Nachdem der Wissenschaftler David Banner einen Selbstversuch mit einem Serum unternimmt, daß menschliche Zellen in Sekunden reparieren kann, verändern sich seine Gene schlagartig. Diesen genetischen Defekt gibt er an seinen Sohn Bruce weiter. Trotz aller Befürchtungen wächst dieser völlig normal auf, kann sich allerdings an seine Kindheit kaum erinnern.
Als er jedoch aufgrund eines Unfalls Gammastrahlung in hoher Konzentration ausgesetzt wird, verändert er sich. Sobald Bruce Banner wütend wird, verwandelt er sich in eine Art überdimensionales, grünes Monster...
Mit "Hulk" ist Regisseur Ang Lee eine sehr gute Comicverfilmung gelungen, die um einiges überzeugender und tiefgründiger als der letztjährige Spider - Man daherkommt.
Das hat mehrere Gründe:
Zum einen ist der Film in wirklich liebevoller Arbeit durchgehend im Comic - Stil gehalten. Dies schlägt sich vor allen Dingen in den zahlreichen Szenen wieder, in denen sich die Leinwand in mehrere kleine aufteilt und man so zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten ist.
Zum anderen lotet Ang Lee die Tiefen der Charaktere sehr viel stärker aus und nimmt sich lange Zeit für die Einführung der einzelnen Figuren und ihren Motivationen. Es dauert fast eine Stunde, bis Bruce Banner das erste Mal zum Hulk mutiert. Dadurch ist der Film kein reines Popcorn - Kino, sondern regt zum Nachdenken an. Es wird zu keiner Zeit ein Geheimnis daraus gemacht, daß der Hulk im Prinzip ein bemitleidenswertes Geschöpf ist, der das Opfer der Selbsexperimente seines Vaters wurde. Aber auch dieser ist zerfressen von Selbstzweifel und macht sich schwere Vorwürfe, pendelt jedoch den ganzen Film über zwischen Normalität und Wahnsinn. Somit fehlt "Hulk" das reine, von Anfang an festgesteckte "Gut gegen böse" - Schema, wobei der Hulk natürlich Mitleid beim Zuschauer auslöst und somit eher zum Identifikationsobjekt wird, während David Banner mit seinem im Verlauf der Handlung immer stärker werdenden Größenwahn langsam aber sicher in Richtung Geisteskrankheit abdriftet. Jedoch weisen beide Seiten auch Züge auf, die bei einem reinen Helden bzw. Bösewicht fehlen würden.
Was die emotionalen Verbindungen der Charaktere untereinander angeht, ist "Hulk" zudem mehr als komplex. Die Schicksale der Protagonisten sind auf eine wundersame Art und Weise verbunden, die erst im Laufe des Films langsam ersichtlich wird.
Darüber hinaus sind die Spezialeffekte absolute Oberklasse. War ich im Vorfeld skeptisch, was das Design des Hulk anging, hinterläßt dieser doch einen mehr als prägnanten Eindruck. Auch hierbei muß man bedenken, daß der Film zu keiner Sekunde seine Comic - Wurzeln verleugnet und der Hulk eben auch wie eine typische Comicfigur aussieht. Wo die Effekte in anderen Filmen möglichst nahe am Realismus liegen sollen, wird hier bewußt der Comicstil hervorgehoben. Man soll sich darüber bewußt sein, daß der Hulk nicht real ist, sondern eben auf einer Figur des Comics basiert. Das funktioniert auch wunderbar und ergibt so ein absolut passendes Gesamtbild. Doch auch der Rest der Effekte kann sich sehen lassen. Gerade im letzten Drittel wird der Film zu einer wahren Zerstörungsorgie, die visuell absolut atemberaubend umgesetzt wurde.
Auch die Schauspieler sind ideal besetzt.
Eric Bana macht als Bruce Banner eine tolle Figur und schafft es, aus seinem Charakter alles herauszuholen.
Gleiches gilt für Jennifer Connelly, die Banners Angebetete Betty Ross spielt.
Wirklich genial ist allerdings Nick Nolte, der zwar inzwischen erschreckend verwarlost aussieht, jedoch schauspielerisch eine Glanzleistung hinlegt. Das Pendeln zwischen Genie und Wahnsinn wirkt bei ihm zu jeder Zeit überzeugend.
Die Musik ist von Danny Elfman, der ja mit dem genialen Soundtrack zu "Batman" schon einmal eine Comicverfilmung vertont hat. Diese ist auch bei "Hulk" mehr als gelungen, obwohl die für Elfman typische Schwere der Orchestration hier nicht in dem Maße zu Tage tritt, wie bei "Batman".
Insgesamt kann man sagen, daß "Hulk" eine der besten Comicverfilmungen der letzten Jahre geworden ist. Selbst, wenn man kein Fan der Comics ist, sollte man diesen Film ansehen.
8/10 Punkte