der niemanden kümmert. Die Mädchen selbst wohnen großkotzig mit ihrer Mutter und ihrem männlichen Kindermädchen in einem riesigen Haus direkt am Strand und müssen sich trotzdem ein kleines kitschig eingerichtetes Zimmer teilen. Dort halten sie sich dann auch die meiste Zeit auf, wenn sie in der Schule nicht gerade wieder einmal Pause haben und sich in der Cafeteria treffen oder sich, noch schlimmer, in einem Rettungsschwimmer-Häuschen am Strand bei Problemchen doch tatsächlich nachdenklich direkt an den Zuschauer wenden. Wirkliche Probleme hat man in diesem Alter übrigens auch nicht (was zugegeben auch nicht so recht zum Sitcom-Stil passen würde), es sei denn die Macher zaubern wieder einmal eine ganz "ernste" Problematik aus dem alten Klischee-Hut. Denn fast ausschließlich um Mode und Jungs geht es und dabei immer knallhart an der Realität vorbei—und das noch nicht einmal witzig und frisch inszeniert.
Hinzu kommt noch, dass die Situation der getrennt lebenden Eltern völlig naiv und harmlos dargestellt ist. Denn die beiden haben sich nicht im großen Ehekrieg getrennt, sondern sind mehr wie gute Freunde, ohne nennenswerte Streitereien. Kein Wunder also, dass der Vater ständig bei den Grazien zu Hause herumhängt wie ein Freund des Hauses und somit der letzte Funke Glaubwürdigkeit in einem Sumpf aus penetrant-happy Eitelkeit und Sonnenschein erlischt.
Mary-Kate und Ashley Olsen verkörpern zwei absolut oberflächliche Nachwuchs-Tussen, die aufgesetzt und pseudo-erwachsen daherreden und sich wie zwei Prinzessinnen aufführen, ohne an die Gefühle anderer zu denken. Dabei sollen sie dann auch noch zu allem Übel sympathisch rüberkommen, nerven aber einfach nur. Eine heikle Sache auch, wenn man bedenkt, dass die Olsen-Zwillinge (vor allem in den USA) vor jungem Publikum einen gewissen Vorbildcharakter haben.
Doch nun mal weg vom moralisch erhobenen Zeigefinger. Kann So Little Time denn wenigstens unterhalten? Ein klares Nein. Als Sitcom müsste es doch wenigstens lustig sein? Weit gefehlt. Zwar helfen die eingespielten Lacher dem orientierungslosen Zuschauer, wann gerade ein Witz gerissen wurde, doch kein einziger will wirklich zünden. Das unerträglich hohle Geplapper von Chloe und Riley nervt schon nach wenigen Minuten, völlig absurde Nebenfiguren ebenfalls. Nicht einmal bei der Zielgruppe, die wohl irgendwo (großzügig betrachtet) zwischen elf und sechzehn Jahren liegen sollte, kann So Little Time wirklich punkten. Kein Wunder also, dass es von dieser Sitcom (zum Glück) nur eine Staffel gibt—von der selbst in Amerika die letzten beiden Folgen niemals im Fernsehen ausgestrahlt worden sind. Zu peinlich wohl die ganze Chose. Und so hätte der Titel der Serie besser nicht gewählt sein können: So Little Time. Ja, das Leben ist zu kurz, um es mit grottigen Sitcoms wie dieser zu vergeuden.
Allenfalls den ganz hartgesottenen Olsen-Fans der Vollständigkeit halber zu "empfehlen".